Ticona bleibt hier - ein großer Tag für die Region?
Die 650 Millionen für den Umzug hätte man sich auch sparen können
Von: @-<[ @ufgeflogen ]>- <2007-03-26>

Heute morgen hat das Chemieunternehmen Celanese angekündigt, dass die Ticona im Rhein-Main-Gebiet bleibt. Das neue Werk - als Ersatz für die wegen des geplanten Flughafenausbaus zu räumende Produktionstätte - soll entweder im Industriepark Hoechst oder in Wiesbaden errichtet werden. Zu allererst: ein Grund zur Freude für die Ticona-Mitarbeiter, jedenfalls für die, die übernommen werden. Wenigstens müssen sie nun nicht für die verfehlte Ausbau-Entscheidung der Landesrgierung den Kopf hinhalten.

Grund zur Freude sehen auch alle Ausbaubefürworter. "Die Arbeitsplätze bleiben im Rhein-Main-Gebiet erhalten, Fraport kann ohne weitere Ticona-bedingte Verzögerungen ausbauen und die Landesregierung sieht sich nicht weiter dem Vorwurf ausgesetzt, sie gefährde mit der Entscheidung für die Nordwest-Variante Hunderte von Arbeitsplätzen. Und Celanese erhält 670 Millionen Euro, mit denen ein vollkommen neues Werk gebaut werden kann", jubelt der Kommentator im "Wiesbadener Kurier". Die Investitionssumme würde mindestens zum Teil regionalen Unternehmen zugute kommen, freut sich ein anderer. Wieder andere sind begeistert darüber, dass die Region gezeigt habe, dass man ein Unternehmen "auch ohne hohe öffentliche Subventionen in der Region halten kann", im Gegensatz zu den Standorten im Osten.

Eine Situation also, bei der alle nur gewinnen? Ein Lotto-Gewinn für die Region? Nun, für einige schon. Da wurde nur eines vergessen: erst haben Fraport und Landesregierung mit ihrer Entscheidung, eine Landebahn direkt neben dem Chemiewerk zu bauen, ein Riesenproblem erzeugt. Dann wurde das Problem mit einer Riesensumme Geld aus dem Weg geschafft, indem Fraport dem Chemiewerk den Neubau einer Produktionsanlage an einer anderen Stelle finanziert. Die 650 (jetzt sogar 670) Millionen zahlt mindestens zur Hälfte der Steuerzahler - auch nach dem Verkauf der Aktienanteile des Bundes ist immer noch mehr als die Hälfte des Aktienkapitals bei der öffentlichen Hand. Wenn die 650 Millionen für den Ticona-Umzug also keine "hohe öffentliche Subvention" sind - was wäre es dann? Man rechne einmal aus: 650 Millionen für 900 Arbeitsplätze, genauer: nur die 450 betroffenen Arbeitsplätze in der Produktion - das macht mehr als eine Million pro Arbeitsplatz!

Wenn es die Ausbaupläne nicht gäbe, hätte die Ticona einfach an ihrem Standort bleiben können. Mit der für die Finanzierung des Umzugs aufgewendeten Summe hätte man viele andere Arbeitsplätze schaffen oder Aufgaben finanzieren können, für die die Landesregierung kein Geld mehr hat oder haben will. Aber für sein Lieblingsprojekt Ausbau ist Ministerpräsdent Koch ja kein Preis zu hoch.

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Ticona Hessische Landesregierung Fraport AG

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