Man traut seinen Augen nicht. Trotz allen Veränderungen im Luftverkehr, die Corona-Pandemie und Klimakrise zur Folge haben oder zwingend notwendig machen, haben Fraport und die „Fluglärmkommission“ die Stirn einen weiteren Versuch einer Lärmumverteilung in Angriff zu nehmen - so als sei nichts geschehen.
Augen zu und durch, Corona geht vorbei, Klimakrise interessiert nicht, Wachstum muss sein.
Ohne ein kritisches Wort zur aktuellen Situation, ohne Ankündigung oder gar Konsultation werden Fluglärmumverteilungsrouten im Anflugverfahren auf den Frankfurter Flughafen aus Ost und West von Fraport und “Fluglärmkommission“ der Öffentlichkeit und den durch die neuen Routen betroffenen Gemeinden im Überrumplungsverfahren präsentiert.
Unter dem Titel „Segmented Approach“ sollen ab dem 1. März 2021 probeweise neue Routen geflogen werden, um sie dann – am besten noch vor dem erhofften Wiederanstieg der Flugbewegungen – in den Regelbetrieb überführen zu können. Betroffen davon sind viele Gemeinden und Städte, wie etwa Obertshausen, Heusenstamm, Neu Isenburg im Osten oder Bodenheim, Ginsheim und Rüsselsheim im Westen.
Aufgabe der „Kommission zur Abwehr des Fluglärms“ (so der richtige Namen der „FLK“) sollte es eigentlich sein, dafür zu kämpfen, dass alle Menschen der Region möglichst wenig durch Lärm und Schadstoffe des Luftverkehrs geschädigt werden und die negativen Auswirkungen auf das Klima nachhaltig und umgehend reduziert werden. Das geht nur durch merkbare Verringerungen der Flugbewegungen. Es ist deshalb besonders bedauerlich, dass die FLK sich weiterhin lediglich mit Maßnahmen beschäftigt, die den Wachstumskurs unterstützen sollen, denn nichts anderes ist der Probebetrieb des Segmented Approach.
Anstatt das Nachtflugverbot auch für die sog. Nachtrandstunden 5-6 Uhr und 22-23 Uhr zu fordern, d.h. ein Nachtflugverbot für die ganze „gesetzliche Nacht“ von 22 -6 Uhr. Etwas, das die Menschen, die hier leben, wirklich spürbar entlasten würde. Oder die Einstellung der Kurzstreckenflüge. Allein dadurch könnten die Flugbewegungen um mindestens 20 % reduziert werden.
Dass der Vorsitzende der FLK, der dort eine Gemeinde vertritt, deren Steuereinkommen ganz wesentlich vom Wohl und Wehe der Luftverkehrswirtschaft abhängt, kein gesteigertes Interesse hat den Luftverkehr zu reduzieren, muss nicht verwundern. Eher schon, dass dies immer noch geduldet wird. Hier ist ein Wechsel schon lange überfällig. Was die Region braucht, ist eine „Kommission zur Abwehr aller schädlichen Auswirkungen des Luftverkehrs, des Lärms, des Ultrafeinstaubs und des massiven Co2 - und anderer klimaschädlichen Emissionen“, die das erklärte Ziel hat, Luftverkehr zu reduzieren.
Eine drastische Reduzierung der Flugbewegungen ist unabdingbar, Lärmverteilung ein Unding!
Das „Bündnis der Bürgerinitiativen - Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr“, kurz: BBI, ist ein Zusammenschluss von mehr als 80 Initiativen. Das Bündnis streitet für die Wiedergewinnung und den Erhalt der Lebensqualität der Menschen im Rhein-Main-Gebiet. Es setzt sich für die Schaffung einer lebenswerten Region ein und fordert den Schutz der Menschen vor den schädlichen Auswirkungen des Luftverkehrs und erklärt sich solidarisch mit allen von Verkehrslärm betroffenen Menschen. Das Bündnis fordert einen verantwortungsvollen Umgang mit der Mobilität. Die gemeinsamen Ziele sind:
Verhinderung des Ausbaus des Frankfurter Flughafens und anderer Flughäfen in der Region.
Schaffung von nächtlicher Ruhe durch ein absolutes Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr.
Schaffung von rechtlich einklagbaren Grenzen der Belastung für die Bürgerinnen und Bürger.
Verursachergerechte Zuordnung von Kosten auf die Luftverkehrsindustrie; Stopp der Subventionen.
Verringerung der Flugbewegungen auf maximal 380.000 pro Jahr und Reduzierung der bestehenden Belastungen durch Fluglärm, Luftverschmutzung und Bodenverbrauch durch Flugverkehr im Rhein-Main-Gebiet.
Stilllegung der Landebahn Nordwest.
Fluglärmkommission Ffm Landeanflug Anflugroute(n) Verschiebung von Fluglärm Segmented Approach BBI-PMs