Keine Fluglärmbeschwerde für notorische Nörgler?
Schützt der Fluglärmschutz-Beauftragte den Fluglärm?
<2003-03-31>
Seit einigen Tagen haben wir einen neuen Fluglärmschutzbeauftragten: Georg Müller ersetzt Johann Bruinier. Und eine seiner ersten Amtshandlungen ist gleich ein Top-Hit. Er hat nämlich vorgeschlagen, die ständig steigende Zahl der Fluglärmbeschwerden einzudämmen (zur Zeit 3000 bis 4000 pro Tag). Nein, nicht durch Maßnahmen zur Verringerung des Fluglärms. Sondern indem man Viel-Beschwerer an der Beschwerde hindert. Dazu möchte man automatisch den Absender einer Beschwerde erkennen - wer bei Fraport als "hinreichend bekannter Nörgler" eingestuft worden ist, soll zukünftig abgeblockt werden. Damit wolle man den Missbrauch des Beschwerdesystems unterbinden, hieß es.
Wann man vom Computer als Dauernörgler eingeschätzt wird, wurde nicht gesagt. Langt eine Beschwerde im Monat? Oder eine am Tag? Oder wird man erst bei 100 Beschwerden am Tag als Querulant eingeschätzt? Auf jeden Fall stehen einige Viel-Beschwerdeführer aus dem Taunus auf der schwarzen Liste.
Nun kann man sich darüber streiten, ob es sinnvoll ist, an einem Tag 100 Beschwerden zu verschicken. Das Beschwerdesystem wurde daür geschaffen, außergewöhnliche Ereignisse, also Abweichungen von der Regel, zu melden und zu bearbeiten. Aus diesem Blickwinkel gesehen sind Massenbeschwerden Missbrauch.
Nur - eine wirksame Beschwerdemöglichkeit über den alltäglichen Lärmterror gibt es nicht. Und so ist es durchaus legitim, wenn jemand, dem von einem Tag auf den anderen eine lärmende Flugroute über den Kopf gelegt wurde, sich über jedes einzelne Flugzeug ärgert, das dort fliegt. Und das dann durch eine Beschwerde zum Ausdruck bringt. Und wenn man jede Nacht durch Fluglärm aus dem Schlaf gerissen wird, ist das kein Grund für eine Dauer-Beschwerde? Das das Flugzeug jede Nacht dort fliegt und sich durchaus auf der vorgesehenen Route befindet (und deshalb aus der Sicht der Fraport keinen Anlass zur Beschwerde bietet) tröstet da wenig.
Die ständig steigende Zahl der Beschwerden zeigt, dass die Menschen unter dem Fluglärm leiden und sich dies nicht länger klaglos gefallen lassen wollen. Es handelt sich hier eben nicht um die bisher gewohnten "normalen" Fluglärmbeschwerden, sondern um politischen Protest. Nicht überraschend kommt dieser Protest besonders deutlich von Bürgern, für die der Fluglärm eine relativ neue Erfahrung ist. Die anderen haben nämlich längst resigniert.
Man braucht solche Beschwerden über normale Überflüge nicht unbedingt im Einzelfall auszuwerten, und das tut man auch nicht. Nach Erfahrungen von Bürgern antwortet Fraport ohnehin nur auf die allerersten Beschwerden. Danach kommt irgendwann ein Brief, der aussagt "es hat keinen Zweck sich zu beschweren, weil sich an der Situation nichts geändert hat". Und dann kommt gar keine Antwort mehr. Aber zählen und ernst nehmen muss man solche Beschwerden schon. Sie sind ein Maß für die Betroffenheit und den Zorn der Bürger. Fraport sollte sich lieber Gedanken machen, wie die Lärmsituation zu verbessern wäre, anstatt sich Techniken zu überlegen, wie man die Beschwerden abblocken kann.
