Scheitert der Flughafen-Ausbau am Kelsterbacher Chemie-Werk Ticona? Die direkt in der Einflugschneise einer Nordwest-Bahn gelegene Fabrik war von den Fraport-Planern in den Unterlagen für das Raumordnungsverfahren "schlichtweg übersehen" worden.
Auf die recht fragwürdige Vorgehensweise beim Erstellen der Unterlagen hat das "Extrablatt" schon wiederholt hingewiesen, jetzt aber droht der Flughafenbetreiberin Ungemach. In einem Risiko-Gutachten des TÜV Essen wird für das nach den Planungen in einer Höhe von 60 bis 70 Metern überflogene Ticona-Gelände von einem Schadensereignis in 600 Jahren ausgegangen, ein nicht eben beruhigender Wert. Fachleute sprechen denn auch von einem hohen bis sehr hohen Risiko. Als gefährlichster Moment im Flugverkehr gilt der Landeanflug. Knapp die Hälfte aller Abstürze ereignen sich kurz vor dem Aufsetzen, und just in dieser kritischen Phase soll ein Chemie-Werk mit 1000 Beschäftigten überflogen werden, das als Risikobetrieb eingestuft ist – verantwortliche Planung sieht anders aus.
Aufhorchen lässt zudem, dass die Landesregierung das Gutachten schon zwei Mal zur Überarbeitung zurückgeschickt hat. Da scheint es gut möglich, dass dem Auftraggeber die Resultate nicht ins Konzept gepasst haben. Die Fraport AG präsentierte übrigens zeitgleich ein "Gegengutachten" aus Berlin, nach dem mit einem Absturz "nur" alle 2778 Jahre zu rechnen sei. Vertrauen erweckt das Vorgehen der Ausbaubetreiber in dieser Frage jedenfalls nicht. Bestätigt sehen sich dagegen zahlreiche Politiker aus Städten und Gemeinden im Einzugsgebiet des Flughafens, die immer wieder auf das Risiko Ticona verwiesen haben. Sie fordern daher, die Ausbauplanungen unverzüglich einzustellen.
Als Alternative bliebe eine Verlegung des Unternehmens, das seine weltweite Zentrale erst im vorigen Jahr nach Kelsterbach verlegt hat. Die Kosten für einen Umzug werden allerdings auf rund 1,3 Milliarden Euro geschätzt, mögliche Produktionsausfälle gar nicht eingerechnet. Die Nordwest-Bahn könnte für die Fraport AG also zu einer gewaltigen Kröte werden, an der sich die Ausbaubetreiber gehörig verschlucken.
Das Ticona-Werk bei Kelsterbach läge direkt in der Einflugschneise der Nordwest-Bahn und würde ein erhebliches Gefahrenpotenzial darstellen. |
Landebahn Nordwest Absturz-Gefahr Gefahren durch Flughafenausbau FRA Ticona Flughafen-Ausbau FRA Arbeitsplätze am Frankfurter Flughafen
Droht Schließung des Flughafenbahnhofs?