Lufthansa übernimmt Swiss
Was wird jetzt aus den Anflugbeschränkungen für den Flughafen Zürich?
<2005-03-23>
Die Schweizer Fluggesellschaft Swiss wird von der Lufthansa übernommen. Der Übernahmevertrag wurde am Dienstag abend in Zürich unterzeichnet, nachdem die Aufsichtsräte der beiden Gesellschaften und die Schweizer Regierung zugestimmt hatten. Im Jahr 2003 war ein entsprechender Übernahmeversuch noch gescheitert.
Die Großaktionäre der Swiss, die etwa 86 Prozent des Swiss-Kapitals halten, stimmten der Abtretung ihrer Aktien gegen einen so genannten "Besserungsschein" zu. Das heißt sie bekommen jetzt kein Geld, erst wenn die Swiss wieder Gewinn erwirtschaftet, erhalten sie eine Zahlung von bis zu 265 Millionen Euro. Die Kleinaktionäre, die etwa 15% des Kapitals halten, bekommen ein Übernahmeangebot in Höhe von insgesamt 45 Millionen Euro. Insgesamt kostet der Deal die Lufthansa also maximal 310 Millionen Euro - ein Schnäppchenpreis für eine Fluggesellschaft dieser Größe. Allerdings werden auch ca. 700 Millionen Schulden der Swiss mit übernommen. Die Swiss, die 2002 nach der Pleite der Swissair als Nachfolgegesellschaft gegründet wurde, war bisher kein wirtschaftlicher Erfolg. In drei Jahre wurde etwa 1 Milliarde Euro an Eigenkapital verbraten, das Staat und private Geldgeber zur Rettung der Fluggesellschaft zur Verfügung gestellt hatten.
Die Lufthansa sicherte zu, die Swiss als weitgehend eigenständige Fluggesellschaft mit Sitz in der Schweiz und mit eigener Flotte und eigenem Personal weiter zu führen. Die Marke "Swiss" bleibt erhalten. Zum nächsten Winterflugplan soll die Swiss voll in den Lufthansa-Flugplan integriert werden. Der Flughafen Zürich-Kloten soll als Drehkreuz (Hub) erhalten bleiben und von der Lufthansa gleichberechtigt neben den beiden anderen Drehkreuzen der Lufthansa, Frankfurt und München, entwickelt werden. Dazu soll die Swiss noch zwei weitere Langstreckenflugzeuge erhalten, freilich nur wenn es sich rentiert.
Wegen kartellrechtlicher und luftverkehrsrechtlicher Anforderungen wird die Übernahme in mehreren Schritten stattfinden. Die Swiss-Aktien werden zunächst von der neuen Schweizer Gesellschaft Air Trust übernommen, an der die Lufthansa zunächst Anteile von 11% erwirbt. Nach der Freigabe durch die Kartellbehörden (der Deal muss von der EU-Kommission genehmigt werden) erhöht sie ihren Anteil auf 49 Prozent, nach dem Abschluß der neuen Luftverkehrsabkommen werden dann 100% erworben.
Der geplante Abbau von 1000 Arbeitsplätzen bei der Swiss soll wie geplant durchgeführt werden. Derzeit hat die Swiss noch 80 Flugzeuge und etwa 7200 Mitarbeiter. Irgendwelche Arbeitsplatzgarantien gab die Lufthansa nicht.
Zu den Beschränkungen der Überflüge über deutsches Gebiet beim Anflug auf den Flughafen Zürich soll im Zuge der Übernahme verhandelt werden, ebenso wie über die Finanzierung der Flugsicherung. Innerhalb von 12 Monaten solle für die An- und Abflugrouten eine Lösung gefunden werden, sagte der Schweizer Verkehrsminister Leuenberger. Nachdem die Verhandlungen über einen Staatsvertrag zur Reduzierung der Überflüge über deutschem Gebiet am Widerstand der Schweiz gescheitert waren, hatte Deutschland einseitig Überflug-Beschränkungen abends, nachts und am Wochenende angeordnet. Der Flughafen Zürich sieht darin einen großen Wettbewerbsnachteil und möchte die Beschränkungen gerne wieder abschaffen - verständlich, denn einem Flughafen in Deutschland würde die deutsche Bundesregierung entsprechende Lärmschutz-Regelungen keineswegs zumuten.
Im süddeutschen Kreis Waldshut wird jetzt befürchtet, die bisher von Verkehrsminister Stolpe gebilligten Flug-Beschränkungen könnten jetzt aufgeweicht werden, weil durch die Übernahme der Swiss durch Lufthansa plötzlich deutsche Wirtschaftsinteressen tangiert sind. Nach Zeitungsberichten soll die Lufthansa bereits in dieser Richtung tätig geworden sein. Stolpe äußerte sich unverbindlich. "Weitere Gespräche mit der Schweiz müssten mit dem bisher schon praktizierten Augenmaß geführt werden", teilte der Minister in einer Presseerklärung zur Beruhigung der Fluglärmgegner in Süddeutschland mit. Das Land Baden-Württemberg werde in die Gespräche einbezogen.