Wenn die Idee zu dieser Aktion nun noch von Fraport gekommen wäre, könnte man das immerhin nachvollziehen. Fraport hat schließlich die Arbeit mit den Beschwerden. Wenn eine solche Initiative jedoch vom Fluglärmschutz-Beauftragten ausgeht, gibt das schon zu denken. Schützt er die Bürger oder den Fluglärm? Eine erste Idee, wie man ihn einschätzen könnte, hat Müller mit seinem Vorschlag schon geliefert.
Wann man vom Computer als Dauernörgler eingeschätzt wird, wurde nicht gesagt. Langt eine Beschwerde im Monat? Oder eine am Tag? Oder wird man erst bei 100 Beschwerden am Tag als Querulant eingeschätzt? Auf jeden Fall stehen einige Viel-Beschwerdeführer aus dem Taunus auf der schwarzen Liste.
Nun kann man sich darüber streiten, ob es sinnvoll ist, an einem Tag 100 Beschwerden zu verschicken. Das Beschwerdesystem wurde daür geschaffen, außergewöhnliche Ereignisse, also Abweichungen von der Regel, zu melden und zu bearbeiten. Aus diesem Blickwinkel gesehen sind Massenbeschwerden Missbrauch.
Nur - eine wirksame Beschwerdemöglichkeit über den alltäglichen Lärmterror gibt es nicht. Und so ist es durchaus legitim, wenn jemand, dem von einem Tag auf den anderen eine lärmende Flugroute über den Kopf gelegt wurde, sich über jedes einzelne Flugzeug ärgert, das dort fliegt. Und das dann durch eine Beschwerde zum Ausdruck bringt. Und wenn man jede Nacht durch Fluglärm aus dem Schlaf gerissen wird, ist das kein Grund für eine Dauer-Beschwerde? Das das Flugzeug jede Nacht dort fliegt und sich durchaus auf der vorgesehenen Route befindet (und deshalb aus der Sicht der Fraport keinen Anlass zur Beschwerde bietet) tröstet da wenig.
Die ständig steigende Zahl der Beschwerden zeigt, dass die Menschen unter dem Fluglärm leiden und sich dies nicht länger klaglos gefallen lassen wollen. Es handelt sich hier eben nicht um die bisher gewohnten "normalen" Fluglärmbeschwerden, sondern um politischen Protest. Nicht überraschend kommt dieser Protest besonders deutlich von Bürgern, für die der Fluglärm eine relativ neue Erfahrung ist. Die anderen haben nämlich längst resigniert.
Man braucht solche Beschwerden über normale Überflüge nicht unbedingt im Einzelfall auszuwerten, und das tut man auch nicht. Nach Erfahrungen von Bürgern antwortet Fraport ohnehin nur auf die allerersten Beschwerden. Danach kommt irgendwann ein Brief, der aussagt "es hat keinen Zweck sich zu beschweren, weil sich an der Situation nichts geändert hat". Und dann kommt gar keine Antwort mehr. Aber zählen und ernst nehmen muss man solche Beschwerden schon. Sie sind ein Maß für die Betroffenheit und den Zorn der Bürger. Fraport sollte sich lieber Gedanken machen, wie die Lärmsituation zu verbessern wäre, anstatt sich Techniken zu überlegen, wie man die Beschwerden abblocken kann.
Wenn die Idee zu dieser Aktion nun noch von Fraport gekommen wäre, könnte man das immerhin nachvollziehen. Fraport hat schließlich die Arbeit mit den Beschwerden. Wenn eine solche Initiative jedoch vom Fluglärmschutz-Beauftragten ausgeht, gibt das schon zu denken. Schützt er die Bürger oder den Fluglärm? Eine erste Idee, wie man ihn einschätzen könnte, hat Müller mit seinem Vorschlag schon geliefert.
Themen hierzuAssciated topics:
Fluglärmschutzbeauftragter Störungen durch Lärm Fraport AG Fluglärm-Beschwerden Fluglärmschutz Lärmbelastung
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