Der Antrag der BFU Eddersheim an das Luftfahrtbundesamt
Ticona soll nicht mehr überflogen werden
<2003-11-12>
BÜRGERINITIATIVE FÜR UMWELTSCHUTZ EDDERSHEIM e.V. ( BFU ) gegr. 1975
An den
Präsidenten des Luftfahrtbundesamtes
Postfach 3054
38010 Braunschweig
08. November 2003
Eilantrag
zur Einhaltung bzw. Verlegung der Nordwestabflugrouten TABUM / GOGAS im Bereich des Verkehrsflughafens Frankfurt am Main wegen Störfallgefahr
Sehr geehrter Herr Präsident,
der aktuelle Flugbetrieb am Frankfurter Flughafen beinträchtigt die öffentliche Sicherheit und Ordnung der Anwohner des Flughafens und der im Ticona-Werk Kelsterbach tätigen Menschen. Wir ersuchen Sie als oberste Luftaufsichtsbehörde in Deutschland gemäß § 6 Luftverkehrsgesetz und aus allen sonstigen Rechtsgründen Ihrer Überwachungs- und Prüfungspflicht nachzukommen.
Wegen der akuten aktuellen Gefährdung für unser Leben, die Gesundheit und das Eigentum hat der Vorstand der Bürgerinitiative für Umweltschutz Eddersheim e. V. in seiner Sitzung vom 04. November 2003 den einstimmigen Beschluß gefaßt, diesen Eilantrag an Sie als zuständige Bundesbehörde für die Flugroutenhoheit zu richten. Dieser Antrag wird aufgrund eigener, persönlicher Betroffenheit der Vorstandsmitglieder, sowie namens und im Auftrag der Vereinsmitglieder gestellt.
A n t r ä g e :
Wir beantragen, daß Sie die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH in Langen kraft Ihrer Weisungsbefugnis verpflichten, die TABUM / GOGAS – Nordabflugrouten vom Parallelbahnsystem des Frankfurter Flughafens nicht mehr planmäßig, mutwillig und fortgesetzt über die störfallgefährdeten Chemieanlagen der TICONA, Werk Kelsterbach, sowie DEA-Tanklager Raunheim zu führen.
Wir ersuchen Sie hiermit, gegenüber der DFS
1. ein Verbot des geschäftsmäßigen, ohne jegliche Notwendigkeit betriebenen Überfluges über die TICONA-Chemiefabrik auszusprechen,
2. die Verlegung des südlich am Ticona-Werksgelände vorbeiführenden Sollkurses um ½ nautische Meile nach Süden anzuordnen, hilfsweise
3. die strikte Einhaltung des südlich am Ticona-Werksgelände vorbeiführenden TABUM / GOGAS – Sollkurses der Nordabflugstrecken auszusprechen.
Begründung:
Die kunststofferzeugende Chemiefabrik TICONA befindet sich nur 1.500 Meter südöstlich von unserem Wohnort Hattersheim-Eddersheim entfernt. Die 5000 Einwohner von Eddersheim sind durch Flugzeugabstürze direkt auf das Ortsgebiet unmittelbar gefährdet, sowie durch die Folgen eines Absturzes auf die Ticona-Chemieanlagen mittelbar bedroht. Wir weisen Sie ferner darauf hin, daß die ca. 1.000 Mitabeiter des Ticona-Werkes Kelsterbach durch das fortgesetzte, planmäßige Überfliegen abweichend vom Sollkurs durch Absturzereignisse an Leib und Leben bedroht sind.
Das Ticona-Werk liegt unmittelbar am Frankfurter Flughafen in einer Zone größter Absturzwahrscheinlichkeit von 1,1 x 10 -3 . Es ist hier mit einem Absturzereignis etwa alle 1000 Jahre zu rechnen. Trotz dieser außergewöhnlich hohen Absturzwahrscheinlichkeit werden die Chemieanlagen der Ticona pro Jahr von ca. 56.000 startenden Maschinen direkt überflogen. Diese Aussage hat der hessische Verkehrsminister in einer Presseerklärung bestätigt. Da das Werksgelände nördlich der Soll-Abfluglinie liegt, ist bewiesen, daß ein massenhafter Verstoß gegen die Einhaltung der Sollkurse vorliegt.
