IGF: Weiterer Ausbau muss gestoppt werden!
Pressemitteilung vom 15.10.2012
Von: @Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms (IGF) <2012-10-15>
Am 21. Oktober ist die Landebahn Nordwest ein Jahr in Betrieb. Die IGF zieht Bilanz und wirft einen Blick in die Zukunft.

Pressemitteilung der IGF vom 15. Oktober 2012

Am 21. Oktober ist die Landebahn Nordwest ein Jahr in Betrieb, dies ist für den Vorsitzenden der Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärm (IGF), Dirk Treber, Anlass Bilanz zu ziehen und einen Blick in die Zukunft zu werfen.

Es ist trotz der zahlreichen Proteste der Bürgerinitiativen, der Umweltschutzverbände und der betroffenen Städte und Gemeinden nicht gelungen, den Bau der Landebahn zu verhindern. Fast 300 ha wertvollen Bannwaldes wurden unwiederbringlich abgeholzt und versiegelt. Die Zahl der Flugbewegungen pro Stunde konnte bereits auf 90 gesteigert werden, bis zum Jahr 2020 sollen es 126 werden. Die Zahl der Passagier, die pro Jahr abgefertigt werden, soll von ca. 500.000 auf weit über 700.000 gesteigert werden. Die gesamte Rhein-Main-Region wird großflächig vom Mainz und Rheinhessen im West bis nach Aschaffenburg im Osten, von der Wetterau und dem Taunus im Norden bis nach Darmstadt und dem hessischen Ried im Süden verlärmt und mit Schadstoffen überzogen.

Trotz dieser wenig erfreulichen Umstände konnte in diesem Jahr auch ein wichtiger Etappensieg erreicht werden, dass Bundesverwaltungsgericht hat ein Nachtflugverbot von 23 bis 5 Uhr für den Frankfurter Flughafen verfügt.

Ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr haben die BIs gegen den Bau der Startbahn 18 West schon vor 34 Jahren gefordert, jetzt haben wir durch unsere Hartnäckigkeit und Ausdauer einen Teilerfolg erzielt. Auf dieses Ergebnis schauen nicht nur die Anwohner an anderen deutschen Flughafenstandorten, sondern auch in London, Paris, Amsterdam, Wien, Zürich, Barcelona und anderswo, steht die Forderung nach einem achtstündigen Nachtflugverbot ganz oben auf der Tagesordnung.

Der Ausbau geht weiter: Bau von Terminal 3 hat begonnen

Nach der Inbetriebnahme der neuen Landebahn geht der Flughafenausbau jetzt in die nächste Runde. Anfang Oktober wurde der neue Flugstieg A Plus in Betrieb genommen. Er ist speziell für Großraumflugzeuge wie den A 380 gebaut worden. Er hat die Kapazität so groß wie der Flughafen Hannover und kann im Jahr 6 Millionen Passagiere abfertigen.

Zurzeit wird bereits am zweiten Teil der A 380-Werft gearbeitet und für das Terminal 3 finden die Bodenvorbereitungsarbeiten statt. Danach soll dann mit dem ersten Abschnitt des neuen Terminals begonnen werden. Im Endausbau kann das Gebäude bis zu 30 Millionen Passagiere abfertigen und ist damit so groß wie der Flughafen München. Insgesamt sollen im Jahr 2020 über 80 Millionen Passagiere abgefertigt werden und pro Jahr über 700.000 Flugbewegungen stattfinden.

Wahrscheinlich wird diese Zahl der Flugbewegungen noch höher ausfallen, weil die technischen Möglichkeiten bis dahin weiter verbessert werden.

Doch damit nicht genug, der Flughafen entwickelt sich immer mehr zur Airport-City Frankfurt: Einer neuen Metropole im Rhein-Main-Gebiet mit einem Flughafen. Bereits heute werden über 70 Prozent der Einnahmen der Fraport AG durch die Vermietung und Verpachtung von Immobilien erzielt, der reine Flugbetrieb macht nur noch knapp 30 Prozent aus.

Die Airport-City Frankfurt: eine neue Metropole mit einem Flughafen

Auf der Fläche der Cargo-City-Süd im Süden des Frankfurter Flughafens entstehen neben dem Terminal 3 noch weitere Fracht- und Logistikbetriebe. Neuer Wald- und Flächenverlust ist vorprogrammiert: die bisherige Autobahnabfahrt bei Zeppelinheim muss erweitert werden, außerdem soll ein neuer S-Bahn-Anschluss gebaut werden.

Im Westen der Airport-City wird das Mönchhof-Gelände mit seinen Speditions- und Logistikfirmen, Büros, Verwaltungen, Zulieferbetrieben und Geschäften entwickelt. Später kommt das ehemalige Ticona-Gelände hinzu, wo bis 2013 die noch vorhandenen alten Firmen-Gebäude abgerissen werden.

Direkt über dem Fernbahnhof des Flughafens erhebt sich das neue SQUAIRE, welches als Herzstück der Airport-City Frankfurt gilt. Zweiter wichtiger Bestandteil der neuen Airport City ist die Entwicklung von Gateway Gardens, einem ehemaligen Wohngelände der US-Army im Norden des Flughafens, wobei die Stadt Frankfurt alle erforderlichen Baugenehmigungen erteilt hat, ohne bestimmte städte- und raumplanerische Grundsätze zu beachten. Dort befindet sich die LSG Sky Chefs (Airline Catering), das Park Hotel, die Unternehmenszentrale des Condor Flugdienstes mit einem Flight-Operation-Center und einem Schulungszentrum und anderen kleineren Bürogebäuden. Am 9. Oktober wurde der Grundstein für das House of Logistics & Mobility (HOLM), eine Forschungs- und Wissenschaftseinrichtung für Verkehr und Logistik, gelegt. Insgesamt sollen in Gateway Gardens über 5.000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Diese neue Metropole wird eine Stadt ohne Einwohner sein, die Besucher fliegen ein und fliegen nach Erledigung ihrer Geschäfte wieder aus. Es wird kein gewähltes Gremium geben, das dieses Gebilde kontrolliert, die bisherigen kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Strukturen werden massiv verändert. Die Airportcity Frankfurt wird die gesamte Region beherrschen, wenn es nicht gelingt, diese Entwicklung zu stoppen.

Forderungen der BIs für das Wahljahr 2012

Deshalb gilt es, so Dirk Treber abschließend, mit den Protestaktionen und Demonstrationen im kommenden Jahr weiter zu machen. Im Herbst bzw. Winter 2013 finden Bundes- und Landtagswahlen statt. Wir werden die Parteien mit unseren Forderungen nach einem Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr, einer Schließung der neuen Landebahn, einer Begrenzung der Flugbewegungen auf 380.000 , der Verlagerung der Kurzstreckenflüge auf die Schiene, einer drastischen Reduzierung der Lärmgrenzwerte, der Erstellung einer Gesamtbelastungsstudie, der Besteuerung des Kerosins und der Streichung aller Subventionen des Flugverkehrs konfrontieren und für eine lebenswerte Umwelt kämpfen.

Dirk Treber
Vorsitzender der Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms (IGF)

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