Schmiergeldaffäre - Ermittungen auch gegen Bender und Schölch
Wusste der Fraport-Vorstand von Bestechung in Usbekistan?
<2004-01-12>
Die anfangs noch dementierten Gerüchte stimmten also doch. Inzwischen hat Fraport - Sprecher Busch es zugegeben: wegen des Korruptionsvorwurfs im Zusammenhang mit dem Fraport-Engagement bei der Modernisierung des Flughafens in Taschkent (Usbekistan) wird jetzt auch gegen den Vorstandsvorsitzenden Bender und seinen Vize Schölch ermittelt. Die Zahl der Personen, gegen die ermittelt wird, erhöht sich damit laut Aussage der Staatsanwaltschaft auf elf. Um den Auftrag zum Neubau des Flughafens Taschkent zu bekommen, waren 1998 rund eine eine halbe Million Schmiergelder gezahlt worden. Die Frage ist: haben Bender und Schölch davon gewusst?
Dass das Geld geflossen ist, wird praktisch nicht mehr bezweifelt. Die beiden Fraport-Mitarbeiter, die das Projekt in Usbekistan durchgeführt hatten und das Schmiergeld gezahlt haben sollen, waren nach Bekanntwerden der Korruptionsaffäre fristlos entlassen worden. Sie haben die Zahlungen offenbar zugegeben, der Empfänger des Geldes wurde identiziert. Ungeklärt ist dagegen, ob die beiden autonom gehandelt haben oder ob andere bei Fraport davon gewusst haben. Die beiden ehemaligen Mitarbeiter haben jedenfalls ausgesagt, die Schmiergeldzahlungen seien nicht nur ihrem unmittelbaren Vorgesetzten bekannt gewesen, sondern seien als "Nebenabgaben" sogar in einer Grafik aufgetaucht, die dem Vorstand vorgelegen habe. Die Grafik wurde bei Durchsuchungen gefunden.
Fraport-Sprecher Busch bestritt die Vorwürfe. Die Innenrevision habe festgestellt, dass sich der Vorstand nicht mit dem genannten Papier beschäftigt habe. Nach Angaben von Fraport hatte die Kreditanstalt für Wiederaufbau den Auftrag vermittelt, bei dem man zu keiner Zeit im Wettbewerb mit anderen Anbietern gestanden habe. Schon unter diesem Aspekt sei der Verdacht abwegig, die Führung des Frankfurter Flughafens habe von Schmiergeldzahlungen oder anderen unlauteren Mitteln gewußt und diese gebilligt, so Busch.
Dass zwei Projekt-Sachbearbeiter ohne Wissen von höheren Stellen über so große Summe für krumme Zwecke verfügen können, ohne dass das Vorgehen weiter oben zumindest stillschweigend gebilligt wird, erscheint unwahrscheinlich. Es ist auch nicht unbekannt, dass Usbekistan zu den korruptesten Ländern in der Welt zählt, wo ohne Bakschisch selbst im alltäglichen Leben gar nichts geht. Wer da ernsthaft glaubt, dass man ausgerechnet in so einem Land einfach so einen Auftrag zum Bau eines Flughafens erhält, ohne dass reichlich Bestechungsgelder geflossen sind, der ist schon bodenlos naiv. Oder er hat nicht ordentlich hingeschaut. Beides spricht nicht für die Eignung für den Vorstands-Job in einer Firma, die bei den Global Players ganz oben mitmischen möchte.
Ob man herausfinden wird, wie es wirklich war, ist fraglich. Doch wie es auch ausgeht, die Angelegenheit wirft ein schlechtes Licht auf die Geschäftspolitik von Fraport. Es ist ja nicht der erste Fall von Korruption, in den der Flughafenbetreiber verwickelt ist. Beim Terminalprojekt in Manila sollen ebenfalls reichlich Schmiergelder geflossen sein, allerdings wohl zu den falschen Leuten: das Projekt scheiterte und erwies sich als Millionengrab. Doch nicht nur mit „schwierigen“ internationalen Geschäften scheint der Vorstand überfordert.
Auch zu Hause gab es schon Probleme mit Korruption. Im Bieterverfahren um den Bau des neuen Flughafens in Berlin bei Berlin wurde das Fraport-Konsortium ausgeschlossen, weil einige Beschäftigte an das Ingenieurbüro „ausgeliehen“ waren, das Berlin und Brandenburg beraten sollte. Das Ermittlungsverfahren wurde damals eingestellt, weil kein Vermögensschaden entstanden war, aber der dicke Auftrag war verloren.
Beim Bau des Terminal 2 Mitte der 90iger Jahre hatte es einen Korruptionsskandal gegeben, mit dessen Aufklärung die Staatsanwaltschaft mehrere Jahre lang zu tun hatte. Ein Schmiergeld-Kartell aus mehr als zwanzig Firmen und einigen Mitarbeitern der FAG-Bauabteilung hatte einen Schaden von mehreren Millionen angerichtet, etliche Beteiligte wanderten ins Gefängnis.
