Die hessischen Landesregierung hat Ideen der Frankfurter CDU, die neue Landebahn tagsüber weniger und in den beiden Nachtrandstunden von 22-23 Uhr und 5-6 Uhr gar nicht zu nutzen, eine Absage erteilt. Staatssekretär Saebisch (Verkehrsministerium) sagte in einem Interview mit hr-info, ohne Nutzung der Bahn in den Randstunden könne das strikte Nachtflugverbot nicht eingehalten werden; dies habe Priorität. Für die von der neuen Landebahn stark betroffenenen Gebiete, wie Flörsheim oder den Frankfurter Süden, wird es also vorerst keine wirksame Entlastung geben.
Auch den Vorschlag, Flüge von der bei Ostbetrieb genutzen Startroute 07-N Kurz auf die Route 07-S Lang (über das östliche Frankurt nach Norden) zu verlegen und so die Frankfurter Innenstadt auf Kosten des Frankfurter Ostens und Offenbachs zu entlasten, lehnte die Landesregierung ab, da "dies nicht zu einer Verringerung der Lärmbelastung führe" (wahrscheinlich heißt das, dass der "Frankfurter Lärmindex" nach den vorläufigen Berechnungen nicht kleiner wird). Sehr durchdacht erschien die Idee, Flüge von der als relativ unproblematisch angesehenen Route über die Innenstadt auf die ohnehin schon stark belasteten Gebiete im Osten zu verlegen, von vorne herein nicht (siehe Blog-Eintrag vom 17.04.2012).
Die Landesregierung setzt jetzt vor allem auf die Anhebung der Gegenanflüge, Änderungen der Eindrehbereiche und mittelfristig auf das Point-Merge-Verfahren. Mit letzterem ist aber nicht vor 2015 zu rechnen, und über die genaue Ausgestaltung und die Auswirkungen sind keine Details bekannt.
Die Grünen meinten dazu, dass die versprochene Lärmentlastung für die Flughafen-Anwohner nun in weite Ferne gerückt sei. Die "Allianz für Lärmschutz" diene in Wirklichkeit "als Versicherung für das politische Überleben der Landesregierung bei der nächsten Wahl". Auch die Linke übte Kritik und forderte zur Lärmentlastung eine Verlagerung von Kurzstreckenflügen auf die Bahn. Das Verkehrsministerium wies die Darstellung der Grünen in einer Pressemitteilung zurück und listet den Status der bisher geprüften und/oder geplanten Maßnahmen auf. Die Pressemitteilung enthält Links mit weiterem Material zur Flugroute 07-S kurz und anderen Fragen.
Das Bündnis der Bürgerinitiativen begrüßte die Ankündigung der Landesregierung, von Maßnahmen abzusehen, die den Lärm nur verlagern. Kritische Stimmen unter den Ausbaugegnern erinnerten daran, dass eine echte Lärmreduzierung (ohne Lärmverschiebung und Schaffung von neuen Betroffenheiten) nur mit einer deutlichen Einschränkung der Flugbewegungen machbar sei.
Die Interpretation, dass das Ministeriums jetzt bekehrt und von der Idee der Lärmverteilung abgekommen sei, dürfte aber zu optimistisch sein. Umverteilende Maßnahmen wie der segmentierte Anflug (Umfliegung von Mainz und Offenbach) oder eine neue Flugroute 07-N Ultralang werden nämlich durchaus weiter geprüft oder weiter verfolgt. Die geplante Verlegung der Eindrehbereiche schafft ebenfalls neue Belastungen anderswo. Das Prinzip, dass eine Umverteilung akzeptabel ist, wenn der umstrittene "Frankfurter Lärmindex" kleiner wird, gilt weiterhin sowohl beim "Forum Flughafen und Region" als auch in der Fluglärmkommission.
Mehr:
- Bericht bei hr-online
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Staatssekretär Steffen Saebisch weist bewusste Fehlinterpretation der Fraktion der Grünen entschieden zurück
Pressemitteilung des HMWVL vom 19.07.2012 - Grüne: Maßnahmen zu Fluglärmschutz zu den Akten?
Pressemitteilung vom 19.07.2012 - LINKE: Wirksamer Lärmschutz nur durch Verlagerung der Kurzstreckenflüge auf die Bahn möglich
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Pressemitteilung Bündnis der Bürgerinitiativen vom 19.07.2012
Kurzstreckenflüge Nachtflugverbot Segmented Approach
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