Das durch den Luftverkehr hochgefährdete Ticona-Werk produziert jährlich aus Methanol, Formaldehyd und Bortrifluorid 80.000 Tonnen Kunsstoffe. Das Werk ist weltweit führend bei der Produktion von KFZ-Kunststoffen. Ferner führt die Ruhrgas-Pipeline durch das Werksgelände; es findet sich außerdem eine Ethylenverdichterstation auf dem Ticona-Werksgelände.
Es liegt in der Natur der Sache, daß eine Chemieanlage zum Himmel hin relativ ungeschütztist. Die gewaltigen Mengen an Chemikalien und explosiver Gase würden im Falle eines Absturzes von Flugzeugen bzw. deren Teile wie Triebwerke oder Räder freigesetzt. Den Beschäftigten und der Eddersheimer, Kelsterbacher und Raunheimer Bevölkerung droht neben den Explosionsfolgen auch eine Freisetzung von lungentoxischen Gasen, die im Umkreis von 2,5 km um das Ticona-Werk zu letalen, also unmittelbar tödlichen Einwirkungen führt. Es ist mit unkalkulierbaren Kettenreaktionen zu rechnen.
Besonders zu fürchten ist hier das bei der Kunststoffproduktion verwendete Gas Bortrifluorid (BF3), das bei seiner Freisetzung zu Erstickungen, Erblindungen und spontanen tödlichen Lungendödemen führt. Das Gas verbindet sich mit der Feuchtigkeit der Luft und breitet sich bis 2,5 km in Windrichtung aus. Damit befinden sich die 1000 Ticona Mitarbeiter, sowie die Bürger der Orte Eddersheim, Kelsterbach, Raunheim und Flörsheim in der unmittelbaren 2,5 km–Gefahrenzone. Nach einer Reportage des Nachrichtenmagazins Spiegel ist im Falle eines Flugzeugunfalles auf dem Werksgelände mit dem Totalverlust des Werkes, sowie mit Verletzten und Toten in den umliegenden Ortschaften zu rechnen.
Die Bortrifluorid-Tanks der Ticona-Werke sind gegen einen Absturz von Flugzeugen oder seiner Teile ebensowenig zu sichern, wie die anderen Chemikalien, Pipelines und Produktionsanlagen. Die Gefahr für die Bevölkerung geht nicht von den Ticona-Werken aus, sondern von der DFS, die – abweichend von den Sollkursen – 56.000 Flugzeuge pro Jahr über das Werksgelände führt.
Die DFS beruft sich darauf, die Ticona-Werke lägen im Flugerwartungsgebiet, dem sogenannten „Korridor“; deshalb seien Überflüge zulässig. Doch ein Korridor ist nur als absoluter Notfall-Ausweichraum gedacht. Wenn aber 56.000 Maschinen pro Jahr den Ausweichkorridor über der Ticona nutzen, kann etwas nicht stimmen.
Der Vorsitzende der Bundes-Störfallkommission, Herr Professor Jochum, hat sich zu dieser Ist-Gefahr bereits kritisch geäußert. Zitat FAZ: "Das (Ticona) Werk liegt nahe am Flughafen. Damit ergibt sich bereits jetzt ein gewisses, aber bis jetzt noch akzeptiertes Risiko, daß man durch eine geringfügige Änderung der Abflugrouten deutlich verringern könnte."
Wir berufen uns daher bei unserem Antrag insbesondere auch auf die Experten der Bundesstörfallkommission, die das Überflugrisiko Ticona bestätigen.
Abschließend möchten wir darauf hinweisen, daß am 20. September 2003 anläßlich des Tages der offenen Tür tausende von Besuchern und Medienvertretern Zeugen des beispiellosen Überflugspektakels über alle Bereiches des Ticona-Werkes wurden. Die massenhaften Verstöße gegen die Einhaltung der Sicherheit und der Sollkurse an diesem 20.09.2003 wurden auch von den Unterzeichnern persönlich erlebt. Sie mögen beispielhaft dafür sein, wie die Gefährdungen aussehen, denen die Werksangehörigen und die Bewohner der umliegenden Orte Eddersheim, Kelsterbach und Raunheim seit Jahrzehnten ausgesetzt
werden.
