KREIS GROSS-GERAU - Für Landrat Enno Siehr steht der geplante Ausbau des Frankfurter Flughafens vor dem Scheitern; gleichzeitig sieht er erheblichen Erklärungsbedarf bei der Hessischen Landesregierung. Die Lufthansa AG habe beim Erörterungstermin in Offenbach klargestellt, dass das für den Ausbaufall versprochene Nachtflugverbot zwischen 23 Uhr und 5 Uhr die Existenz mehrerer Tochtergesellschaften bedrohe und deshalb bereits juristische Konsequenzen angekündigt: "Damit entfällt die Geschäftsgrundlage des Mediationsverfahrens. Jetzt muss Ministerpräsident Koch klipp und klar sagen, ob er auch unter diesen veränderten Bedingungen am Ausbauvorhaben festhält!"

Die Landesregierung habe immer wieder beteuert, dass für sie ein Ausbau nur mit einem gleichzeitigen Nachtflugverbot genehmigungsfähig sei. Jetzt stelle mit Lufthansa ausgerechnet ein Großaktionär von Fraport diese Zusage offen infrage. Die Fluggesellschaft drohe sogar mit dem Verlust von mehreren tausend Arbeitsplätzen für den Fall, dass dieses Nachtflugverbot eingeführt werde: "Nicht nur bei Ticona und in den Gewerbegebieten in Flughafennähe, sondern sogar auf dem Flughafen selbst droht im Ausbaufall also offensichtlich ein massiver Stellenabbau!"

Für den Groß-Gerauer Landrat ist es ein großes Verdienst der Erörterung, dass die Fakten in Sachen Nachtflugverbot nun auf dem Tisch liegen und die Lufthansa ihre Position zu diesem Thema eindeutig dargestellt habe: "Jetzt kann keiner mehr sagen, er habe nichts gewusst!" Umso dringlicher sei eine klare Aussage aus Wiesbaden: "Hält auch die
Landesregierung die Ausbaupläne nun für gescheitert - oder plant man den Ausbau etwa insgeheim auch ohne Nachtflugverbot?"