Am 4. November 2004, als die Regionalversammlung über den Bau der A380-Halle im Bannwald entscheiden sollte, hatte Fraport-Vize Schölch noch einen großen Zeitdruck aufgebaut: er appellierte an die Mitglieder der Versammlung, das Projekt nicht zu verzögern. Würde nicht am selben Tag entschieden, könnte die Halle nicht bis zum Herbst 2007 fertig werden. Die Lufthansa würde die Halle dann vielleicht in München bauen und dem Flughafen und der Region drohe schwerer Schaden. Für die Prüfung von Alternativen sei keine Zeit.
Der Appell half, der Antrag wurde von der Regionalversammlung genehmigt. Zwei Wochen später verordnete das Regierungspräsidium den Sofortvollzug für den Beschluss, obwohl sich die Regionalversammlung explizit dagegen ausgesprochen hatte. Begründung: Die Halle könne nur dann rechtzeitig fertig werden, wenn "Anfang 2005 mit dem Bau begonnen wird".
Doch danach war es mit der Eile vorbei. Fraport verzichtete erst einmal auf die die Rodung des Bannwalds, um die Urteile des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs über die Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss abzuwarten. Erst zum ersten September können jetzt wieder Bäume gefällt werden. Trotzdem, meinte Fraport zur Überraschung aller, könne die Halle durch Straffung der Bauplanung trotzdem rechtzeitig fertig werden.
Auch die Lufthansa hat auf einmal mehr Zeit als vorher behauptet: wie heute bekannt wurde, hat sie noch keinen Bauantrag für die Halle gestellt. Wie ein Sprecher der Lufthansa erklärte, wolle man ebenfalls die Entscheidung des VGH Kassel über die anstehenden Klagen abwarten. Man gehe zwar von einer positiven Entscheidung des Gerichts aus, eine gewisse rechtliche Unsicherheit bestehe aber noch. Am 24. und 31. Mai sowie am 7. Juni werden die Klagen des BUND, der Städte Rüsselsheim, Mörfelden-Walldorf, Raunheim, Neu-Isenburg, Offenbach sowie des Kreises Groß-Gerau am VGH Kassel behandelt. Bis Mitte des Jahres soll über alle Klagen entschieden sein.
Den vorher beschworenen Termindruck sieht Lufthansa offenbar nicht mehr. "Für uns gibt es keine Notwendigkeit, den Antrag schon jetzt zu stellen", sagte ein Sprecher der Lufthansa. Man gehe davon aus, dass der Bauantrag innerhalb von drei Monaten genehmigt werden könne. So könne der Zeitplan - wenn auch nur mit Mühe - eingehalten werden.
Der Leiter des Frankfurter Bauaufsichtsamts Kummer zeigte sich verwundert, dass der Antrag - angesichts des behaupteten Zeitdrucks und der Komplexität des Antrags - noch nicht gestellt worden sei. Lediglich Vorgespräche hätten stattgefunden, bei denen Fraport die Absicht geäußert habe, den Antrag in Frankfurt zu stellen (auch der Kreis Groß-Gerau oder Rüsselsheim wären theoretisch möglich gewesen). Kummer meinte, seine Behörde sei in der Lage, einen solchen Antrag in drei Monaten zu bearbeiten, wenn er qualitativ gut vorbereitet sei und "nicht mehr viele Fragen offen lasse".
Der BUND hält den von Fraport und Lufthansa aufgebauten Zeitdruck beim Bau der Halle für "konstruiert", mit dem Ziel, den Standort im Bannwald zu rechtfertigen. Mit dem Bau könne nun wahrscheinlich nicht vor November begonnen werden, dann aber wäre es nur noch ein Monat, bis das Gelände der Airbase verfügbar sei, das der BUND als alternativen Standort für die Halle vorschlägt. Der BUND forderte Fraport auf, die Pläne zu ändern und auf den Standort im Bannwald zu verzichten. Fraport hatte den alternativen Standort stets mit Terminzwängen abgelehnt: das Airbase-Gelände würde erst zu spät frei.
Für die plötzliche Gelassenheit der Lufthansa dürfte auch eine Rolle spielen, dass sich die Auslieferung des A380 um einige Monate verzögern dürfte. Für den ersten Kunden, die den A380 erhalten soll, wurde dies schon angekündigt. Lufthansa, die erst später mit der Lieferung dran ist, dürfte die Verzögerung also auch treffen, auch wenn man das bisher offiziell nicht zugibt. Die Möglichkeiten für eine Veränderung der Pläne für die A380-Werft wären also jetzt durchaus günstig. Nur Fraport müsste dann ihre Pläne ändern: das Gelände der Airbase will man lieber für das Terminal 3 verwenden als für die Wartungshalle.
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