Die beigefügte Flugspurenkarte dieses 20.September 2003 mag unstreitig belegen, daß ohne Notwendigkeit ein massenhaftes Abweichen von den Sollkursen erfolgt. Dieses ungenaue Abflugverhalten mag auch darin begründet sein, daß die Nordabflugstrecken TABUM und GOGAS bis heute nicht mit dem modernen FMS-Abflugverfahren geflogen werden. Mit der ohne weiteres möglichen Einführung einer FMS-kodierten Nordabflugstecke wäre den Luftfahrzeugführern ein präzises Einhalten der Sollkurse zumindest möglich. Derzeitwird der absturzsensible Bereich der Ticona-Werke wie vor 30 Jahren per Handsteuerung
ohne FMS-Unterstützung beflogen. Herr Westenburger von der DFS räumte per Schreiben vom 15.09.2003 an unser Mitglied Frank Wolf ein, daß eine FMS-Kodierung auf den Nordabflugstrecken „grundsätzlich machbar wäre“ . Der gleichen Ansicht ist auch der Fluglärmschutzbeauftragte des hessischen Wirtschaftsministeriums Herr Georg M. Müller.
Es entzieht sich unserer Kenntnis, ob die gefährlichen Überflüge über das Ticona-Werk aufgrund fehlender, präziser Navigationshilfen wie dem FMS erfolgen, oder aber weil der Sollkurs viel zu nah südlich des Werksgeländes vorbeiführt, um ein Überfliegen des Werkes zu vermeiden.
Im übrigen hat inzwischen auch der Magistrat der Stadt Hattersheim auf unsere Empfehlung im Oktober 2003 die Einführung FMS-kodierter Nordabflugstecken in einem Beschluß gefordert. Ein genaues Ausfliegen der Sollkurse mittels einer zeitgemäßen Navigationshilfe ist nicht nur ein Gebot des Lärmschutzes, sondern auch aus Sicherheitsgründen eine dringende Notwendigkeit.
Wir ersuchen Sie daher ebenso höflich wie dringend, im Rahmen unserer Anträge von Amts wegen tätig zu werden. Hier tickt eine Zeitbombe. Erst im Mai 2003 wurde dem Volk offenbart, welchen Gefährdungen es bereits durch den aktuellen Flugbetreib über
Störfallanlagen im Bereich des Frankfurter Flughafens ausgesetzt ist.
Bitte bestätigen Sie uns unter Angabe Ihres Aktenzeichens den Eingang dieses Schreibens. Bitte lassen Sie uns wissen, welche Entscheidung Sie getroffen haben.
An den
Präsidenten des Luftfahrtbundesamtes
Postfach 3054
38010 Braunschweig
08. November 2003
Eilantrag
zur Einhaltung bzw. Verlegung der Nordwestabflugrouten TABUM / GOGAS im Bereich des Verkehrsflughafens Frankfurt am Main wegen Störfallgefahr
Sehr geehrter Herr Präsident,
der aktuelle Flugbetrieb am Frankfurter Flughafen beinträchtigt die öffentliche Sicherheit und Ordnung der Anwohner des Flughafens und der im Ticona-Werk Kelsterbach tätigen Menschen. Wir ersuchen Sie als oberste Luftaufsichtsbehörde in Deutschland gemäß § 6 Luftverkehrsgesetz und aus allen sonstigen Rechtsgründen Ihrer Überwachungs- und Prüfungspflicht nachzukommen.
Wegen der akuten aktuellen Gefährdung für unser Leben, die Gesundheit und das Eigentum hat der Vorstand der Bürgerinitiative für Umweltschutz Eddersheim e. V. in seiner Sitzung vom 04. November 2003 den einstimmigen Beschluß gefaßt, diesen Eilantrag an Sie als zuständige Bundesbehörde für die Flugroutenhoheit zu richten. Dieser Antrag wird aufgrund eigener, persönlicher Betroffenheit der Vorstandsmitglieder, sowie namens und im Auftrag der Vereinsmitglieder gestellt.
A n t r ä g e :
Wir beantragen, daß Sie die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH in Langen kraft Ihrer Weisungsbefugnis verpflichten, die TABUM / GOGAS – Nordabflugrouten vom Parallelbahnsystem des Frankfurter Flughafens nicht mehr planmäßig, mutwillig und fortgesetzt über die störfallgefährdeten Chemieanlagen der TICONA, Werk Kelsterbach, sowie DEA-Tanklager Raunheim zu führen.
