Argumentesammlung zum A380 Planfeststellungsverfahren
Was sind die wichtigsten Einwände gegen die Pläne für eine Wartungshalle ?
<2003-05-29>
- Vorbemerkungen:
-
- Diese Argumentesammlung soll bei Bedarf erweitert werden. Anregungen sind sehr willkommen (Tel. 06074-49 28 04 oder PFV@Unser-Forum.de).
- Bitte bedenken Sie, dass die konkreten Pläne für die Wartungshalle erst ab 23. Juni 2003 öffentlich einsehbar sind. Auf Basis der spärlichen bisher bekannt gewordenen Daten kann man aber schon folgende Hinweise geben:
- Ein großes politisches Versprechen für die Rhein-Main-Region würde gebrochen !
- "Kein Baum wird mehr fallen !" hieß das feste Versprechen der Politiker nach dem Bau der Startbahn West. Sogar in den Unterlagen zur Planfeststellung der Startbahn West stand es drin: Leider aber nur an einer juristisch nicht wirklich verpflichtenden Stelle - wie uns mittlerweile erläutert wird.
"Kein Baum wird mehr fallen !": Auf dieses Versprechen haben viele BürgerInnen viele Jahre lang vertraut und ihre Zukunftsplanung daran ausgerichtet. Doch nun soll ein so wichtiges Versprechen bereits wegen kleiner "Anpassungsmaßnahmen für A380" (so die verharmlosende Darstellung der Fraport AG) gebrochen werden. Auch wenn der Antrag vom Unternehmen Fraport kommt: Eigentümerinnen des Unternehmens sind nach wie vor zu großen Teilen die Stadt Frankfurt, das Land Hessen und der Bund - und damit hätten die PolitikerInnen die Entscheidungspositionen.
"Kein Baum wird mehr fallen !" oder "Was scheert uns das Politikergeschwätz von gestern !" ?
=> Jeder aufrichtige Politiker sollte für sich hier keine Entscheidungsprobleme haben und allen Einfluss zur Einhaltung der wichtigen Zusage geltend machen !
- Eine massive Steigerung des Flugverkehrs in Frankfurt würde stillschweigend "genehmigt" !
- Bei der Genehmigung der Pläne für den Bau der Startbahn West wurde eine maximale Kapazität zugrunde gelegt. Diese wurde mittlerweile jedoch um mehr als die Hälfte überschritten !
=> Selbst mit der geplanten neuen Landebahn (im Kelsterbacher oder Schwanheimer Wald) wird offiziell keine größere Kapazitätssteigerung erwartet !
Wie war das möglich ?
Während der Jahre seit der Planfeststellung der Startbahn West wurden an zahlreichen Stellen des Flughafens Baumaßnahmen durchgeführt, die in ihrem Zusammenspiel in der Summe diese massive Kapazitätssteigerung ermöglicht haben.
Nur: Für all diese Ausbaumaßnahmen wurde kein öffentliches Genehmigungsverfahren durchgeführt !
Da für alle kapazitätssteigernden Baumaßnahmen des Flughafens zumindest ein Planfeststellungsverfahren nötig sei, vertreten Juristen die Auffassung, dass auf dem Flughafen eine kaum überschaubare Menge von "Schwarzbauten" existiert - selbst wenn wohl für alle eine jeweilige offizielle Baugenehmigung vorliegen mag.
Weiterhin wird von Juristen die Meinung vertreten, dass bei einem Planfeststellungsverfahren auf indirektem Wege alle errichteten "Schwarzbauten" nebenbei mitgenehmigt würden:
=> Durch die offizielle Genehmigung eines "Balkons" würde quasi das ganze ungenehmigt errichtete Haus mit abgenommen !
- Große Waldflächen würden unnötigerweise vernichtet !
- Für eine Errichtung einer Wartungshalle soll nicht nur der - eigentlich als unüberwindbar deklarierte - Flughafenzaun versetzt, sondern auch eine sehr beachtliche Menge Wald gerodet werden. Nach bekannt gewordenen Plänen soll eine neue lange Schneise für die Okrifteler Straße in den Wald geschlagen und große Flächen nördlich der Straße völlig abgeholzt werden.
Nach Aussage von Wald-Fachleuten muss auch mit Schäden und Beeinträchtigungen südlich der geplanten Okrifteler Straße gerechnet werden, weil neue Waldränder sich bis zu mehrere hundert Meter tief in den Wald hinein auswirken. Diese Beeinträchtigung der Waldfunktionen wird aber nur selten mit eingerechnet.
Für abgeholzte Waldflächen müssten Ausgleichflächen aufgeforstet werden. Dafür geeignete Flächen sind jedoch weit und breit nicht mehr zu finden ! Der Bau der ICE-Trasse nach Köln und der Startbahn West usw. haben längst alle potentiellen Ausgleichsflächen aufgebraucht.
