Massiver Arbeitsplatzabbau bei Fraport angekündigt
Das Ende einer Jobmaschine?
<2002-07-11>
Die Nachricht kam überraschend, aber bei Insidern nicht unerwartet: bei Fraport werden in nächster Zeit keine Arbeitsplätze geschaffen, sondern welche abgebaut. Fraport gab in einer Pressemitteilung bekannt, dass gemeinsam mit der Unternehmensberatung Boston Consult ein so genanntes "Effizienzsteigerungsprogramm" entwickelt wurde. Das Programm trägt den Namen "WM 2005" . Mit Weltmeisterschaft hat das Maßnahmenpaket freilich nichts zu tun - das Kürzel bedeutet "Werte schaffen für morgen". Für die Aktionäre, versteht sich. Bis zum Jahr 2005 soll das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation (EBITDA) um mindestens 150 Millionen Euro (jährlich) verbessert werden.
Der geplante Ausbau ist allerdings nicht unter den geplanten Maßnahmen zur Erhöhung des Wertes zu finden. Dafür aber "die strategische Weiterentwicklung des Flughafens vom reinen Verkehrsstandort zum attraktiven Wirtschaftsstandort, mit Einzelhandel, Gastronomie und Büros ", so Fraport-Pressesprecher Busch. Da hatten doch vor einiger Zeit Bürgerinitiativen und der Offenbacher OB Grandke Bedenken geäußert, daß durch ein neues Mega-Einkaufszentrum am Flughafen der mittelständischen Wirtschaft in der Region massiv Kaufkraft entzogen werden könnte? Alles Panikmache. Doch jetzt haben wir es schriftlich.
Die weiteren Maßnahmen im "Konzept zur Effizienzsteigerung" werden in der Fraport-Pressemitteilung eher vorsichtig umschrieben. Die sind für die Beschäftigten nämlich ziemlich negativ. Aber vielleicht merken die Bürger draußen, die von den vielen schönen neuen Arbeitsplätzen am Flughafen träumen, ja nicht, was da gespielt wird ...
"Systematische Prüfung einer kostengünstigeren Wahrnehmung einzelner Aufgaben im Konzern", heißt es da zum Beispiel. Oder auch außerhalb des Konzerns, "mit Kooperationspartnern am Standort". Und weiter: "Das Arbeitsangebot soll noch besser an die Nachfragespitzen angeglichen werden". Im Klartext bedeutet das: Einsparen von Personalkosten, durch Abbau von Arbeitsplätzen und Outsourcing zu Firmen mit niedrigerem Lohnniveau. Wie viele Mitarbeiter betroffen sein werden, wollte Fraport-Sprecher Busch nicht sagen. Betriebsbedingt gekündigt soll angeblich niemand werden: "Die identifizierten Potenziale zur Steigerung der Personalproduktivität sollen durch Fluktuation über die Laufzeit des Programms und durch Nutzung des konzerninternen Stellenmarkts realisiert werden". Hoch genug ist die Fluktuation in den hauptsächlich betroffenen Bereichen (Luftfracht, Facility-Management, Zugangskontrollen) ja, daß man ohne Kündigungen auskommen kann. Und billiger ist es auch, spart es doch die Abfindungen ein.
Trotzdem gehen natürlich Arbeitsplätze verloren. Die Gewerkschaft Verdi spricht von 1300 Betroffenen (10 Prozent der Beschäftigten von Fraport) und geplanten Kosteneinsparungen von 850 Millionen Euro. Das klingt leider realistisch - schließlich will man nicht nur den Börsenwert des Unternehmens steigern, sondern auch den drohenden Verlust aus dem mißglückten Manila-Engagement (bis zu 470 Mio. Euro) wieder hereinholen. Realisiert wird das auf Kosten der Mitarbeiter. Wie überall in der Wirtschaft. Der stellvertretende Verdi-Landesvorsitzende Schaub, mit dabei bei der "Mediation", beim RDF und im Aufsichtsrat der Fraport, kennt diese Zusammenhänge und hat die Zahlen bestätigt . Dennoch ist er einer der konsequentesten Befürworter des Ausbaus - wegen der Arbeitsplätze, die da geschaffen werden. Ob er wirklich daran glaubt?
Auch der sonst eher brave Fraport-Betriebsrat ist bitter enttäuscht und spricht von einer "Kampfansage an die Beschäftigten". Wurde er doch diesmal bei der Erarbeitung des Kostensparpakets nicht eingebunden, wie früher, als Fraport noch ein staatseigenes Unternahmen war. Man hat den Vorstand gebeten, zur Konsenspolitik zurückzukehren. Wahrscheinlich wird das vergeblich sein. In einem börsennotierten Unternehmen werden die Sitten rauher.
Und was sind schon 1000 oder 1500 Arbeitsplätze weniger im Vergleich zu den (mindestens) 30 000, die durch den Ausbau angeblich geschaffen werden? Fraport geht nämlich weiterhin von dieser Zahl aus. Schließlich haben die "unabhängigen Gutachten" das bestätigt, so Pressesprecher Busch. Moment mal. Waren es kürzlich nicht noch 40000?
Die Realität hat die "Jobmaschine Fraport" eingeholt - sie läuft rückwärts. Als Argument für einen Ausbau um jeden Preis eignet sie sich jedenfalls nicht mehr. Die Politiker müßten das nur noch einsehen.
