Fragen und Antworten zum Thema SOLTA-VADIM

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Was ist die SOLTA-VADIM -Linie und welche Menschen sind am stärksten davon betroffen ?
SOLTA-VADIM -Linie ist die Bezeichnung für einen Teil Anflugroute zum Frankfurter Flughafen bei Ostwind ("rechter Gegenanflug"). Es handelt sich dabei um eine gedachte Linie zwischen den virtuellen Wegpunkten SOLTA und VADIM, auf der die Flugzeuge mittels moderner, computergestützter Navigationstechnik entlanggeführt werden.
Der Wegpunkt SOLTA liegt im Westen von Dietzenbach am Wollwiesenteich (Fischweiher). Der Wegpunkt VADIM liegt in der Nähe von Bad Kreuznach. Die Linie führt über Dreieich, Langen, danach am südlichen Rand von Mörfelden entlang in Richtung Bad Kreuznach. Die Anflugroute auf den SOLTA-Punkt aus Richtung Osten und Nordosten führt über den nördlichen und mittleren Teil von Dietzenbach, die Anflugroute aus Richtung Südosten führt über Rödermark-Waldacker und den südlichen Teil von Dietzenbach.
 
Ich war im angeblich betroffenen Gebiet und habe nichts bemerkt. Warum fühlen sich die Leute so sehr gestört ?
Die SOLTA-VADIM -Linie wird nur an Tagen mit Ostwindwetterlage genutzt (zwischen 25% und 30% der Tage); im Jahr 2000 eher seltener; Von den ca. 600 täglichen Flugbewegungen werden zur Zeit mindestens 80%, mit zunehmender Tendenz, auf der SOLTA-VADIM -Linie gebündelt. Die restlichen Flugbewegungen verteilen sich auf einen wenige Kilometer breiten Korridor um die Linie herum. In Spitzenzeiten werden die betroffenen Städte fast ununterbrochen im Minutentakt überflogen - ein Flugzeug ist noch nicht ausser Hörweite, da kommt schon das nächste. Obwohl die Flugzeuge noch nicht so tief fliegen, wie dann etwas später z.B. über Raunheim, wird von Betroffenen der Lärm wegen der langen ununterbrochenen Dauer und seines speziellen Klangs beim Einfädeln der Flugzeuge auf die SOLTA-VADIM -Linie (das "Gejaule" löst automatisch unterbewusste Gefahr-Reflexe und damit Stress aus) als kaum weniger nervend empfunden, als bei den so sehr betroffenen Raunheimer MitbürgerInnen.
 
Warum führt die SOLTA-VADIM -Linie ausgerechnet über so dichtbesiedeltes Gebiet ?
Die computergestützte Navigation wurde zunächst für Abflugrouten eingeführt. Dort ist es oft wünschenswert, dass die Flugzeuge aus Lärmschutzgründen die definierte Routen möglichst genau einhalten; es wird eine Bündelung auf ca. 500 m Breite ermöglicht. Für Abflüge wurde dieses Verfahren offiziell 1996 eingeführt.
Die Nutzung des Verfahrens für Anflüge wurde 1993, zunächst testweise, begonnen. Zu diesem Zeitpunkt waren nur wenige Flugzeuge mit dem FMS Navigationssystem ausgestattet und konnten die Linie nutzen, sodass Fluglärm anfangs kein Problem war - die grosse Mehrheit der Flugzeuge flog in einem 7-8 Kilometer breiten Korridor, sodass die einzelnen Bürger nur relativ wenige Überflüge abbekamen. Mit der Zeit wurden immer mehr Flugzeuge mit dem modernen Navigationssysten ausgestattet und konnten die SOLTA-VADIM-Linie zum Landeanflug nutzen. In 1997 zeigen die Radarspuraufzeichungen bereits eine deutliche Bündelung. Bündelung ist hier ein Problem, da die Flugroute mitten über bewohnte Gebiete führt. Richtig los ging es im Herbst 1998. Die Belästigung durch die Bündelung wurde erstmals so stark, dass die betroffenen Bürger sich über den Fluglärm beschwerten. In 1999 wurde ein Bündelungsgrad von ca. 80% erreicht - Tendenz weiter steigend.
 
Wie groß ist die Fluglärmbelästigung durch die SOLTA-VADIM -Linie ?
Offizielle Lärmmessungen oder Berechnungen des Fluglärms unterhalb der SOLTA-VADIM -Linie wurden bisher nicht durchgeführt. Private Messungen von betroffenen Bürgern haben Werte von 54 bis 63 Dezibel (A) und teilweise noch höher ergeben, je nach Art des Flugzeugs und Lage der Mess-Stelle zum Flugpfad. Auch wenn diese Pegel unter denen hochbelasteter Gebiete liegen, wird das spezifische Landegeräusch (eine Art Jaulen), insbesondere beim Einschwenken als sehr unangenehm empfunden.
Zur Störung trägt insbesondere bei, dass Ostwetterlage bevorzugt im Sommer bei schönem Wetter auftritt, wenn sich die Menschen im Freien aufhalten möchten und die Überflüge im Minutentakt dieses verleiden.
 