Selbst nach 20 Jahren sind noch nicht einmal alle Ausgleichsflächen für die Startbahn West ausgewiesen - wo sollten also noch geeignete Ausgleichsflächen für weitere Abholzungen herkommen ?
Südlich des Parallelbahnensystems am Frankfurter Flughafen gibt es auf dem Flughafengelände noch riesige unbebaute, unbewaldete Flächen. Dass ein Neubau ausgerechnet in den Wald und außerhalb des Flughafenzauns plaziert werden soll, ist daher nicht nachzuvollziehen !
- Die Verlärmung großer Teile des Rhein-Main-Gebietes würde noch weiter verschlimmert !
- Noch existiert der A380 erst im Computer oder auf Papier bzw. in einzelnen Bauteilen. Die Triebwerkshersteller versprechen jedoch trotz der sehr viel stärkeren Turbinen eine etwas geringere Lärmbelastung, als z.B. bei einem B747-Jumbo. (Womit gleichzeitig aber aufgezeigt wird, wieviel Lärmverringerung bei den anderen Flugzeugen noch realistisch machbar ist !)
Jedoch muss man bei der Abfassung von Einwendungen in einem Planfeststellungsverfahren immer das größte zu erwartende Übel annehmen. Die A380-Riesenflugzeuge existieren noch nicht, also ist die Lärmcharakteristik noch unbekannt. Daher muss man eine deutliche Zunahme der Lärmbelastung annehmen !
Und zusätzlich noch: Auf indirektem Wege wird die Verlärmung des Rhein-Main-Gebietes weiter ansteigen !
- Der A380 kommt nicht so schnell hoch - am Ende doch lauter:
- Nach Aussage von Fachleuten, hat der A380 ein ungünstiges Verhältnis von Schubkraft zu Gewicht. Dadurch kann das Flugzeug beim Start nicht so schnell an Höhe gewinnen. Das würde dazu führen, dass es deutlich länger dauert, bis der vom Flugzeug abgestrahlte Lärm am Boden unter die Belästigungsgrenzen sinkt. Selbst wenn also die Triebwerke tatsächlich etwas leiser sein werden, würden nur die Betroffenen in der unmittelbarer Nähe des Flughafens eine Verringerung des Lärms erleben - zumindest theoretisch. Die weitaus meisten Betroffenen hätten aber unter einer Lärmsteigerung wegen geringerer Flughöhe zu leiden.
Dieser Zusammenhang wird zwar von der Fraport bestritten, doch die elementaren Gesetze der Physik lassen sich schwerlich umgehen ... - Der Lärm zu Füllen der A380-Flugzeuge würde steigen:
- Um einen A380 mit seinen 555 bis später einmal annähernd 1000 Plätzen zu füllen, werden Zubringerflüge gebraucht. Alleine mit den Passagieren aus dem Rhein-Main-Raum und den per Bahn anreisenden Personen bekommt man eine solches Flugzeug schwerlich voll. Alle verfügbaren Kapazitäten würden ausgenutzt. Kleinere Flugzeuge würden durch größere (und lautere) ausgetauscht. Selbst wenn also die Anzahl der Flüge nicht steigt, wird die Lärmbelastung wachsen, weil die einzelnen Flugzeuge jeweils größer - und damit im Mittel lauter - werden.
Werden selbst Boing-Jumbos zum "Zubringer-Flieger" ? - Eine Wartungshalle zieht viel Lärm nach sich:
- Auch eine riesengroße Wartungshalle muss aus wirtschaftlichen Gründen "gefüllt" werden. Daher ist damit zu rechnen, dass die Lufthansa als Betreiberin der Halle auch Wartung für Flugzeuge anderer Fluglinien anbieten wird (weltweit sind derzeit nur zwei Wartungshallen für A380 geplant). Neben dem normalen Flugverkehr werden also zu reinen Wartungszwecken auch Flugzeuge anderer Unternehmen angelockt. Doch auch leere Flugzeuge machen beim Landen und Starten kaum weniger Lärm, wie beladene.
Der Betrieb einer Wartungshalle ist keinesfalls lärmarm. Vor der Halle sind große Flächen mit Wartungspositionen vorgesehen. Insbesondere wegen der Triebwerks-Probeläufe, die über viele Minuten lang einen Höllenlärm weit über den Flughafenbereich hinaus verbreiten können, gilt es jetzt hellwach zu sein - bevor man z.B. wegen der noch häufigeren nächtlichen Arbeiten später noch weniger schlafen kann !
Das "Argument", durch die riesige Halle würde eine Art Lärmschutzwand für Walldorf entstehen, ist nicht ernst zu nehmen. Zum einen ist die Halle im Verhältnis zur Länge des Flughafens nur relativ kurz und zum anderen geht der Lärm bei den meist vorherrschenden Windrichtungen leider im hohen Bogen über die Halle hinweg - ganz anders als bei der bereits vorhandenen Lärmschutzwand für Kelsterbach.