Die Börse zeigte sich übrigens von den Ankündigungen unbeeindruckt. Der Kurs der Fraport-Aktie verharrt seit langem um die 24 Euro. Wahrscheinlich gehen die versprochenen Kostensenkungen den Börsianern noch nicht weit genug. Aber Fraport kann ja auf diesem Gebiet noch dazu lernen.
Der geplante Ausbau ist allerdings nicht unter den geplanten Maßnahmen zur Erhöhung des Wertes zu finden. Dafür aber "die strategische Weiterentwicklung des Flughafens vom reinen Verkehrsstandort zum attraktiven Wirtschaftsstandort, mit Einzelhandel, Gastronomie und Büros ", so Fraport-Pressesprecher Busch. Da hatten doch vor einiger Zeit Bürgerinitiativen und der Offenbacher OB Grandke Bedenken geäußert, daß durch ein neues Mega-Einkaufszentrum am Flughafen der mittelständischen Wirtschaft in der Region massiv Kaufkraft entzogen werden könnte? Alles Panikmache. Doch jetzt haben wir es schriftlich.
Die weiteren Maßnahmen im "Konzept zur Effizienzsteigerung" werden in der Fraport-Pressemitteilung eher vorsichtig umschrieben. Die sind für die Beschäftigten nämlich ziemlich negativ. Aber vielleicht merken die Bürger draußen, die von den vielen schönen neuen Arbeitsplätzen am Flughafen träumen, ja nicht, was da gespielt wird ...
"Systematische Prüfung einer kostengünstigeren Wahrnehmung einzelner Aufgaben im Konzern", heißt es da zum Beispiel. Oder auch außerhalb des Konzerns, "mit Kooperationspartnern am Standort". Und weiter: "Das Arbeitsangebot soll noch besser an die Nachfragespitzen angeglichen werden". Im Klartext bedeutet das: Einsparen von Personalkosten, durch Abbau von Arbeitsplätzen und Outsourcing zu Firmen mit niedrigerem Lohnniveau. Wie viele Mitarbeiter betroffen sein werden, wollte Fraport-Sprecher Busch nicht sagen. Betriebsbedingt gekündigt soll angeblich niemand werden: "Die identifizierten Potenziale zur Steigerung der Personalproduktivität sollen durch Fluktuation über die Laufzeit des Programms und durch Nutzung des konzerninternen Stellenmarkts realisiert werden". Hoch genug ist die Fluktuation in den hauptsächlich betroffenen Bereichen (Luftfracht, Facility-Management, Zugangskontrollen) ja, daß man ohne Kündigungen auskommen kann. Und billiger ist es auch, spart es doch die Abfindungen ein.
Trotzdem gehen natürlich Arbeitsplätze verloren. Die Gewerkschaft Verdi spricht von 1300 Betroffenen (10 Prozent der Beschäftigten von Fraport) und geplanten Kosteneinsparungen von 850 Millionen Euro. Das klingt leider realistisch - schließlich will man nicht nur den Börsenwert des Unternehmens steigern, sondern auch den drohenden Verlust aus dem mißglückten Manila-Engagement (bis zu 470 Mio. Euro) wieder hereinholen. Realisiert wird das auf Kosten der Mitarbeiter. Wie überall in der Wirtschaft. Der stellvertretende Verdi-Landesvorsitzende Schaub, mit dabei bei der "Mediation", beim RDF und im Aufsichtsrat der Fraport, kennt diese Zusammenhänge und hat die Zahlen bestätigt . Dennoch ist er einer der konsequentesten Befürworter des Ausbaus - wegen der Arbeitsplätze, die da geschaffen werden. Ob er wirklich daran glaubt?
Auch der sonst eher brave Fraport-Betriebsrat ist bitter enttäuscht und spricht von einer "Kampfansage an die Beschäftigten". Wurde er doch diesmal bei der Erarbeitung des Kostensparpakets nicht eingebunden, wie früher, als Fraport noch ein staatseigenes Unternahmen war. Man hat den Vorstand gebeten, zur Konsenspolitik zurückzukehren. Wahrscheinlich wird das vergeblich sein. In einem börsennotierten Unternehmen werden die Sitten rauher.
Und was sind schon 1000 oder 1500 Arbeitsplätze weniger im Vergleich zu den (mindestens) 30 000, die durch den Ausbau angeblich geschaffen werden? Fraport geht nämlich weiterhin von dieser Zahl aus. Schließlich haben die "unabhängigen Gutachten" das bestätigt, so Pressesprecher Busch. Moment mal. Waren es kürzlich nicht noch 40000?
Die Realität hat die "Jobmaschine Fraport" eingeholt - sie läuft rückwärts. Als Argument für einen Ausbau um jeden Preis eignet sie sich jedenfalls nicht mehr. Die Politiker müßten das nur noch einsehen.
Die Börse zeigte sich übrigens von den Ankündigungen unbeeindruckt. Der Kurs der Fraport-Aktie verharrt seit langem um die 24 Euro. Wahrscheinlich gehen die versprochenen Kostensenkungen den Börsianern noch nicht weit genug. Aber Fraport kann ja auf diesem Gebiet noch dazu lernen.
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Flughafen Frankfurt Arbeitsplätze am Frankfurter Flughafen Flughafen-Ausbau FRA Arbeitsmarkt Rhein-Main Arbeit und Wirtschaft Asien
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