Die Fraport AG hat überraschend von der Caltex Deutschland GmbH deren ehemaliges Raffineriegelände nordwestlich des Flughafens (als "Caltex-Gelände" bekannt) erworben. Auf dem 84 Hektar Gelände will Fraport nach eigenen Angaben "mit aller Kraft auf die Ansiedlung von Unternehmen hinwirken". Der Aufsichtsrat muss dem Kauf noch zustimmen, die Zustimmung gilt als sicher.
Erst im Juni dieses Jahres war Fraport in letzter Instanz mit einer Klage gegen den Bebauungsplan der Städte Kelsterbach und Raunheim für das Caltex-Gelände gescheitert. Der Bebauungsplan sieht auf dem Gelände Hochhäuser mit einer Höhe bis zu 56 Meter vor - so hohe Gebäude würden der geplanten Landebahn Nordwest im wahrsten Sinne des Wortes "im Wege stehen". Hätten die Hochhäuser wegen der Landebahn Nordwest nicht gebaut werden können oder hätten sie gar wieder abgerissen werden müssen, wäre Fraport zu Schadenersatzzahlungen verpflichtet gewesen.
Diesen Problemen ist Fraport durch den Erwerb des Geländes jetzt zuvor gekommen. Fraport-Sprecher Busch betonte dagegen, der Kauf habe mit dem Flughafenausbau nichts zu tun. Vielmehr wolle man wegen "fehlender Kapazitäten in der Cargo-City Süd neue Flächen für Speditionen und Logistikdienstleister in unmittelbarer Nähe des Flughafens und der Autobahn anbieten". Die im Bebauungsplan erlaubten Gebäudehöhen würden allerdings nicht realisiert werden, sagte Busch.
Die Bürgermeister von Raunheim und Kelsterbach, Thomas Jühe und Erhardt Engisch, zeigten sich verärgert, dass Caltex sie nicht von den Verhandlungen mit Fraport informiert habe. Positiv sehen sie jedoch die Möglichkeit, dass es mit der Entwicklung und Nutzung des Geländes jetzt schneller vorangehen könnte. Die Städte versprechen sich davon mehrere Tausend Arbeitsplätze und entsprechende Gewerbesteuereinnahmen. Ein Dienstleistungszentrum auf dem Caltex-Areal ist schon seit langer Zeit geplant, bisher hatten sich aber keine Investoren gefunden - was sicher maßgeblich mit den Flughafen-Ausbauplänen zusammenhängt.
Die hessischen Grünen forderten die Landesregierung auf, den Kauf des Geländes im Aufsichtsrat abzulehnen. "Fraport hat nicht die Entwicklung des Geländes im Auge, sondern meint mit viel Geld ein Hindernis für den Flughafenausbau aus dem Weg räumen zu können", erklärte der Parlamentarische Geschäftsführer Frank Kaufmann. Das angrenzende Chemiewerk Ticona sowie Natur- und Vogelschutzaspekte würden allerdings weiterhin genügend Gründe liefern, die Nordwestbahn nicht zu bauen.
Das Bündnis der Bürgerinitiativen kritisierte den Dominanzanspruch der Fraport über die Wirtschaft im Rhein-Main-Gebiet. Die Frage, ob für die A380-Werft wirklich Bannwald gerodet werden muss, sei mit dem Kauf des Caltex-Geländes neu zu bewerten. Durch ein weiteres Gelände in unmittelbarer Nachbarschaft des Flughafens könne auf dem jetzigen Flughafengelände mehr Platz für die A380-Halle geschaffen werden.
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