Fraport: Mehr Geld für die Vorstände, Weihnachtsgeld für Rentner gestrichen
Empörung über die Pläne von Ministerpräsident Koch
Von: @-&lt;[ @ufgeflogen ]&gt;- <2003-11-06>
Der Spiegel hatte die Insiderinformation am Sonntag ausgegraben, seither sorgt die Nachricht für Empörung bei vielen Bürgern: Ministerpräsident Roland Koch will die Jahresgehälter des Fraport-Vorstandsvorsitzenden Bender und seines Vize Schölch (für den Ausbau zuständig) um satte 27 Prozent anheben: von 550 000 auf 700 00 Euro.

Nein, nicht um die besondere Leistung der beiden Herren zu honorieren. Sondern weil man vor einem Jahr einen neuen Finanzvorstand eingestellt hat. Der kam aus einer anderen Branche, in dem die Vorstandgehälter im allgemeinen höher liegen als in der Transportbranche, und wollte nur für 600 000 Euro zu Fraport wechseln. Damit bekommt er als Nummer 3 jetzt 50 000 Euro mehr als seine Chefs. Und eine solche Schieflage kann man den Chefs nicht zumuten, weshalb ihr Gehalt jetzt entsprechend nachgezogen werden soll – nach oben natürlich.

Schon im Sommer hatte Koch die Gehälter entsprechend korrigieren wollen, war aber an den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat gescheitert. Zu frisch war damals die Empörung über das Manila-Desaster. Bevor der Ministerpräsident seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender demnächst räumen wird, zeigt er sich jetzt entschlossen, die Angelegenheit durchziehen: auf einer Sondersitzung Ende des Monats soll die Gehaltserhöhung durchgepaukt werden. Ein kleines Abschiedsgeschenk an die wichtigen Leute macht sich schließlich gut, damit sie ihn auch in positiver Erinnerung behalten.

Nun liegt das Gehalt von Herrn Bender, verglichen mit anderen Topmanagern, noch im Rahmen, und unter normalen Umständen hätte sich wahrscheinlich kaum jemand über den Vorgang aufgeregt. Doch zum jetzigen Zeitpunkt ist eine solche Erhöhung eine Provokation. Für die Fraport-Belegschaft. Und die Steuerzahler.

Zum einen hat sich das Fraport Management im vergangenen Jahr nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Wegen des gescheiterten Manila-Projekts mussten 293 Millionen Euro abgeschrieben werden, Fraport verbuchte einen Konzernverlust von 120 Millionen, die Aktionäre bekamen keine Dividende: Verluste für den Steuerzahler, denn Fraport gehört immer noch zu 75 Prozent dem Staat. Allein dem Land Hessen fehlen deswegen 12 Millionen in der Kasse. Da ist für die Verantwortlichen für den Flop keine Belohnung fällig.

Die "normalen" Arbeitnehmer der Fraport müssen wegen der wirtschaftlichen Probleme den Gürtel enger schnallen. Im August wurde bekannt, dass 570 Mitarbeiter im Frachtgeschäft de facto an die Tochtergesellschaft Tradeport abgegeben werden sollen - dort machen sie die gleiche Arbeit wie vorher, aber für 20 Prozent weniger Gehalt. Und diese Kostensenkungs - Maßnahme ist erst der Anfang eines groß angelegten Sparprogramms. Erst letzten Monat wurde beschlossen, den Fraport-Rentnern das Weihnachtsgeld von 200 Euro zu streichen: es soll nur noch auf Antrag und bei Bedürftigkeit gezahlt werden. Da wird eine dicke Gehaltserhöhung für die Vorstände, aus welchen Gründen auch immer, als ungerecht empfunden – in der der Fraport-Belegschaft rumort es kräftig.

Sparen und verzichten sollen auch viele Bürgerinnen und Bürger in Hessen, die mit dem Flughafen gar nichts zu tun haben. Denn Ministerpräsident Roland Koch will sich als brutalstmöglicher Haushaltssanierer profilieren und hat ein Kahlschlagprogramm für die öffentlcihen Haushalte angekündigt. Bei den Beamten soll das Weihnachts- und Urlaubsgeld gekürzt und die Arbeitszeit auf 42 Stunden verlängert werden, zahlreiche Stellen sollen dem Rotstift zum Opfer fallen. Bei sozialen Einrichtungen, wie Frauenhäusern oder Schuldnerberatung, sollen ebenso wie im Natur- und Umweltbereich die Zuschüsse gestrichen werden, vielen Projekten droht das Aus und der Verlust vieler Arbeitsplätze. Nur für seine Freunde hat Koch noch Geld: für den Frankfurter Rennclub zum Beispiel. Und für die Flughäfen und die Pläne zu deren Ausbau. Und für Benders Gehaltserhöhung eben. Das muss dem Bürger erst einmal erklärt werden.

Doch die Bürger werden keine Erklärung bekommen. Mehrmals hat die Hessenschau nachgefragt: weder Fraport noch die Staatskanzlei wollten zu den Gehaltserhöhungsplänen Näheres sagen. Nur die Gewerkschaftsvertreter im Aufsichtsrat übten verhaltene Kritik an den Plänen, man wolle so nicht zustimmen.

Regierungssprecher Metz tröstete die Kritiker: Die Hälfte des Einkommens der Vorstandsmitglieder sei vom Erfolg des Unternehmens abhängig, und wenn die Geschäftsentwicklung bis zum Jahresende so weiterginge wie bisher, würden die Vorstandsbezüge "höchstwahrscheinlich halbiert". Die Ärmsten. Da kommen einem wirklich die Tränen!


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