Das hessische Ministerium für Verkehr, Wirtschaft und Landesentwicklung (HWWVL) hat einen Antrag der Ticona auf Betriebsbeschränkungen am Frankfurter Flughafen abgelehnt. Die Ticona wollte mit dem bereits im Dezember 2005 gestellten Antrag erreichen, dass die über das Gelände der Ticona führende Startflugroute weniger genutzt wird, um das Absturzrisiko auf das Werk und damit das Risiko eines Störfalls zu verringern.
Das Werk wird derzeit von etwa 58000 startenden Flugzeugen pro Jahr überflogen. Die Nutzung der Flugroute hat sich in den letzten Jahren durch die Zunahme des Luftverkehrs stark erhöht. Dies hält Ticona nach der Seveso-Richtlinie für unzulässig. Der Sprecher des Ministeriums Christmann sagte dagegen, es gebe "keine rechtlichen Rechtfertigungsgründe für eine Betriebsbeschränkung".
Bei Ticona will man nun prüfen, ob man gegen die Ablehnung klagt. Beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof liegt bereits eine Klage der Ticona gegen die Flugroute. Darüber soll voraussichtlich am 5. Oktober entschieden werden.
Hintergrund des Streits um die Flugroute ist der Versuch der Landesregierung, das Problem "Vereinbarkeit von Ticona und Nordwestbahn" dadurch zu lösen, dass man in einem Gutachten aufgezeigt hat, das Absturzrisiko sei wegen der 58000 Überflüge bereits heute in etwa genauso hoch wie es nach dem Ausbau mit einer Nordwestbahn wäre. Der Trick: entweder ist das Risiko jetzt akzeptabel, dann ist es auch nach einem Ausbau akzeptabel. Kommt man aber zu dem Schluss, das Risiko nach einem Ausbau wäre zu hoch, dann wäre es auch jetzt schon zu hoch. In diesem Fall kann man versuchen, die Ticona durch betriebliche Einschränkungen zu vergraulen oder ihr gar die Betriebsgenehmigung zu entziehen - damit hätte sich das Risiko-Problem bei einem Ausbau aufgelöst, und man hätte die Kosten und den Ärger einer möglichen Enteignung eingespart.
Ticona sieht dagegen den Flughafen als Verursacher des Risikos in der Verantwortung. Man müsste die aktuelle Flugroute nur etwas verlegen oder deutlich weniger nutzen, um das Risiko auszuschalten oder wenigstens deutlich zu verringern. Dies hat das Ministerium aber immer strikt abgelehnt (Mehr dazu hier ...).
Im gerade bekannt gewordenen neuen Landesentwicklungsplan wird Ticona von der Landesregierung einmal mehr mit "hoheitlichen Maßnahmen, die von "Betriebsbeschränkungen bis zur Stilllegung oder Verlegung der Anlagen" reichen könnten.
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Risiko Ticona: Das Verfahren der EU-Kommission
Informationen, Berichte und Kommentare
Von: @cf <2006-11-01>
Beim Planungsverfahren für den Flughafenausbau wurde nach Ansicht der EU-Kommission gegen die Seveso-Richtlinie verstoßen: es wurde nicht beachtet, dass die geplante Landebahn Nordwest zu nahe am Störfallbetrieb Ticona liegt. Deswegen hat die Kommission ein Verfahren gegen Deutschland eingeleitet. Mehr»
Ticona-Klage gegen Flugrouten am 5. Oktober beim VGH Kassel
Für die Verhandlung sind Eintrittskarten nötig (siehe PM des VGH vom .....)
Von: @cf <2005-08-26>
Die Chemiewerk Ticona gegehn die aktuellen Flugrouten am Frankfurter Flughafen findet am 5. Oktober beim VGH Kassel statt. Es wird großer Andrang erwartet, Eintrittskarten erforderlich! Mehr»
Risiko Ticona: Die Entscheidung der Störfall-Kommission
Informationen, Berichte und Kommentare
Von: @cf <2005-07-01>
Die Störfall-Kommission hat entschieden, dass der Betrieb des Chemiewerks Ticona und die geplante Nordwestbahn wegen des zu großen Risikos nicht miteinander vereinbar sind. Die Landesregierung will die Nordwestbahn trotzdem bauen, notfalls will man Ticona enteignen. Wie wird der Streit ausgehen? Mehr»
Risiko Ticona: der Streit um die Zukunft des Werks
Ein Chemiewerk steht den Ausbauplänen für den Frankfurter Flughafen im Weg
Von: @cf <2008-09-19>
Der Streit über das "Risiko Ticona" ist entschieden: Ticona räumt gegen eine Zahlung von 670 Millionen Euro von Fraport den gefährlichen Platz in der Einflugschneise der geplanten Nordwestbahn. Das Werk wird bis 2011 im Industriepark Höchst neu errichtet. Die spannende Geschichte des Standort-Pokers um Werk und Landebahn finden Sie hier zusammengefasst Mehr»
Räumt Ticona den Platz für die Nordwestbahn?
Für 650 Millionen Abfindung soll das Werk angeblich geschlossen werden
Von: @cf <2006-11-29>
Die Ticona hat sich angeblich mit Fraport und der Landesregierung darauf geeinigt, das Werk in Kelsterbach gegen Zahlung einer Entschädigung zu schließen. Mehr»
Ticona räumt den Platz für die Nordwestbahn
Einigung mit Fraport: für 650 Millionen Abfindung soll das Werk geschlossen werden
Von: @cf <2006-11-30>
Die Ticona hat sich mit Fraport darauf geeinigt, das Werk in Kelsterbach gegen Zahlung einer Entschädigung von 650 Mio. bis zum Jahr 2011 zu schließen. Damit soll ein wesentliches Hindernis für die geplante Nordwestbahn beseitigt werden. Mehr»
EU-Kommission vermutet Verletzung der Seveso-Richtlinie
Bundesregierung zu Stellungnahme aufgefordert
Von: @cf <2003-11-25>
Die EU-Kommission hat auf die Beschwerde der FAG hin in einem Antwortschreiben die Bundesregierung zu einer Stellungnahme und der Lieferung weiterer Informationen aufgefordert. Der Brief gelangte jetzt in die Öffentlichkeit. Mehr»
Störfall-Kommission ist gegen neue Landebahn neben Chemiewerk
Fraport und Ministerpräsident Koch halten an Ausbauplänen fest
Von: @cf <2004-02-18>
Die Störfall-Kommission hat entschieden: sie hält den Betrieb des Chemiewerks Ticona und das Ausbauvorhaben Landebahn Nordwest für unvereinbar. Ministerpräsident Koch und Fraport wollen trotzdem an ihren Plänen festhalten.
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