Protestflut zeigt Wirkung
Werden die Flugrouten über dem Taunus geändert?
<2001-06-04>
Es geschehen Zeichen und Wunder: die DFS ist bereit, über eine Flugroute zu diskutieren. Der Fluglärmschutzbeauftragte Bruinier und die DFS sind sich einig, dass man in Sachen Flugrouten über den Taunus-Gemeinden "etwas tun muss". In der nächsten Woche will Bruinier mit Experten und DFS beraten, wie man die Situation in den neu von Fluglärm betroffenen Taunus-Gemeinden entschärfen kann.
Das ist neu. Erinnern wir uns. Die Proteste der von der Solta-Vadim-Linie geplagten Gemeinden südlich des Flughafens - einige Gesprächsversuche der Bürgerinitiativen, halbherzig unterstützt von dem einen oder anderen Schreiben eines Bürgermeister an die DFS - verliefen völlig im Sand: nicht machbar, alles sei optimal wie es ist, lautete die kategorische Ablehnung der DFS auf alle Vorschläge (selbst die Höherlegung der Anfluglinie um 300m, die die DFS jetzt von sich aus dort eingeführt hat, wurde noch vor einem halben Jahr als nicht möglich abgelehnt). Nicht besser erging es bis jetzt Vorschlägen aus dem Main-Kinzig-Kreis, die eine Höherlegung der Anflugroute und den kontinuierlichen Sinkflug zur Entlastung der Bewohner gefordert hatten; inzwischen ist deswegen eine Klage eingereicht. Und auch die Bürgerinitiative WIDEMA, die nach langem zähen Bemühen eine minimale testweise Verlegung einer Startroute erreicht hat, hat dafür Jahre gebraucht.
In diesem Fall ist alles ganz anders. Die neuen Flugrouten sind gerade mal sechs Wochen in Kraft, da zeigt man schon Bereitschaft, sie zu ändern - obwohl die tatsächliche Belastung geringer ist als bei manchen anderen Orten, die sich völlig vergeblich beschwert haben. Woran das wohl liegt? Die Gegenwehr der neu vom Fluglärm betroffenen Gemeinden hat eine ganz andere Grössenordnung. Binnen kürzester Zeit haben sich in den neu betroffenen Gemeinden mehrere gut organisierte Bürgerinitiativen gebildet und haben bereits mit auffälligen Aktionen, wie der Demo auf dem Feldberg, von sich reden gemacht; einige sind inzwischen auch gegen den Ausbau des Flughafens. In den vergangenen Wochen wurden Tausende von Fluglärmbeschwerden von Anwohnern eingegeben, allein aus Kelkheim über 1200, aus dem kleinen Schmitten immerhin noch über 600. Ausserdem haben mehrere betroffene Städte und auch einige Privatleute bereits Klagen gegen die neuen Flugrouten eingereicht, ohne dass gross über die möglichen Erfolgsaussichten diskutiert wurde.
Eine mögliche Lösung sieht Bruinier in einer Verschiebung des Wegepunktes "Tabum" (was das Problem aufwirft, wer dann stattdessen den Lärm abkriegt), oder aber in einer Auflösung der engen Bündelung zugunsten einer gewissen Streuung, die er "etwas fairere Verteilung" nennt. Die Einführung einer Streuung wäre eine sensationelle Kehrtwendung, nachdem über Jahre hinweg immer eine noch bessere Bündelung im Vordergrund stand. Die Debatte über eine Streuung hat der Offenbacher Oberbürgermeister Grandke mit seiner Forderung nach einer "Demokratisierung des Fluglärms" in Gang gebracht. Mittlerweile werden solche Vorschläge auch von der DFS nicht mehr kategorisch abgelehnt - Streuung ist technisch viel einfacher als Bündelung.
Ob im konkreten Fall der Taunusrouten nun tatsächlich etwas passiert, ist natürlich noch nicht gesagt. Eine Diskussion über die Flugrouten wird es aber in jedem Fall geben: es handelt sich hier nicht um eine Geheimsache, die die DFS einfach beschliessen kann, sondern eine Sache des öffentlichen Interesses.