Inzwischen hat man bei Fraport , wie bei anderen Grosskonzernen auch, einen Wertekodex eingeführt, auf den die Mitarbeiter eingeschworen werden. Damit soll vor allem die Korruption beim geplanten Flughafenausbau eingedämmt werden. Doch von der Theorie zur funktionierenden Praxis ist es ein weiter Weg.
Dass das Geld geflossen ist, wird praktisch nicht mehr bezweifelt. Die beiden Fraport-Mitarbeiter, die das Projekt in Usbekistan durchgeführt hatten und das Schmiergeld gezahlt haben sollen, waren nach Bekanntwerden der Korruptionsaffäre fristlos entlassen worden. Sie haben die Zahlungen offenbar zugegeben, der Empfänger des Geldes wurde identiziert. Ungeklärt ist dagegen, ob die beiden autonom gehandelt haben oder ob andere bei Fraport davon gewusst haben. Die beiden ehemaligen Mitarbeiter haben jedenfalls ausgesagt, die Schmiergeldzahlungen seien nicht nur ihrem unmittelbaren Vorgesetzten bekannt gewesen, sondern seien als "Nebenabgaben" sogar in einer Grafik aufgetaucht, die dem Vorstand vorgelegen habe. Die Grafik wurde bei Durchsuchungen gefunden.
Fraport-Sprecher Busch bestritt die Vorwürfe. Die Innenrevision habe festgestellt, dass sich der Vorstand nicht mit dem genannten Papier beschäftigt habe. Nach Angaben von Fraport hatte die Kreditanstalt für Wiederaufbau den Auftrag vermittelt, bei dem man zu keiner Zeit im Wettbewerb mit anderen Anbietern gestanden habe. Schon unter diesem Aspekt sei der Verdacht abwegig, die Führung des Frankfurter Flughafens habe von Schmiergeldzahlungen oder anderen unlauteren Mitteln gewußt und diese gebilligt, so Busch.
Dass zwei Projekt-Sachbearbeiter ohne Wissen von höheren Stellen über so große Summe für krumme Zwecke verfügen können, ohne dass das Vorgehen weiter oben zumindest stillschweigend gebilligt wird, erscheint unwahrscheinlich. Es ist auch nicht unbekannt, dass Usbekistan zu den korruptesten Ländern in der Welt zählt, wo ohne Bakschisch selbst im alltäglichen Leben gar nichts geht. Wer da ernsthaft glaubt, dass man ausgerechnet in so einem Land einfach so einen Auftrag zum Bau eines Flughafens erhält, ohne dass reichlich Bestechungsgelder geflossen sind, der ist schon bodenlos naiv. Oder er hat nicht ordentlich hingeschaut. Beides spricht nicht für die Eignung für den Vorstands-Job in einer Firma, die bei den Global Players ganz oben mitmischen möchte.
Ob man herausfinden wird, wie es wirklich war, ist fraglich. Doch wie es auch ausgeht, die Angelegenheit wirft ein schlechtes Licht auf die Geschäftspolitik von Fraport. Es ist ja nicht der erste Fall von Korruption, in den der Flughafenbetreiber verwickelt ist. Beim Terminalprojekt in Manila sollen ebenfalls reichlich Schmiergelder geflossen sein, allerdings wohl zu den falschen Leuten: das Projekt scheiterte und erwies sich als Millionengrab. Doch nicht nur mit „schwierigen“ internationalen Geschäften scheint der Vorstand überfordert.
Auch zu Hause gab es schon Probleme mit Korruption. Im Bieterverfahren um den Bau des neuen Flughafens in Berlin bei Berlin wurde das Fraport-Konsortium ausgeschlossen, weil einige Beschäftigte an das Ingenieurbüro „ausgeliehen“ waren, das Berlin und Brandenburg beraten sollte. Das Ermittlungsverfahren wurde damals eingestellt, weil kein Vermögensschaden entstanden war, aber der dicke Auftrag war verloren.
Beim Bau des Terminal 2 Mitte der 90iger Jahre hatte es einen Korruptionsskandal gegeben, mit dessen Aufklärung die Staatsanwaltschaft mehrere Jahre lang zu tun hatte. Ein Schmiergeld-Kartell aus mehr als zwanzig Firmen und einigen Mitarbeitern der FAG-Bauabteilung hatte einen Schaden von mehreren Millionen angerichtet, etliche Beteiligte wanderten ins Gefängnis.
Inzwischen hat man bei Fraport , wie bei anderen Grosskonzernen auch, einen Wertekodex eingeführt, auf den die Mitarbeiter eingeschworen werden. Damit soll vor allem die Korruption beim geplanten Flughafenausbau eingedämmt werden. Doch von der Theorie zur funktionierenden Praxis ist es ein weiter Weg.
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Fraport AG Aufsichtsrat der Fraport AG
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