Mehr Flughafen - mehr Risiko!
Die Risiko-Debatte beim geplanten Flughafenausbau. Informationen, Berichte, Kommentare
Von: @cf <2006-01-01>
Beim geplanten Ausbau des Flughafens steigt auch das Risiko für einen Flugzeugabsturz. Das Absturzrisiko ist heute einer der zentralen Themen beim geplanten Flughafenausbau

Der geplante Ausbau des Frankfurter Flughafens bringt für die Einwohner der Rhein-Main-Region nicht nur eine massive Zunahme der Lärm- und Schadstoffbelastung, sondern auch eine Zunahme des Risikos durch einen eventuellen Flugzeugabsturz. In der dichtbesiedelten Region um den Flughafen herum hätte ein Flugzeugabsturz katastrophale Folgen nicht nur für die Passagiere im Flugzeug, sondern auch für die Menschen am Boden, die von den Trümmern getroffen würden.

Für die Ausbauplaner war das Absturzrisiko lange Zeit kein Thema. Im Raumordnungsverfahren wurde keine vertiefte Betrachtung dieses Risikos durchgeführt. So wurde bei der Planung der Nordwestbahn von der Fraport schlichtweg übersehen, dass in der Einflugschneise der geplanten Landebahn das Chemiewerk Ticona liegt - ein Betrieb, der gefährliche Stoffe verarbeitet und der deshalb unter die Störfall-Verordnung fällt. Erst als die von einem möglichen Absturz auf das Gelände der Ticona gefährdete Kommunen die Störfall-Kommission anriefen und eine EU-Beschwerde wegen Verletzung der Seveso-Richtlinie eingereicht wurde, kam die Risikodebatte so richtig in Fahrt. Heute ist sie zu einem entscheidenden Faktor in der Ausbau-Debatte geworden.

Risiko Flugverkehr: Grundlagen

Im Alltag des Bürgers hat der Begriff "Absturzrisiko" etwas mit Angst zu tun. Der Gedanke, ein Flugzeug könnte abstürzen und ein Wohnhaus treffen, ist eine sehr beängstigende Vorstellung. Doch die Risikodebatte um den Flughafenausbau hat wenig mit Angst zu tun. Gutachter berechnen das Risiko nach komplexen (und unterschiedlichen) Verfahren, am Ende der Berechnung steht eine abstrakte Zahl. 1 mal in 25000 Jahren? Oder 1 mal in 33000 Jahren? Dieses errechnete Risiko muss die Politik bewerten. Ist es akzeptabel? Steht in einem vernünftigen Verhältnis zum erwarteten Nutzen? Wie werden eventuelle Konflikte zwischen verschiedenen Nutzungen gelöst? Hier scheiden sich die Geister, denn gesetzliche Vorschriften über zulässige Risiken bei Großprojekten wie dem Flughafenausbau gibt es in Deutschland nicht.

Um die Risiko-Debatte besser zu verstehen, sind einige Grundlagen und Hintergrundinformationen nützlich, die Sie in den folgenden Artikeln finden.


Absturz-Risiken durch die geplante Nordwestbahn

Das Risiko eines Flugzeugsabsturzes in der Umgebung des Flughafens steigt bei einem Ausbau des Flughafens immer an, allein deshalb, weil die Zahl der Starts und Landungen steigt: Mehr Flughafen, mehr Risiko.

Welche Gegenden besonders durch einen möglichen Absturz gefährdet werden, zeigt eine Analyse möglicher Absturzstellen rund um den Frankfurter Flughafen:

Absturzrisiko sichtbar gemacht

Doch bei der geplanten Nordwestbahn gibt es nicht nur das allgemeine Absturzrisiko, sondern einige Besonderheiten, die wohl weltweit ziemlich einmalig sind. Nur ein kurzes Stück hinter den westlichen Ende der Landebahn liegt das Chemiewerk Ticona, das im Endanflug von landenden Flugzeugen in ganz geringer Höhe überflogen würde. Ein Chemiewerk dürfte mit Sicherheit nicht so nahe an einer Landebahn gebaut werden - darf man eine Landebahn bauen, wenn das Chemiewerk schon da ist? Ja, meint die Hessische Landesregierung. Wenn nötig, will Ministerpräsident Koch die Ticona enteignen, damit sie seinem Lieblingsprojekt nicht mehr im Wege steht.

