Fraport-Chef Bender versucht mit Zahlenakrobatik und Pathos Bundestagsabgeordnete zu beeindrucken.Der Ausbau des Flughafens sei eine nationale Aufgabe und schaffe 100000 neue Arbeitsplätze.
Das versucht Fraport-Chef Bender diesmal einer Gruppe von CDU-Bundestagsabgeordneten, die ihn auf dem Flughafen besuchten, einzuhämmern. Dazu benutzt er wieder seine bekannt fantastische Zahlenakrobatik. Er fordert eine rigorose Vereinfachung der Genehmigungsverfahren und eine "politische wie moralische Rückenstärkung".
Ist den Politikern die gerade zwei Tage alte Ankündigung Benders entgangen? Er plane "weitgehende Einschnitte im Personalbereich". Lufthansa fordert von Fraport Preiszugeständnisse von jährlich 60 Millionen Euro und die will er so realisieren. Konkrete Zahlen, wie viele Arbeitsplätze dafür auf dem Flughafen wegfallen werden, hat Bender nicht genannt. Und er wird sich hüten, diese Zahl mit seinem Multiplikator für "indirekte und induzierte Arbeitsplätze und katalytische Effekte", den er ansonsten verwendet, um auf die von ihm prognostizierten 100 000 Arbeitsplätze im Fall des Ausbaus zu kommen, zu multiplizieren. Aber was für die Zunahme von Arbeitsplätzen gelten soll, wirkt dann auch beim Wegfall.
Herr Bender sollte zugeben, dass der Wettbewerbsdruck aus der Verlagerung zu den Billigfliegern, die keine teuren Hubs benutzen, und langfristig steigende Treibstoffpreise wohl noch lange Zeit für weitere wegfallende oder schlechter bezahlte Arbeitsplätze sorgen werden. Die Werft für Großflugzeuge, für die ihm die leichtgläubige Regionalversammlung um Kosten zu sparen gerade die Bannwaldrodung genehmigt hat, bringt jedenfalls keinen einzigen neuen Arbeitsplatz. Das ist vor allem ein wichtiges Rationalisierungsprojekt.
Auch wenn Herr Bender von seinen CDU-Gästen "umfassende Korrekturen" des geplanten Fluglärmgesetzes fordert, nimmt er es mit Zahlen nicht so genau. Die vorgesehenen Entschädigungen von einer Milliarde Euro werfe den Luftverkehrsstandort Deutschland zurück. Dabei kommt man mit den Zahlen des Gesetzes nur auf die Hälfte und die wird dann nicht auf einmal sondern über einen Zeitraum von zehn Jahren fällig. Das macht pro Ticket weniger als 50 Cent aus. Eine solche "Verteuerung" wird auch den Geizigsten nicht von einem Flugplatz im Ausland abheben lassen - wenn er sie überhaupt erkennen kann. Die von Lufthansa neu eingeführte "Service"-Gebühr von 35 Euro je Ticket hat jedenfalls keinerlei Einbußen gebracht.
Fraport-Pressemitteilung, Originaltext:
Fraport-Chef vor Bundestagsabgeordneten: "Flughafen-Ausbau ist nationale Aufgabe"
Bender kritisiert "überbordende Bürokratie": Ordner inzwischen länger als Landebahn
08.11.2004, 142/04
FRA/dw – "Der Ausbau des Frankfurter Flughafens ist eine nationale Aufgabe und mit rund 100.000 neuen Arbeitsplätzen eines der größten Beschäftigungsprogramme in Europa in den nächsten Jahren". Das erklärte der Vorstandsvorsitzende der Fraport AG, Dr. Wilhelm Bender, am Montag bei einem Besuch von Bundestagsabgeordneten der Arbeitsgruppe Tourismus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und der tourismuspolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen auf dem Frankfurter Flughafen. Die Wettbewerbsfähigkeit des zentralen Verkehrsdrehkreuzes entscheide über die Zukunftsfähigkeit Deutschlands in der Luftverkehrswirtschaft. Deshalb sei – so Bender – ein klares Bekenntnis von Bundestag und Bundesregierung zur Flughafenerweiterung eine ebenso wichtige "politische wie moralische Rückenstärkung für die Fraport".
Gleichzeitig sprach sich Bender für eine Entbürokratisierung und Vereinfachung der staatlichen Genehmigungsverfahren aus. "650 Sätze von je 60 Aktenordnern mit gut 17.500 Textseiten, 790 Plänen und Karten sowie 34 Gutachten und Untergutachten seien vielleicht ein Beitrag zur Beschäftigungspolitik der Papierindustrie", schadeten aber dem überreglementierten Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb. "Die Ordner aneinandergereiht sind inzwischen länger als die geplante Landebahn", sagte Bender. Alleine die Kosten für die juristische Beratung des Verfahrens beliefen sich auf 25 Millionen Euro.
Bender begrüßte, dass sich die Regionalversammlung Südhessen mit großer Mehrheit für den geplanten Bau der Werft für das Großraumflugzeug A380 ausgesprochen habe. Nun erwartete man den Planfeststellungsbeschluss für die A380-Wartungshalle Ende November/Anfang Dezember dieses Jahres. Das Gelände werde dann von der Fraport hergerichtet, damit die Lufthansa 2005 mit dem Bau starten könne. Die Halle stünde dann 2007 pünktlich zur Inbetriebnahme der ersten Maschinen durch die Lufthansa zur Verfügung.
Abschließend forderte Bender eine "Novellierung des Fluglärmgesetzes mit Augenmaß". Der jetzige Referentenentwurf des Bundesumweltministeriums würde den Luftverkehrsstandort Deutschland mit über einer Milliarde Euro zusätzlich belasten und im Standortwettbewerb zurückwerfen. Deshalb seien umfassende Korrekturen erforderlich. Auf Sicherheitsfragen eingehend, sagte Bender, der hohe Sicherheitsstandard dürfe nicht alleine zu Lasten der Flughäfen gehen. Die allgemeine Gefahrenabwehr sei eine hoheitliche Aufgabe, die Kosten müssten durch den Staat getragen werden.
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