Ob eine vernünftige Lösung herauskommt oder nur St.Florian ("die Flugrouten sind da, wo sich die Leute am wenigsten wehren", um einen nicht unbekannten Piloten zu zitieren), wissen wir noch nicht. Eins sieht man aber, und das sollte alle vom Fluglärm Geplagten ermutigen: wenn man sich intensiv genug wehrt, kann man etwas erreichen. sogar gegen die DFS.
Das ist neu. Erinnern wir uns. Die Proteste der von der Solta-Vadim-Linie geplagten Gemeinden südlich des Flughafens - einige Gesprächsversuche der Bürgerinitiativen, halbherzig unterstützt von dem einen oder anderen Schreiben eines Bürgermeister an die DFS - verliefen völlig im Sand: nicht machbar, alles sei optimal wie es ist, lautete die kategorische Ablehnung der DFS auf alle Vorschläge (selbst die Höherlegung der Anfluglinie um 300m, die die DFS jetzt von sich aus dort eingeführt hat, wurde noch vor einem halben Jahr als nicht möglich abgelehnt). Nicht besser erging es bis jetzt Vorschlägen aus dem Main-Kinzig-Kreis, die eine Höherlegung der Anflugroute und den kontinuierlichen Sinkflug zur Entlastung der Bewohner gefordert hatten; inzwischen ist deswegen eine Klage eingereicht. Und auch die Bürgerinitiative WIDEMA, die nach langem zähen Bemühen eine minimale testweise Verlegung einer Startroute erreicht hat, hat dafür Jahre gebraucht.
In diesem Fall ist alles ganz anders. Die neuen Flugrouten sind gerade mal sechs Wochen in Kraft, da zeigt man schon Bereitschaft, sie zu ändern - obwohl die tatsächliche Belastung geringer ist als bei manchen anderen Orten, die sich völlig vergeblich beschwert haben. Woran das wohl liegt? Die Gegenwehr der neu vom Fluglärm betroffenen Gemeinden hat eine ganz andere Grössenordnung. Binnen kürzester Zeit haben sich in den neu betroffenen Gemeinden mehrere gut organisierte Bürgerinitiativen gebildet und haben bereits mit auffälligen Aktionen, wie der Demo auf dem Feldberg, von sich reden gemacht; einige sind inzwischen auch gegen den Ausbau des Flughafens. In den vergangenen Wochen wurden Tausende von Fluglärmbeschwerden von Anwohnern eingegeben, allein aus Kelkheim über 1200, aus dem kleinen Schmitten immerhin noch über 600. Ausserdem haben mehrere betroffene Städte und auch einige Privatleute bereits Klagen gegen die neuen Flugrouten eingereicht, ohne dass gross über die möglichen Erfolgsaussichten diskutiert wurde.
Eine mögliche Lösung sieht Bruinier in einer Verschiebung des Wegepunktes "Tabum" (was das Problem aufwirft, wer dann stattdessen den Lärm abkriegt), oder aber in einer Auflösung der engen Bündelung zugunsten einer gewissen Streuung, die er "etwas fairere Verteilung" nennt. Die Einführung einer Streuung wäre eine sensationelle Kehrtwendung, nachdem über Jahre hinweg immer eine noch bessere Bündelung im Vordergrund stand. Die Debatte über eine Streuung hat der Offenbacher Oberbürgermeister Grandke mit seiner Forderung nach einer "Demokratisierung des Fluglärms" in Gang gebracht. Mittlerweile werden solche Vorschläge auch von der DFS nicht mehr kategorisch abgelehnt - Streuung ist technisch viel einfacher als Bündelung.
Ob im konkreten Fall der Taunusrouten nun tatsächlich etwas passiert, ist natürlich noch nicht gesagt. Eine Diskussion über die Flugrouten wird es aber in jedem Fall geben: es handelt sich hier nicht um eine Geheimsache, die die DFS einfach beschliessen kann, sondern eine Sache des öffentlichen Interesses.
Ob eine vernünftige Lösung herauskommt oder nur St.Florian ("die Flugrouten sind da, wo sich die Leute am wenigsten wehren", um einen nicht unbekannten Piloten zu zitieren), wissen wir noch nicht. Eins sieht man aber, und das sollte alle vom Fluglärm Geplagten ermutigen: wenn man sich intensiv genug wehrt, kann man etwas erreichen. sogar gegen die DFS.
Themen hierzuAssciated topics:
TABUM Landeanflug SOLTA-VADIM -Linie
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