Da man sich von der Hessischen Landesregierung keine objektive Klärung dieser Frage erwarten kann, wurde von Anliegerkommunen und der Ticona selbst die Störfallkommission des Bundes um eine Stellungnahme gebeten. Die Störfallkommission hat sich mit dem Problem ausführlich befasst und eine Empfehlung abgegeben: keine Landebahn.

Risiko Ticona: Die Entscheidung der Störfall-Kommission

Die Fraktion der Flughafenausbau-Gegner im Frankfurter Römer (FAG) reichte in September 2003 eine EU-Beschwerde ein: bei der Planung der Landebahn sei die "Seveso-II-Richtlinie" (eine EU-Richtlinie, mit der Unfälle in störanfälligen Betrieben verhindert werden sollen). Diese Beschwerde hatte große Wirkung: die EU-Kommission leitete ein Verfahren wegen Verletzung des Gemeinschaftsrechts gegen Deutschland ein und machte damit der Hessischen Landesregierung eine Menge Ärger. Bis heute (Mitte August) ist die Angelegenheit noch nicht abgeschlossen.

Risiko-Ticona: das Verfahren der EU-Kommission

Auch ganz ohne Nordwestbahn gibt es ein "Risiko Ticona": gegenwärtig führt eine wichtige Abflugroute mitten über das Werksgelände, das Absturzrisiko ist nach neuen Gutachten nicht viel kleiner als das Risiko durch eine Nordwesbahn. Doch Landesregierung und andere Verantwortliche denken nicht im Traum daran, die gefährliche Route zu verlegen: stattdessen versuchen sie, das aktuelle Risiko dazu zu nutzen, die Ticona unter Druck zu setzen.

Risiko Ticona: die aktuelle Situation und die Zukunft des Werks

 

Das Risiko "Ticona" ist nicht das einzige Risiko der geplanten neuen Landebahn. Auch am östlichen Ende der Bahn gibt Gebäude, die durch einen Flugzeugabsturz gefährdet werden: den Fernbahnhof mit der ICE-Strecke, und das Airrail-Center, ein riesiger Bürokomplex, der auf dem Fernbahnhof errichtet werden soll. Gefährliche Stoffe werden zwar dort nicht verarbeitet, dafür halten sich Tausende von Menschen dort auf. Beim Anflug von Westen her (an 75% aller Tage) würden die landenden Flugzeuge nur knapp 100 Meter entfernt am Gebäude vorbeifliegen - was passiert, wenn bei der Landung mal etwas schief geht? Für Fraport ist dieses Risiko kein Thema - für uns schon:

Nordwestbahn: das Risiko Fernbahnhof

Das generelle Absturzrisiko wird bei der Nordwestbahn noch größer durch Vogelschlag: genau dort, wo beim Anflug auf die geplante Nordwestbahn von Westen anfliegende Flugzeuge in 120 m Höhe den Main überqueren würden, halten sich auch Tausende von Vögeln auf - Kollisionsgefahr. Das Risiko eines Flugzeugabsturzes durch einen Zusammenstoß mit einem Vogelschwarm ist hier besonders hoch. Auch das sieht Fraport gelassen.

Nordwestbahn: Hohes Risiko durch Vogelschlag

Material zum Thema Risiko

Themen hierzuAssciated topics:

Absturz-Gefahr Ticona Risiko Landebahn Nordwest

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Das Ticona-Werk ist nicht mit der geplanten Landebahn im Nordwesten des Frankfurter Flughafens vereinbar. Doch im Osten gäbe es ein noch viel größeres Risiko:
Während sich im Ticona-Werk "nur" ca. 1000 Menschen aufhalten sind es auf der Gegenseite der Landebahn im ICE-Bahnhof, dem Airrail-Center den Hotels am Flughafen usw. viele Tausend Personen.
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