Bündelung auf Startrouten ist doch im allgemeinen erwünscht; warum ist dies bei der SOLTA-VADIM -Linie nicht der Fall ?
Bei den Abflugrouten hat man sich teilweise um Lärmoptimierung bemüht, d.h., sie wurden - soweit technisch möglich - an Ortschaften vorbei über dünn besiedeltes Gebiet gelegt, um möglichst wenige Menschen zu belasten. Es ist daher wünschenswert, sie genau einzuhalten. Mit dem System "NIROS" hat die DFS ein Lärm-Minimierungssystem verfügbar, das verbesserte Ergebnisse bringen könnte - es müsste nur eingesetzt werden !
Die SOLTA-VADIM -Linie und ihre Zubringerstrecken führen direkt über einige Städte. Man hat diese Strecke nicht lärmoptimiert, sondern einfach den früheren breiten Korridor aus organisatorischen Gründen auf eine schmale Linie gebündelt. Eine solche Bündelung über dicht besiedeltem Gebiet ist aber abzulehnen. Ausserdem war die Belastung zu der Zeit, als noch keine Bündelung stattfand, nach Aussagen der Betroffenen erträglich, weil die einzelnen Betroffenen dann deutlich weniger Überflüge ertragen musste. Die Überflugereignisse werden besonders dadurch zu einer erheblichen Belastung, weil sie im Minutentakt stattfinden und über lange Zeiträume keine Ruhe mehr einkehrt.
 
Wozu SOLTA-VADIM -Linie?
Flugzeuge, die über moderne, satellitengestützte Navigation verfügen, sind nicht mehr auf bodengestützte Navigationshilfen (Funkfeuer) angewiesen, sondern können mittels Flight Management System (FMS: GPS, ...) nach Wegpunkten fliegen, die nur im Computer existieren ("virtuelle" Wegpunkte). Die aus östlicher Richtung anfliegenden Flugzeuge versammeln sich am SOLTA-Punkt und fliegen dann mit Computerunterstützung auf der gedachten Linie entlang in Richtung VADIM-Punkt, ohne dass der Fluglotse noch eingreifen muss. Flugzeugen, die nicht über das moderne Navigationsverfahren verfügen, muss der Fluglotse manuell eine Anflugroute (Steuerkurs) zuweisen.
Sobald ein Slot zur Landung frei ist, werden das betreffende Flugzeug aus der SOLTA-VADIM -Linie ausgelöst und auf die eigentliche Landeroute (in genau entgegengesetzter Richtung) eingefädelt.
 
Hat die Fluglärmkommission der SOLTA-VADIM -Linie zugestimmt ? Was unternimmt sie zur Verbesserung der Lage ?
Normalerweise müsste die Fluglärmkommission angehört werden. Dieses scheint aber nie geschehen zu sein.
Als die SOLTA-VADIM -Linie eingeführt wurde, war Fluglärm wegen der geringen Nutzung kein Problem, deswegen hat die Fluglärmkommission sich auch nicht damit befasst. Die Fluglärmbelastung entstand schleichend durch die immer stärkere Bündelung und die allgemeine Zunahme des Flugverkehrs. Am 15.3.2000 stand das Problem zum ersten Mal auf Antrag von Frau Jäger, Vertreterin des Landkreises Offenbach, auf der Tagesordnung. Eine Verlegung der Linie wurde von der DFS jedoch unter anderem wegen angeblicher "betrieblicher Probleme" abgelehnt.
In diesem wie in anderen Fällen scheint die DFS die Fluglärm-Kommission fast beliebig an der Nase herumzuführen !
 
Was unternimmt die Deutsche Flugsicherung (DFS) zur Verringerung der Belastung der Bevölkerung ?
Für manche Beobachter hat es den Anschein, dass die DFS den meisten Aufwand in das Finden immer neuer "Ausreden" steckt ...
Aus verschiedenen Schreiben und Aussagen der DFS wird der massive Unwille an irgendeinem echten Engagement (zumindest zwischen den Zeilen) erkennbar. Verbesserungs-Ideen engagierter Bürger werden mit teilweise haarsträubenden Ausreden abgewimmelt. Und wenn gar nichts mehr hilft, kommt das "Argument" der angeblichen "innerbetrieblichen Gründe" zum Einsatz, die natürlich nie genauer spezifiziert werden ...
Von außen betrachtet, ist die DFS nicht Willens, sich an die eigenen Leitlinien zu halten und das theoretisch hoch gewichtete eigene Ziel einer Schonung der Bevölkerung auch nur ansatzweise in die Arbeit einzubeziehen. Alleine die Trägheit einer Behördenstruktur (da nützt auch das "GmbH" auf dem Firmenschild nichts), die extreme Fokussierung auf den Durchsatz von Flugzeugen und die Einsparung von (Fluglotsen-)Arbeitsplätzen scheinen das Handeln (bzw. Nicht-Handeln) zu bestimmen.
 