Wir ersuchen Sie hiermit, gegenüber der DFS
1. ein Verbot des geschäftsmäßigen, ohne jegliche Notwendigkeit betriebenen Überfluges über die TICONA-Chemiefabrik auszusprechen,
2. die Verlegung des südlich am Ticona-Werksgelände vorbeiführenden Sollkurses um ½ nautische Meile nach Süden anzuordnen, hilfsweise
3. die strikte Einhaltung des südlich am Ticona-Werksgelände vorbeiführenden TABUM / GOGAS – Sollkurses der Nordabflugstrecken auszusprechen.
Begründung:
Die kunststofferzeugende Chemiefabrik TICONA befindet sich nur 1.500 Meter südöstlich von unserem Wohnort Hattersheim-Eddersheim entfernt. Die 5000 Einwohner von Eddersheim sind durch Flugzeugabstürze direkt auf das Ortsgebiet unmittelbar gefährdet, sowie durch die Folgen eines Absturzes auf die Ticona-Chemieanlagen mittelbar bedroht. Wir weisen Sie ferner darauf hin, daß die ca. 1.000 Mitabeiter des Ticona-Werkes Kelsterbach durch das fortgesetzte, planmäßige Überfliegen abweichend vom Sollkurs durch Absturzereignisse an Leib und Leben bedroht sind.
Das Ticona-Werk liegt unmittelbar am Frankfurter Flughafen in einer Zone größter Absturzwahrscheinlichkeit von 1,1 x 10 -3 . Es ist hier mit einem Absturzereignis etwa alle 1000 Jahre zu rechnen. Trotz dieser außergewöhnlich hohen Absturzwahrscheinlichkeit werden die Chemieanlagen der Ticona pro Jahr von ca. 56.000 startenden Maschinen direkt überflogen. Diese Aussage hat der hessische Verkehrsminister in einer Presseerklärung bestätigt. Da das Werksgelände nördlich der Soll-Abfluglinie liegt, ist bewiesen, daß ein massenhafter Verstoß gegen die Einhaltung der Sollkurse vorliegt.
Das durch den Luftverkehr hochgefährdete Ticona-Werk produziert jährlich aus Methanol, Formaldehyd und Bortrifluorid 80.000 Tonnen Kunsstoffe. Das Werk ist weltweit führend bei der Produktion von KFZ-Kunststoffen. Ferner führt die Ruhrgas-Pipeline durch das Werksgelände; es findet sich außerdem eine Ethylenverdichterstation auf dem Ticona-Werksgelände.
Es liegt in der Natur der Sache, daß eine Chemieanlage zum Himmel hin relativ ungeschütztist. Die gewaltigen Mengen an Chemikalien und explosiver Gase würden im Falle eines Absturzes von Flugzeugen bzw. deren Teile wie Triebwerke oder Räder freigesetzt. Den Beschäftigten und der Eddersheimer, Kelsterbacher und Raunheimer Bevölkerung droht neben den Explosionsfolgen auch eine Freisetzung von lungentoxischen Gasen, die im Umkreis von 2,5 km um das Ticona-Werk zu letalen, also unmittelbar tödlichen Einwirkungen führt. Es ist mit unkalkulierbaren Kettenreaktionen zu rechnen.
Besonders zu fürchten ist hier das bei der Kunststoffproduktion verwendete Gas Bortrifluorid (BF3), das bei seiner Freisetzung zu Erstickungen, Erblindungen und spontanen tödlichen Lungendödemen führt. Das Gas verbindet sich mit der Feuchtigkeit der Luft und breitet sich bis 2,5 km in Windrichtung aus. Damit befinden sich die 1000 Ticona Mitarbeiter, sowie die Bürger der Orte Eddersheim, Kelsterbach, Raunheim und Flörsheim in der unmittelbaren 2,5 km–Gefahrenzone. Nach einer Reportage des Nachrichtenmagazins Spiegel ist im Falle eines Flugzeugunfalles auf dem Werksgelände mit dem Totalverlust des Werkes, sowie mit Verletzten und Toten in den umliegenden Ortschaften zu rechnen.
Die Bortrifluorid-Tanks der Ticona-Werke sind gegen einen Absturz von Flugzeugen oder seiner Teile ebensowenig zu sichern, wie die anderen Chemikalien, Pipelines und Produktionsanlagen. Die Gefahr für die Bevölkerung geht nicht von den Ticona-Werken aus, sondern von der DFS, die – abweichend von den Sollkursen – 56.000 Flugzeuge pro Jahr über das Werksgelände führt.
