Pressemitteilung Bündnis der Bürgerinitiativen vom 15.11.2015 (Thomas Scheffler)
"Hier sterben mehr Menschen am Lärm als am Verkehr." Mit diesen Worten kommentierte Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann (Universität Greifswald) als Mitglied des Beirats zur Qualitätssicherung die Erkenntnisse über fluglärmbedingte Krankheitsrisiken. Als gesichert angesehen wird von den Forschern der Zusammenhang zwischen Lärm und vermehrten Herz-Kreislauferkrankungen, Schlaganfällen, tödlichen Herzinfarkten sowie Depressionen.
Fluglärm wird - auch bei gemischten Belastungen aus zum Beispiel Flug- und Straßenlärm - aufgrund seiner besonderen Charakteristik bereits ab 40 dB(A) Dauerschallpegel als überragend lästig empfunden. Diese Lästigkeit beeinträchtigt die Lebensqualität und damit das körperliche und seelische Wohlbefinden. Dieses Wohlbefinden ist unumstritten eine gesundheitsrelevante Größe.
Die Schlafstudie hat gezeigt, dass durch die Einführung der nächtlichen Flugbeschränkungen die Zahl der Aufwachreaktionen zwischen 23 und 5 Uhr deutlich zurückgegangen ist. Sie hat allerdings auch gezeigt, dass sich die Anzahl der Aufwachreaktionen zwischen 22 und 23 Uhr nicht vermindert und sich zwischen 5 und 6 Uhr sogar noch weiter erhöht hat. Erst eine Ausweitung der Flugbeschränkungen auf die abendliche und insbesondere auf die morgendliche Randstunde würde den Menschen einen wirklich gesunden Schlaf ermöglichen.
"Unsere Aussage 'Fluglärm macht krank' muss nach NORAH ergänzt werden: Fluglärm macht krank und tötet." so Thomas Scheffler, Sprecher des BBI Bündnis der Bürgerinitiativen, und weiter: "Deutlich war den Forschern die Unzufriedenheit anzumerken, wie mit den Studienergebnissen in der bisherigen öffentlichen Diskussion und der Berichterstattung umgegangen wird. Die Verharmlosung der festgestellten krankmachenden Effekte durch Lärm ist in unseren Augen oberflächlich, tendenziös und geradezu skandalös. Politik, Luftverkehrswirtschaft und unsere Gesellschaft müssen sich der Diskussion stellen, wie Vorteile und Nachteile des Frankfurter Flughafens wieder in eine Balance gebracht werden."
Das auf dem Gebiet der Lärmwirkungsforschung angehäufte Wissen muss weiter ausgebaut werden. Offene Fragen über Wirkungszusammenhänge, bessere Erfassung von Lärm, Auswirkungen auf schulische Entwicklungen etc. sollten weiter untersucht werden. Allerdings liegen schon jetzt umfassende und abgesicherte Erkenntnisse vor, die bei der anstehenden Überarbeitung des Luftverkehrsgesetzes und des Fluglärmschutzgesetzes berücksichtigt werden müssen. Es darf nicht länger gewartet werden!
Das „Bündnis der Bürgerinitiativen - Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr“,kurz: BBI, ist ein Zusammenschluss von mehr als 80 Initiativen. Das Bündnis streitet für die Wiedergewinnung und den Erhalt der Lebensqualität der Menschen im Rhein-Main-Gebiet. Es setzt sich für die Schaffung einer lebenswerten Region ein und fordert den Schutz der Menschen vor den schädlichen Auswirkungen des Luftverkehrs und erklärt sich solidarisch mit allen von Verkehrslärmbetroffenen Menschen. Das Bündnis fordert einen verantwortungsvollen Umgang mit der Mobilität.
Die gemeinsamen Ziele sind:
- Verhinderung des Ausbaus des Frankfurter Flughafens und anderer Flughäfen in der Region
- Schaffung von nächtlicher Ruhe durch ein absolutes Nachtflugverbot von 22 - 6 Uhr
- Schaffung von rechtlich einklagbaren Grenzen der Belastung für die Bürgerinnen und Bürger
- Verursachergerechte Zuordnung von Kosten auf die Luftverkehrsindustrie; Stopp der Subventionen
- Verringerung der Flugbewegungen auf maximal 380.000/Jahr und der bestehenden Belastungen durch Fluglärm, Luftverschmutzung und Bodenverbrauch durch Flugverkehr im Rhein-Main-Gebiet
- Stilllegung der Landebahn Nordwest