Ab 2001 soll ein Teil der Flüge auf eine "linke" Gegenanfluglinie nördlich des Flughafens verlegt werden. Bringt das keine Entlastung für die SOLTA-VADIM -Betroffenen ?
Wenn ab 2001 die aus nördlichen Richtungen eintreffenden Flugzeuge über eine neue Gegenanflugstrecke geführt werden, mag dieses eine kurzfristige Erleichterung bringen, doch das Ziel (der DFS) bei dieser Aufteilung ist es, einen höheren Durchsatz zu erreichen.
Anstatt dass die DFS die gewonnenen Spielräume dazu zu nutzt, eine echte Entlastung der Bevölkerung voranzutreiben (siehe unten), muss damit gerechnet werden, dass die DFS die freigewordenen Kapazitäten bei nächster Gelegenheit wieder mit zusätzlichen Flügen auffüllt und die derzeitige unakzeptable Situation wiederhergestellt wird.
Und die demnächst neu vom Lärm betroffenen MitbürgerInnen sind teilweise wohl schon dabei, Investitionen in das eigene Haus zu stoppen bzw. zu versuchen, es noch schnell zu verkaufen. Allzuviele ahnen aber noch nicht, was demnächst auf sie zukommen wird ...
 
Kann man denn gar nichts zur Verbesserung der Situation machen ?
D o c h !
Von engagierten Bürgern, die z.B. auch von aktiven Piloten beraten werden, wurden verschiedene Vorschläge gemacht (auch wenn es eigentlich Aufgabe der DFS oder der Fluglärm-Kommission wäre, hier aktiv zu werden). Einige dieser Vorschläge werden daher hier nur kurz skizziert:
  • Entgegen allen Abwehrbehauptungen der DFS ist es möglich, die Flughöhe zu vergrößern, ohne dass dadurch an anderer Stelle mehr BürgerInnen betroffen würden oder das es unlösbare Probleme mit anderen An- oder Abfluglinien gäbe - das Gegenteil ist der Fall !
  • Entgegen allen Abwehrbehauptungen der DFS ist es möglich, einen wesentlich geräuscharmeren und treibstoffsparenden kontinuierlichen Sinkanflug durchzuführen. In Kombination mit einer größeren Flughöhe ergäbe dieses schon eine ordentliche Verbesserung.
  • Entgegen den früheren Behauptungen der DFS wäre es durch technisch-organisatorische Anpassungen möglich, vollständig auf die Bündelung über dicht bewohntem Gebiet zu verzichten und dieses bei gleichzeitig verringertem Treibstoffverbrauch.
  • Übergangsweise bis zur Realisierung noch besserer Lösungen ließe sich in kürzester Frist durch eine relativ kleine Veränderung der Streckenführung der SOLTA-VADIM -Linie die Anzahl der betroffenen BürgerInnen ganz erheblich reduzieren. Anstatt mitten über dichtbesiedeltes Gebiet zu fliegen, ist es leicht möglich, einen großen Teil der Anflugstrecke über weitgehend unbebaute Gebiete zu verschieben.
  • ...
Bei allen Lösungsvorschlägen stellt sich die DFS als der herausragende "Blockadefaktor" dar. Dieses könnte durch entsprechendes Engagement der Bürgerinitiativen und der kommunalen Gebietsvertreter angegangen werden !
Anstatt konstruktive Gespräche mit einer Antwort wie: "Wir müssen uns erstmal um die stark gestiegene Beschwerderate kümmern" abzuwimmeln, sollte lieber gemeinsam und umgehend versucht werden, die Probleme zu verringern ! Dem Problem der steigenden Beschwerderate könnte man so sicherlich wirkungsvoller begegnen ...
 
Wo kann ich weitere Informationen bekommen, wem kann ich meine Ideen mitteilen ?
Mitglieder der Bürgerinitiativen gegen den Flughafenausbau in Frankfurt aus Rödermark, Dietzenbach, Dreieich und Langen haben sich zur Gruppe "Bürger gegen SOLTA-VADIM" zusammengeschlossen und versuchen vereint, eine Verbesserung der Situation zu erreichen. Über die entsprechenden BIs können Sie sich z.B. an diese Arbeitsgruppe wenden.
Dieser Text steht (im Original) im interaktiven Internet-Forum unter der Adresse http://www.Unser-Forum.de/Flughafen. In dieses Forum können Sie Ihre Fragen und Anregungen eintragen.

Nachsatz: Diese Informationen wurden von einem "SOLTA-VADIM -Geschädigten" zusammengestellt und sind daher sicherlich nicht so ganz neutral. Ich hoffe, dass diese Informationen im Forum von anderen Interessierten und Knowhow-Trägern nach und nach ergänzt werden. Falls sich jemand ungerecht behandelt oder wiedergegeben fühlt, besteht ebenfalls die Möglichkeit, dieses im Forum zu ergänzen oder klarzustellen.