Pressemitteilung der BI Raunheim vom 06.12.2015 (Dr. Horst Bröhl-Kerner, Sprecher)
Erstmals hat ein Vertreter des Umweltbundesamtes (UBA) in einem öffentlichen Vortrag in der Region bestätigt, dass auch Messungen des UBA in der Umgebung des Flughafens eine drastisch erhöhte Anzahl-Konzentration von Ultrafeinstaub-Partikeln (UFP) belegen. Wahrscheinlichste Quelle dafür ist aufgrund eindeutiger Indizien der Partikel-Ausstoß aus den Flugzeug-Triebwerken.
In einem Vortrag am 3.12. in Walldorf stellte Dr. Klaus Wirtz, Leiter des UBA-Fachgebiets „Experimentelle Untersuchungen zur Luftgüte“ mit Sitz in Langen, Messergebnisse vor, die bisher öffentlich nicht verfügbar waren. Demnach wurden entlang der Flughafengrenze im Osten und Norden extrem hohe Teilchenzahlen für UFP gemessen, als deren Quelle nur der Flughafen in Frage kommt. Auch an der UBA-Messstation im fünf Kilometer vom Flughafen entfernten Langen konnten UFP-Konzentrationen gemessen werden, die aufgrund der Windrichtung mit großer Wahrscheinlichkeit dem Flughafen zuzuordnen sind. Selbst an der neuen Messstation in Raunheim, die bisher nur wenige Tage in Betrieb war, konnte bereits ein eindeutiger Unterschied in der UFP-Konzentration zwischen Tagen mit Anflug über Raunheim und solchen ohne festgestellt werden.
Damit bestätigt sich die Einschätzung des BBI-Arbeitskreises Feinstaub, der mithilfe eigener Messungen, u.a. in Mainz und Raunheim, ebenfalls stark erhöhte UFP-Konzentrationen nachweisen und eindeutig dem Flugbetrieb zuordnen konnte. Diese Messungen wurden in Walldorf ebenfalls kurz vorgestellt.
Dr. Wirtz hielt seinen Vortrag auf Einladung der Stadt Mörfelden-Walldorf und des Umwelt- und Nachbarschaftshauses des Forums Flughafen und Region (UNH) im Rahmen der Vorstellung der Messergebnisse, die das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG) mithilfe einer mobilen Messstation ein Jahr lang in Mörfelden erfasst hat. Prof. Dr. Jacobi vom HLUG konnte überzeugend darlegen, dass auch diesmal, ebenso wie bei den Messungen in Frankfurt-Sachsenhausen und Flörsheim, mit den dabei verwendeten Methoden keinerlei Einfluss des Flugverkehrs auf die Luftqualität nachgewiesen werden konnte. Dies ist wenig überraschend, da die Messstation in Raunheim dieses Faktum seit bald 40 Jahren demonstriert. Er kündigte dennoch an, dass er die gleiche Übung im Auftrag des UNH im nächsten Jahr in Neu-Isenburg wiederholen wird, um auch dort „beruhigende Ergebnisse“ verkünden zu können.
Im Gegensatz dazu hält es das UBA für dringend erforderlich, in einem Forschungsprojekt den Einfluss von Großflughäfen auf die UFP-Belastung der umgebenden Region zu untersuchen. Dr. Wirtz stellte in Aussicht, dass ein solches Projekt in Kürze beginnen wird, allerdings blieb unklar, ob es tatsächlich am Frankfurter Flughafen durchgeführt wird.
Zu diesem Projekt soll es einen Begleitkreis geben, in dem auch die interessierte Öffentlichkeit vertreten sein soll. Wann erste Ergebnisse vorliegen werden, wurde ebenfalls noch nicht klar.
Dr. Wirtz hat angekündigt, seine Vortragsfolien nach Klärung offener Copyright-Fragen bzgl. der verwendeten Bilder zur Verfügung zu stellen. Ansonsten soll die öffentliche Verfügbarkeit der vorhandenen Messdaten aber offensichtlich eingeschränkt bleiben.
Prof. Dr. Jacobi erklärte, dass das HLUG mit der Messstation in Raunheim die Messung der UFP-Partikelzahlen erstmals übt und während der Lernphase, die 6 bis 12 Monate dauern soll, keine Ergebnisse veröffentlichen wird.
Unverständlich blieb leider auch, warum von der UBA-Messstation in Langen, die seit 2005 in Betrieb ist, bis heute kein einziger Messwert veröffentlicht wurde, obwohl andere UBA-Stationen, die mit gleicher oder ähnlicher Technik ausgerüstet sind (aber nicht in Flughafen-Nähe liegen), seit Jahren zuverlässige und öffentlich verfügbare Messreihen produzieren.
Die BI Raunheim fordert daher:
dass alle vorliegenden Messwerte zur UFP-Belastung in der Rhein-Main-Region veröffentlich werden, selbst wenn es sich um vorläufige Werte handelt,
dass die in der Station Raunheim gemessenen UFP-Werte auch während des Probebetriebs zeitnah veröffentlicht werden,
dass das UBA-Forschungsprojekt am Flughafen Frankfurt durchgeführt wird und die Bürgerinitiativen mit selbstgewählten VertreterInnen am Begleitkreis beteiligt werden, so dass auch Zwischenergebnisse öffentlich diskutiert werden können.
Weiterhin fordern wir die Fraport AG auf, ihre eigenen Messstationen auf dem Flughafengelände ebenfalls um geeignete Geräte zur Messung der UFP-Anzahlkonzentration und –Zusammensetzung zu ergänzen und die erhaltenen Messwerte ebenfalls öffentlich zur Verfügung zu stellen.
Vom UNH fordern wir, statt Gelder für Messkampagnen zu vergeuden, die absehbar ohne jede Aussage mit Bezug zum Flugverkehr bleiben, vorhandene Lücken in der Erforschung von Erkennung und Wirkung von UFP-Partikeln aus Flugzeugtriebwerken zu identifizieren und ggf. notwendige weitere Forschungen zu unterstützen.
Bürgerinitiative gegen Fluglärm Raunheim
Schadstoffbelastung Ultrafeinstaub Umweltbundesamt Schadstoffemission Feinstaub Mörfelden-Walldorf