Die DFS beruft sich darauf, die Ticona-Werke lägen im Flugerwartungsgebiet, dem sogenannten „Korridor“; deshalb seien Überflüge zulässig. Doch ein Korridor ist nur als absoluter Notfall-Ausweichraum gedacht. Wenn aber 56.000 Maschinen pro Jahr den Ausweichkorridor über der Ticona nutzen, kann etwas nicht stimmen.
Der Vorsitzende der Bundes-Störfallkommission, Herr Professor Jochum, hat sich zu dieser Ist-Gefahr bereits kritisch geäußert. Zitat FAZ: "Das (Ticona) Werk liegt nahe am Flughafen. Damit ergibt sich bereits jetzt ein gewisses, aber bis jetzt noch akzeptiertes Risiko, daß man durch eine geringfügige Änderung der Abflugrouten deutlich verringern könnte."
Wir berufen uns daher bei unserem Antrag insbesondere auch auf die Experten der Bundesstörfallkommission, die das Überflugrisiko Ticona bestätigen.
Abschließend möchten wir darauf hinweisen, daß am 20. September 2003 anläßlich des Tages der offenen Tür tausende von Besuchern und Medienvertretern Zeugen des beispiellosen Überflugspektakels über alle Bereiches des Ticona-Werkes wurden. Die massenhaften Verstöße gegen die Einhaltung der Sicherheit und der Sollkurse an diesem 20.09.2003 wurden auch von den Unterzeichnern persönlich erlebt. Sie mögen beispielhaft dafür sein, wie die Gefährdungen aussehen, denen die Werksangehörigen und die Bewohner der umliegenden Orte Eddersheim, Kelsterbach und Raunheim seit Jahrzehnten ausgesetzt
werden.
Die beigefügte Flugspurenkarte dieses 20.September 2003 mag unstreitig belegen, daß ohne Notwendigkeit ein massenhaftes Abweichen von den Sollkursen erfolgt. Dieses ungenaue Abflugverhalten mag auch darin begründet sein, daß die Nordabflugstrecken TABUM und GOGAS bis heute nicht mit dem modernen FMS-Abflugverfahren geflogen werden. Mit der ohne weiteres möglichen Einführung einer FMS-kodierten Nordabflugstecke wäre den Luftfahrzeugführern ein präzises Einhalten der Sollkurse zumindest möglich. Derzeitwird der absturzsensible Bereich der Ticona-Werke wie vor 30 Jahren per Handsteuerung
ohne FMS-Unterstützung beflogen. Herr Westenburger von der DFS räumte per Schreiben vom 15.09.2003 an unser Mitglied Frank Wolf ein, daß eine FMS-Kodierung auf den Nordabflugstrecken „grundsätzlich machbar wäre“ . Der gleichen Ansicht ist auch der Fluglärmschutzbeauftragte des hessischen Wirtschaftsministeriums Herr Georg M. Müller.
Es entzieht sich unserer Kenntnis, ob die gefährlichen Überflüge über das Ticona-Werk aufgrund fehlender, präziser Navigationshilfen wie dem FMS erfolgen, oder aber weil der Sollkurs viel zu nah südlich des Werksgeländes vorbeiführt, um ein Überfliegen des Werkes zu vermeiden.
Im übrigen hat inzwischen auch der Magistrat der Stadt Hattersheim auf unsere Empfehlung im Oktober 2003 die Einführung FMS-kodierter Nordabflugstecken in einem Beschluß gefordert. Ein genaues Ausfliegen der Sollkurse mittels einer zeitgemäßen Navigationshilfe ist nicht nur ein Gebot des Lärmschutzes, sondern auch aus Sicherheitsgründen eine dringende Notwendigkeit.
Wir ersuchen Sie daher ebenso höflich wie dringend, im Rahmen unserer Anträge von Amts wegen tätig zu werden. Hier tickt eine Zeitbombe. Erst im Mai 2003 wurde dem Volk offenbart, welchen Gefährdungen es bereits durch den aktuellen Flugbetreib über
Störfallanlagen im Bereich des Frankfurter Flughafens ausgesetzt ist.
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