Heute morgen hat das Chemieunternehmen Celanese angekündigt, dass die Ticona im Rhein-Main-Gebiet bleibt. Das neue Werk - als Ersatz für die wegen des geplanten Flughafenausbaus zu räumende Produktionstätte - soll entweder im Industriepark Hoechst oder in Wiesbaden errichtet werden. Zu allererst: ein Grund zur Freude für die Ticona-Mitarbeiter, jedenfalls für die, die übernommen werden. Wenigstens müssen sie nun nicht für die verfehlte Ausbau-Entscheidung der Landesrgierung den Kopf hinhalten.
Grund zur Freude sehen auch alle Ausbaubefürworter. "Die Arbeitsplätze bleiben im Rhein-Main-Gebiet erhalten, Fraport kann ohne weitere Ticona-bedingte Verzögerungen ausbauen und die Landesregierung sieht sich nicht weiter dem Vorwurf ausgesetzt, sie gefährde mit der Entscheidung für die Nordwest-Variante Hunderte von Arbeitsplätzen. Und Celanese erhält 670 Millionen Euro, mit denen ein vollkommen neues Werk gebaut werden kann", jubelt der Kommentator im "Wiesbadener Kurier". Die Investitionssumme würde mindestens zum Teil regionalen Unternehmen zugute kommen, freut sich ein anderer. Wieder andere sind begeistert darüber, dass die Region gezeigt habe, dass man ein Unternehmen "auch ohne hohe öffentliche Subventionen in der Region halten kann", im Gegensatz zu den Standorten im Osten.
Eine Situation also, bei der alle nur gewinnen? Ein Lotto-Gewinn für die Region? Nun, für einige schon. Da wurde nur eines vergessen: erst haben Fraport und Landesregierung mit ihrer Entscheidung, eine Landebahn direkt neben dem Chemiewerk zu bauen, ein Riesenproblem erzeugt. Dann wurde das Problem mit einer Riesensumme Geld aus dem Weg geschafft, indem Fraport dem Chemiewerk den Neubau einer Produktionsanlage an einer anderen Stelle finanziert. Die 650 (jetzt sogar 670) Millionen zahlt mindestens zur Hälfte der Steuerzahler - auch nach dem Verkauf der Aktienanteile des Bundes ist immer noch mehr als die Hälfte des Aktienkapitals bei der öffentlichen Hand. Wenn die 650 Millionen für den Ticona-Umzug also keine "hohe öffentliche Subvention" sind - was wäre es dann? Man rechne einmal aus: 650 Millionen für 900 Arbeitsplätze, genauer: nur die 450 betroffenen Arbeitsplätze in der Produktion - das macht mehr als eine Million pro Arbeitsplatz!
Wenn es die Ausbaupläne nicht gäbe, hätte die Ticona einfach an ihrem Standort bleiben können. Mit der für die Finanzierung des Umzugs aufgewendeten Summe hätte man viele andere Arbeitsplätze schaffen oder Aufgaben finanzieren können, für die die Landesregierung kein Geld mehr hat oder haben will. Aber für sein Lieblingsprojekt Ausbau ist Ministerpräsdent Koch ja kein Preis zu hoch.
Risiko Ticona: Das Verfahren der EU-Kommission
Informationen, Berichte und Kommentare
Von: @cf <2006-11-01>
Beim Planungsverfahren für den Flughafenausbau wurde nach Ansicht der EU-Kommission gegen die Seveso-Richtlinie verstoßen: es wurde nicht beachtet, dass die geplante Landebahn Nordwest zu nahe am Störfallbetrieb Ticona liegt. Deswegen hat die Kommission ein Verfahren gegen Deutschland eingeleitet. Mehr»
Ticona-Klage gegen Flugrouten am 5. Oktober beim VGH Kassel
Für die Verhandlung sind Eintrittskarten nötig (siehe PM des VGH vom .....)
Von: @cf <2005-08-26>
Die Chemiewerk Ticona gegehn die aktuellen Flugrouten am Frankfurter Flughafen findet am 5. Oktober beim VGH Kassel statt. Es wird großer Andrang erwartet, Eintrittskarten erforderlich! Mehr»
Risiko Ticona: Die Entscheidung der Störfall-Kommission
Informationen, Berichte und Kommentare
Von: @cf <2005-07-01>
Die Störfall-Kommission hat entschieden, dass der Betrieb des Chemiewerks Ticona und die geplante Nordwestbahn wegen des zu großen Risikos nicht miteinander vereinbar sind. Die Landesregierung will die Nordwestbahn trotzdem bauen, notfalls will man Ticona enteignen. Wie wird der Streit ausgehen? Mehr»
Risiko Ticona: der Streit um die Zukunft des Werks
Ein Chemiewerk steht den Ausbauplänen für den Frankfurter Flughafen im Weg
Von: @cf <2008-09-19>
Der Streit über das "Risiko Ticona" ist entschieden: Ticona räumt gegen eine Zahlung von 670 Millionen Euro von Fraport den gefährlichen Platz in der Einflugschneise der geplanten Nordwestbahn. Das Werk wird bis 2011 im Industriepark Höchst neu errichtet. Die spannende Geschichte des Standort-Pokers um Werk und Landebahn finden Sie hier zusammengefasst Mehr»
Räumt Ticona den Platz für die Nordwestbahn?
Für 650 Millionen Abfindung soll das Werk angeblich geschlossen werden
Von: @cf <2006-11-29>
Die Ticona hat sich angeblich mit Fraport und der Landesregierung darauf geeinigt, das Werk in Kelsterbach gegen Zahlung einer Entschädigung zu schließen. Mehr»
Ticona räumt den Platz für die Nordwestbahn
Einigung mit Fraport: für 650 Millionen Abfindung soll das Werk geschlossen werden
Von: @cf <2006-11-30>
Die Ticona hat sich mit Fraport darauf geeinigt, das Werk in Kelsterbach gegen Zahlung einer Entschädigung von 650 Mio. bis zum Jahr 2011 zu schließen. Damit soll ein wesentliches Hindernis für die geplante Nordwestbahn beseitigt werden. Mehr»
EU-Kommission vermutet Verletzung der Seveso-Richtlinie
Bundesregierung zu Stellungnahme aufgefordert
Von: @cf <2003-11-25>
Die EU-Kommission hat auf die Beschwerde der FAG hin in einem Antwortschreiben die Bundesregierung zu einer Stellungnahme und der Lieferung weiterer Informationen aufgefordert. Der Brief gelangte jetzt in die Öffentlichkeit. Mehr»
Störfall-Kommission ist gegen neue Landebahn neben Chemiewerk
Fraport und Ministerpräsident Koch halten an Ausbauplänen fest
Von: @cf <2004-02-18>
Die Störfall-Kommission hat entschieden: sie hält den Betrieb des Chemiewerks Ticona und das Ausbauvorhaben Landebahn Nordwest für unvereinbar. Ministerpräsident Koch und Fraport wollen trotzdem an ihren Plänen festhalten.
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