Es ist zwar Karnevalszeit, aber trotzdem war es kein Scherz: Verkehrsminister Posch will ein europaweites Nachtflugverbot. Eine EU-Richtline soll einen "einheitlichen Mindestschutz der Bevölkerung vor Fluglärm zwischen 23 und 5 Uhr" gewährleisten. Gelten soll die Richtlinie an allen europäischen Großflughäfen, die in Ballungsgebieten liegen und internationale Drehkreuze sind. Welche Flughäfen genau das sein sollen, bleibt erst mal offen. Mit einer Bundesratsinitiative will Posch die Bundesregierung zwingen, in Brüssel auf eine solche Regelung zu drängen.
Was Posch wohl damit beabsichtigt? Gibt er jetzt endgültig zu, dass er ohne Änderung der Gesetze kein Nachtflugverbot hinkriegt? Will er die Schuld dann auf die Bundesregierung oder die EU schieben? Damit das Ansehen der Landesregierung und von Ministerpräsident Koch keinen Schaden nimmt, wenn es dann mit dem Nachtflugverbot nichts werden sollte? Wahrscheinlich spielt das alles eine Rolle. Nur eins kann man wohl ausschließen: dass Posch aus Menschenfreundlichkeit etwas für die fluglärmgeplagte Bevölkerung tun will.
Wenn man das geforderte Nachtflugverbot genauer ansieht, stellt man fest, dass es genauso aussieht wie das aus der sog. "Mediation". Und es soll nur für bestimmte Flughäfen gelten: für internationale Drehkreuze in Ballungsgebieten. Also für den Flughafen Frankfurt. Und alle nationalen und internationalen Konkurrenten. Damit Frankfurt im internationalen Wettbewerb keine Nachteile hat. Denn darum geht es Posch in Wirklichkeit: um die Interessen von Fraport und Luftverkehrsindustrie. Und natürlich um das Projekt Flughafenausbau. Nicht etwa um den Schutz der Menschen. Denn die leiden auch an kleineren Flughäfen unter dem Fluglärm.
Leicht wird es Posch mit seiner Idee nicht haben. Denn wie die hessische Landesregierung wollen auch die anderen Landesfürsten die Interessen "ihrer" Flughäfen fördern und mögen deshalb keine Nachtflugbeschränkungen, die für sie Wettbewerbsnachteile sind. Aus diesem Grund hat Posch den Flughafen München schon mal aus seiner Regelung ausgeklammert: sonst kriegt er nämlich die Stimmen von Bayern im Bundesrat nicht. Und ob die anderen betroffenen Regierungen mitmachen würden, steht auch in den Sternen. Statt ein europäisches Verkehrskonzept zu planen, schicken sie lieber ihre zentralen Flughäfen in den Wettbewerb um den Spitzenplatz.
Trotz der begrenzten Erfolgsaussichten können die Menschen im Rhein-Main-Gebiet von Poschs Initiative nur profitieren. Klappt es mit dem europaweiten Nachtflugverbot, braucht keiner mehr dem Ausbau zuzustimmen, nur damit er ein Nachtflugverbot bekommt. Klappt es nicht, gibt es laut Posch kein Nachtflugverbot - und damit keinen Ausbau. Hat schliesslich unser Ministerpräsident versprochen. Dann müssen wir eben noch etwas Geduld haben, bis die Gerichte das Recht auf ungestörten Schlaf durchsetzen werden.
BVerwG: Flughafen Leipzig/Halle kann ausgebaut werden
Pressemitteilung vom 09.11.2006
Von: @Bundesverwaltungsgericht <2006-11-09>
Der Flughafen Leipzig/Halle kann zu einem internationalen Drehkreuz für den Frachtexpressverkehr ausgebaut werden. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat in einem Musterverfahren die Klagen von fünf Anwohnern gegen den Planfeststellungsbeschluss... Mehr»
BUND-Tagung zur Frage der Bewertung von (Nacht-)Fluglärm
Junk-Science?
... oder seriöse Wissenschaft?