Siehe auch:
Die Großaktionäre der Swiss, die etwa 86 Prozent des Swiss-Kapitals halten, stimmten der Abtretung ihrer Aktien gegen einen so genannten "Besserungsschein" zu. Das heißt sie bekommen jetzt kein Geld, erst wenn die Swiss wieder Gewinn erwirtschaftet, erhalten sie eine Zahlung von bis zu 265 Millionen Euro. Die Kleinaktionäre, die etwa 15% des Kapitals halten, bekommen ein Übernahmeangebot in Höhe von insgesamt 45 Millionen Euro. Insgesamt kostet der Deal die Lufthansa also maximal 310 Millionen Euro - ein Schnäppchenpreis für eine Fluggesellschaft dieser Größe. Allerdings werden auch ca. 700 Millionen Schulden der Swiss mit übernommen. Die Swiss, die 2002 nach der Pleite der Swissair als Nachfolgegesellschaft gegründet wurde, war bisher kein wirtschaftlicher Erfolg. In drei Jahre wurde etwa 1 Milliarde Euro an Eigenkapital verbraten, das Staat und private Geldgeber zur Rettung der Fluggesellschaft zur Verfügung gestellt hatten.
Die Lufthansa sicherte zu, die Swiss als weitgehend eigenständige Fluggesellschaft mit Sitz in der Schweiz und mit eigener Flotte und eigenem Personal weiter zu führen. Die Marke "Swiss" bleibt erhalten. Zum nächsten Winterflugplan soll die Swiss voll in den Lufthansa-Flugplan integriert werden. Der Flughafen Zürich-Kloten soll als Drehkreuz (Hub) erhalten bleiben und von der Lufthansa gleichberechtigt neben den beiden anderen Drehkreuzen der Lufthansa, Frankfurt und München, entwickelt werden. Dazu soll die Swiss noch zwei weitere Langstreckenflugzeuge erhalten, freilich nur wenn es sich rentiert.
Wegen kartellrechtlicher und luftverkehrsrechtlicher Anforderungen wird die Übernahme in mehreren Schritten stattfinden. Die Swiss-Aktien werden zunächst von der neuen Schweizer Gesellschaft Air Trust übernommen, an der die Lufthansa zunächst Anteile von 11% erwirbt. Nach der Freigabe durch die Kartellbehörden (der Deal muss von der EU-Kommission genehmigt werden) erhöht sie ihren Anteil auf 49 Prozent, nach dem Abschluß der neuen Luftverkehrsabkommen werden dann 100% erworben.
Der geplante Abbau von 1000 Arbeitsplätzen bei der Swiss soll wie geplant durchgeführt werden. Derzeit hat die Swiss noch 80 Flugzeuge und etwa 7200 Mitarbeiter. Irgendwelche Arbeitsplatzgarantien gab die Lufthansa nicht.
Zu den Beschränkungen der Überflüge über deutsches Gebiet beim Anflug auf den Flughafen Zürich soll im Zuge der Übernahme verhandelt werden, ebenso wie über die Finanzierung der Flugsicherung. Innerhalb von 12 Monaten solle für die An- und Abflugrouten eine Lösung gefunden werden, sagte der Schweizer Verkehrsminister Leuenberger. Nachdem die Verhandlungen über einen Staatsvertrag zur Reduzierung der Überflüge über deutschem Gebiet am Widerstand der Schweiz gescheitert waren, hatte Deutschland einseitig Überflug-Beschränkungen abends, nachts und am Wochenende angeordnet. Der Flughafen Zürich sieht darin einen großen Wettbewerbsnachteil und möchte die Beschränkungen gerne wieder abschaffen - verständlich, denn einem Flughafen in Deutschland würde die deutsche Bundesregierung entsprechende Lärmschutz-Regelungen keineswegs zumuten.
Im süddeutschen Kreis Waldshut wird jetzt befürchtet, die bisher von Verkehrsminister Stolpe gebilligten Flug-Beschränkungen könnten jetzt aufgeweicht werden, weil durch die Übernahme der Swiss durch Lufthansa plötzlich deutsche Wirtschaftsinteressen tangiert sind. Nach Zeitungsberichten soll die Lufthansa bereits in dieser Richtung tätig geworden sein. Stolpe äußerte sich unverbindlich. "Weitere Gespräche mit der Schweiz müssten mit dem bisher schon praktizierten Augenmaß geführt werden", teilte der Minister in einer Presseerklärung zur Beruhigung der Fluglärmgegner in Süddeutschland mit. Das Land Baden-Württemberg werde in die Gespräche einbezogen.
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Bundesregierung (Deutschland) Baden-Württemberg Zürich Luftverkehrsgesellschaften Staatsvertrag, Staatsverträge Deutsche Lufthansa AG
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