Als kontraproduktiv für den Klimaschutz hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD) den geplanten Ausbau des Frankfurter Flughafens bezeichnet. "Natürlich muss auch die Luftfahrt entsprechend der Forderungen der EU bis 2020 ihre Klimagasemissionen um 20 Prozent senken", forderte Werner Geiß, Landesvorsitzender des Umwelt- und Verbraucherverbandes. "Wenn allein die Flughafenprojekte Frankfurt, München und Berlin realisiert würden, müssten alle anderen deutschen Flughäfen geschlossen werden, um das Klimaschutzziel einzuhalten." Es sei daher völlig absurd, wenn das Regierungspräsidium Darmstadt weiterhin den enormen, von Fraport prognostizierten Mehrbedarf an Flugbewegungen als das ausschlaggebende Kriterium für die Genehmigung des Ausbaus ansieht. Aus den ergänzten Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren, die derzeit öffentlich ausliegen, geht hervor, dass Fraport im Jahr 2020 mit 88,6 Millionen Fluggästen und fünf Jahre später mit 98,8 Millionen rechnet. Das ist gegenüber dem heutigen Stand nahezu eine Verdoppelung. Dadurch steige nicht nur der Ausstoß von Klimagasen deutlich, sondern auch die Emission von Schadstoffen wie Feinstaub, Benzol und Schwefeldioxid.
"Nur wenn sich Wirtschaft und Gesellschaft zügig auf den Klimaschutz einstellen, können Wohlstand und Arbeitsplätze gesichert werden," zitiert Geiß die wissenschaftlichen Erkenntnisse der UN. "Dies gilt auch für den Frankfurter Flughafen". Daher hat Geiß kein Verständnis dafür, dass auch in den überarbeiteten Planungsunterlagen die drohenden Arbeitsplatzverluste ignoriert werden, obwohl das Regierungspräsidium eine Ergänzung der Gutachten gefordert hatte. "Wenn der Flugverkehr immer mehr Kaufkraft absorbiert, kostet das Arbeitsplätze," erklärte Geiß. "Denn die Luftfahrtbranchen erzielen den gleichen Umsatz mit viel weniger Arbeitsaufwand als die übrige Wirtschaft." Verheerender noch seien die induzierten Wirkungen des steuerfreien Flugverkehrs: "Ferienflieger erschließen billige Ferienbetten, Frachtflieger billige Arbeitskräfte." Die Untersuchung solcher Effekte dürfe nicht länger verweigert und müsse beim Planentscheid berücksichtigt werden. "Von einer Jobmaschine ist dann keine Rede mehr."
Enttäuscht ist der VCD von der Zustimmung der Landes-SPD zum Landesentwicklungsplan und damit zum Flughafenausbau. "Wir hatten der Landesvorsitzenden Andrea Ypsilanti doch mehr volkswirtschaftliches Verständnis zugetraut", sagte Geiß. Um so mehr setzt er auf das Engagement der vom Ausbau betroffenen Bürger. In ihren persönlichen Einwendungen sollten sie unbedingt auch den Klimaschutzaspekt und die drohenden Beschäftigungsverluste anführen. Nur so könne die Landesregierung zu einer neutralen und seriösen Entscheidung gezwungen werden, die neben den Wünschen der Firma Fraport auch die öffentlichen Interessen respektiert. Bürger finden Argumentationshilfen für Einwendungen auf der Homepage des VCD (www.vcd.org/hessen).
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