- Die Risiken und Gefahren werden durch einen A380-Betrieb signifikant erhöht:
- Wieviel Schaden ein Flugzeugabsturz anrichten kann, sollte seit dem Absturz des iraelischen Jumbo in Amsterdam und spätestens nach den Anschlägen vom 11. September 2001 deutlich geworden sein. Dabei waren die für die Anschläge am 11. September 2001 verwendeten Flugzeuge noch ganz erheblich kleiner, als es der A380 werden soll !
Käme ein A380 vom Kurs ab und würde mit z.B. einem der sehr nahe gelegenen Frankfurter Hochhäuser kollidieren, wäre wegen der riesigen Treibstoffmenge (bis zu ca. 300 Tonnen !) und der großen Masse des Flugzeugs (bis zu 560 Tonnen) eine Katastrophe unglaublichen Ausmaßes zu erwarten - selbst dann, wenn "nur" ein Absturz in eines der vielen in Rhein-Main überflogenen Wohn- oder Industriegebiete erfolgen würde ...
Doch auch im Flugzeug drin sitzen Menschen: 400, 500, 600, - später einmal bis zu fast 1000 Personen. Wie bei allen "Großtechnologien" können so durch relativ kleine Ursachen auf einen Schlag sehr viele Personen zu Schaden oder gar ums Leben kommen.
Der Bau einer Wartungshalle würde den Flugverkehr mit A380-Maschinen besonders in Frankfurt stark fördern - und damit auch die unvermeidbaren Gefahren.
- Der Hub-Verkehr am Frankfurter Flughafen wird durch A380-Betrieb verstärkt:
- Der Betrieb einer großen Wartungshalle ist nur dort rentabel, wo auch viele A380-Flugzeuge verkehren. Ein Betrieb von A380-Flugzeugen wiederum lohnt sich nur dann, wenn genügend Passagiere zur gleichen Zeit über die gleiche Flugstrecke reisen "wollen" - oder zumindest dazu gebracht werden können.
Daraus erkennt man, dass die Hub-Funktionalität des Frankfurter Flughafens ein noch größeres Gewicht bekommen würde. Flugverkehr, von dem die Bewohner des Rhein-Main-Gebietes im Wesentlichen nur den Lärm, die Schadstoffe, die starke indirekte Verkehrsbelastung durch Zubringerverkehr und diverse weitere Nachteile spüren werden. Den Profit eines Mega-Hubs haben fast nur die großen Fluggesellschaften - und die Fraport AG sowie die am Flughafen tätigen Unternehmer.
- Übertriebene Schwarzmalerei ?
-
Einige der obigen Darstellungen erscheinen Ihnen nicht sehr relevant ? Bedenken bitte:
Für ein Planfeststellungsverfahren kann man gar nicht genug "schwarz sehen".
Jede Menge an Kreativität über die obigen Aspekte hinaus ist verlangt !
Denn: Nach der Einspruchsfrist (in diesem Fall vorauss. 08. Aug. 2003) können normale BürgerInnen keine wirksamen Einwendungen mehr machen. Alles, was in der Planfeststellung genehmigt wird, kann bis an seine extremen technischen, organisatorischen und interpretativen Grenzen ausgenutzt werden.
Hat man einen heute noch utopisch erscheinenden Aspekt, irgendeine spezielle Entwicklungsmöglichkeit nicht eingebracht, kann einen irgendwann später einmal grausame Realität einholen ! - Einwendungen leicht gemacht:
- Zur Erinnerung: Auf der Internetseite www.profutura.net können sich alle von den Ausbauplänen am Frankfurter Flughafen potentiell betroffenen BürgerInnen eintragen. Sie erhalten dann für die Planfeststellungsverfahren jeweils ein auf sie persönlich abgestimmtes computergeneriertes Einwendungsschreiben.
Dabei sollten Sie selbst - und auch alle Leute, die sie dazu bewegen können, unbedingt mitmachen! Geben Sie Ihre Rechte nicht widerstandslos auf !
Zusätzlich kann jeder noch weitere Einwendungsschreiben erstellen und abgeben. Es gibt hier keine Beschränkung !
Themen hierzuAssciated topics:
PFV FRA-Ausbau Lärmbelastung Flughafen-Ausbau FRA Ablauf einer Planfeststellung Einhaltung von Fristen Anhörungsverfahren zur Planfeststellung Sicherheit im Luftverkehr Wertverluste durch Flugverkehr (Immobilien) Gesundheit + Wohlbefinden Natur- u. Umweltschutz Absturz-Gefahr Juristisches zum FRA-Ausbau Fluglärm
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