Von: @(BUND Rheinland-Pfalz) <2004-12-01>
Allzu oft wird der Nachtfluglärm von den Verantwortlichen bagatellisiert. Anhand von Beispielen soll die Tagung des BUND am 18. Dezember die Zusammenhänge zwischen Entscheidungsträgern, Gerichten und Flugplatzbetreibern in Frankfurt und München aufzeigen. Mehr»
BVerwG: Kein vorläufiger Baustopp für den Ausbau des Flughafens Leipzig/Halle
Pressemitteilung vom 20.05.2005
Von: @Bundesverwaltungsgericht <2005-05-20>
Das Bundesverwaltungsgericht hat die Eilanträge gegen den Ausbau des Flughafens Leipzig/Halle abgelehnt. Das "öffentliche Interesse" an dem Ausbau des Flughafens - unter anderem wegen der erwarteten Arbeitsplätze - sei so groß, dass die Anwohner den nächtlichen Fluglärm dulden und mit passivem Schallschutz zufrieden sein müssten. Mehr»
ZRM: Fluglärm führt zu Gesundheitsgefährdungen
Pressemitteilung vom 22.07.2005
Von: @Initiative Zukunft Rhein-Main <2005-07-22>
Neue Erkenntnisse der Lärmwirkungsforschung belegen, dass nächtliche Lärmbelastung zu vermehrtem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Bluthochdruck und Herzinfarkt führt - schon ab Werten von 50 db(A). Der aktuelle Trend zu mehr Nachtflügen ist vor diesem Hintergrund besonders kritisch zu bewerten Mehr»
Nächtlicher Fluglärm wird nicht reduziert
Ministerium verschiebt die Absenkung des Lärmkontingents
Von: @cf <2005-08-12>
Der nächtliche Fluglärm wird vorerst nicht weniger. Das Verkehrsministerium hat die in 2001 versprochene Reduzierung des Nachtflug-Lärmkontingents um 5% verschoben. Grund: die Fluggesellschaften sind dagegen, das Ministerium befürchtet Klagen Mehr»
Immer mehr Nachtflüge am Frankfurter Flughafen !
Statistik: Entwicklung der nächtlichen Flugbewegungen von 1986 bis 2005
Von: @cf <2006-07-18>
Die Zahl der nächtlichen Starts und Landungen am Frankfurter Flughafen steigt unaufhaltsam, trotz Lärmkontingent und dem von der Landesregierung mit der geplanten Flughafenerweiterung versprochenen Nachtflugverbot. Die Statistik zeigt die Entwicklung der Zahl der Nachtflüge von 1986 bis heute Mehr»
WHO: Jeder fünfte Europäer durch nächtlichen Lärm gefährdet
WHO führt Leitlinien zum Schutz der Bevölkerung ein
Von: @Weltgesundheitsorganisation, Regionalbüro Europa <2009-10-12>
Jeder fünfte Europäer ist nachts regelmäßig einem Geräuschpegel ausgesetzt, der erhebliche gesundheitliche Auswirkungen haben könnte. Das WHO-Regionalbüro für Europa veröffentlicht Leitlinien für die nächtliche Lärmbelastung in der EU Mehr»
Nächtliche Verspätungsflüge bleiben Aufreger:
Keine Verbesserung in Sicht
Pressemitteilung des Kreis Groß-Gerau
Von: @Kreisausschuss Gross-Gerau <2019-04-01>
Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir hat wenig Hoffnung darauf gemacht, dass es in diesem Jahr Verbesserungen hinsichtlich verspäteter Flüge am Frankfurter Flughafen geben wird. Im Gegenteil ... Mehr»
UBA: Chronischer Verkehrslärm erhöht das Herzinfarkt-Risiko
Pressemitteilung vom 10.03.2004
Von: @Umweltbundesamt (UBA) <2004-03-18>
Verkehrslärm und Arbeitslärm sind Risikofaktoren für den Herzinfarkt. Die "NaRoMi-Studie" des Umweltbundesamtes (UBA) untermauert einen Zusammenhang zwischen Straßenverkehrslärm und Herzinfarkt und kommt zu erschreckenden Ergebnissen. Mehr»
HMWVL: Lärmpausenmodelle für Frankfurter Flughafen vorgestellt
Pressemitteilung des HMWEVL vom 12.09.2014
Von: @Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung <2014-09-12>
Der hessische Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir hat am Freitag Modelle zur Einführung siebenstündiger Lärmpausen am Frankfurter Flughafen vorgestellt. Mehr»