Startbahn West - so war es damals
Chronologie einer Eskalation
Von: @(BI Mörfelden-Walldorf) <2001-02-17>
Die Geschichte beginnt im Jahr 1961, als die FAG mit einem Generalausbauplan die Verlängerung des Parallelbahnsystems sowie eine zusätzliche Bahn ankündigt.
1963 bildet sich, angeregt von Mörfeldens Bürgermeister Bachmann, die Schutzgemeinschaft gegen Fluglärm, in der sich eine Vielzahl der umliegenden Gemeinden (Ausnahme: Ffm) zusammenschließen.
1965 wird die außerparteiliche Interessengemeinschaft gegen den Fluglärm (IGF) gegründet, die 1,5 Jahre später bereits 15 000 Mitglieder zählt.
Ende 1965 beginnt das Planfeststellungsverfahren, in dem 4 000 Personen Einwendungen erheben; gegen den Planfeststellungsbeschluß von 1968 werden insgesamt 45 Klagen erhoben, die 1/2 Jahr später zur gerichtlichen Aufhebung dieses Beschlusses führen.
In dem sofort eingeleiteten 2. Planfestellungsverfahren werden nun Einwendungen von 8 000 Personen erhoben, später werden gegen den Planfeststellungsbeschluß von 1971 insgesamt 109 Klagen erhoben, unter den Kläger sind 13 Kommunen, ein Landkreis und 95 Einzelpersonen.

An dieser Stelle wird auch deutlich, daß weder die Einschaltung von Gerichten noch die Ankündigung von Klagen eine Erfindung der "Neuzeit" sind; ebensowenig die Integration der Kommunen in den Widerstand gegen Flughafenerweiterungen.


Das (vorläufige) Ergebnis dieser Klagen wird im Juli 1978 vom Bundesverwaltungsgericht verkündet und führt im Ergebnis zu der beantragten Flughafenerweiterung (Parallelbahnverlängerung/Startbahn 18 West).
Hieran anschließend beginnt die FAG eine massive Werbekampagne für den Flughafen und seine bevorstehende Erweiterung; die Landesregierung verkauft 303 Hektar Staatswald an die FAG.
Als Reaktion auf die juristische Niederlage vor dem Bundesverwaltungsgericht wird Ende 1978 wird die Bürgerinitiative gegen die Flughafenerweiterung gegründet, 1979 finden die ersten Demonstrationen im Wald (dem zukünftigen Erweiterungsgelände) statt, eine Unterschriftensammlung beginnt.
Nach kurzer Zeit sind 30 000 Unterschriften gegen die Erweiterung gesammelt, die im Februar 1980 in Wiesbaden abgegeben werden.
Im Mai 1980 wird mit dem Bau der BI-Hütte begonnen, die exakt dort steht, wo später der Beton für die Startbahn 18 West ausgegossen werden soll.
Die BI mobilisiert wiederholt zu Demonstrationen auf dem Erweiterungsgelände in den Wald, mit Teilnehmerzahlen bis zu 10 000 Menschen.
Im Oktober 1980 beginnen die ersten Rodungsarbeiten, unter massivem Polizeischutz fallen ca. 7 Hektar Wald.
Die BI alarmiert die Bevölkerung, und etwa 3 000 Menschen bleiben über Nacht vor Ort, um die Fällungsaktion zu stoppen; anschließend demonstrieren 15 000 Menschen zunächst in Walldorf, dann im Wald.
Die Rodungsarbeiten werden nicht fortgeführt.
Über den Jahreswechsel 80/81 entsteht um die Bi-Hütte das spätere Hüttendorf nach dem Pronzip der Patenschaften: jede Initiative baut und betreut ihre Hütte.
Im Frühjahr 1981 initiiert die BI das Volksbegehren, einen Gesetzentwurf, mit dem der Ausbau verhindert werden soll; dieses Instrument soll nach Auffassung der BI gleichberechtigt neben dem Protesten vor Ort genutzt werden. Bis November 1981 werden ca. 300 000 Unterschriften gesammelt.
Im Oktober 1981 läuten die Kirchenglocken in den Gemeinden um den Flughafen Alarm: nachdem bekannt geworden war, daá die Polizei mehr als 10 000 Beamte auf dem Flughafen zusammengezogen hat, beginnt auf dem sog. 7-Hektar-Gelände, 500 Meter von dem Dorf entfernt, die Besetzung dieses Platzes durch die Bürgerinitiativen.
Etwa 12-15 000 Menschen versammeln sich nachts auf dem Gelände, geschützt durch zuvor ausgehobene Gräben.
Als am Morgen die Polizei anrückt, zieht diese nach vergeblichem Räumungsversuch einige Stunden später wieder ab.
Nachdem sich die Reihen der Besetzer über Tage ausgedünnt haben, macht die Polizei einen erneuten Vorstoß und riegelt das 7-Hektar-Gelände von dem angrenzenden Wald ab.
Als die evangelische Kirche einige Tage später am Rand dieses Geländes einen Gottesdienst veranstaltet, beginnt die Polizei ohne erkennbaren Anlaß den Beschuß mit Wasserwerfern auf die Teilnehmer des Gottesdienstes.
Anschließend rücken Polizisten aus und machen rücksichtlos von Schlagstöcken Gebrauch; wegen der vielen Verletzten dieses Tages wird dieser Tag den Namen "Blutsonntag" erhalten.
Am 02.11.1981 räumt die Polizei das Hüttendorf; angeführt von dem damaligen Polizeioberrat Robert Philippi, gehen im Verlauf des Tages immer wieder schwerbewaffnete Polizisten mit Knüppeln, Gas und Blendgranaten gegen Demonstranten vor.
Am folgenden Tag, den 03.11.1981, wiederholen sich diese Szenen, als Philippi eine Demonstration in der Rohrbachstraße in Frankfurt vollständig einkesseln und die Teilnehmer zusammenschlagen läßt; anschließend bilden Polizisten eine Knüppelgasse, durch die die Demonstranten hinausgeprügelt werden.
Anwohner der Rohrbachstraße sind über dieses Vorgehen der Polizei derart empört, daß sie beginnen, aus ihren Fenstern mit Blumentöpfen nach dem Polizisten zu werfen.
Am 14.11.1981 demonstrieren 150 000 Menschen in Wiesbaden gegen diese Eskalation der Polizeigewalt und geben insgesamt 300 000 Unterschriften für ein Volksbegehren ab.
Der hessische Staatsgerichtshof erklärt Ende Januar 1982 das Volksbegehren für verfassungswidrig.
Der Bau der Startbahn West wird 1984 vollendet, am 12.04.1984 wird die Bahn in Betrieb genommen.
Wer sich hiermit nicht abfinden wollte, konnte bei den sog. Sonntagsspaziergängen oder bei anderen Gelegenheiten seinem Protest Ausdruck verleihen.
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Mörfelden-Walldorf Rhein-Main-Region Flughafen-Ausbau FRA

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