Umweltschützer besetzen Bäume im Kelsterbacher Wald
Protest gegen Waldvernichtung durch den Flughafenausbau
Von: @cf <2008-05-30>
In der Nacht vom 28. auf den 29. Mai 2008 haben Aktivist/Innen von Umweltinitiativen im Kelsterbacher Wald Bäume auf dem Gebiet der geplanten Landebahn besetzt.

In der Nacht vom 28. auf den 29.5.2008 haben Aktivist/Innen mehrerer Umweltinitiativen im Kelsterbacher Wald Gelände rund um das Waldhäuschen besetzt, das mitten auf dem Gelände der geplanten Landebahn Nordwest liegt.

Die Umweltschützer kletterten auf Bäume und errichteten dort in luftiger Höhe zwei Holzplattformen. Zwischen den Bäumen hängten sie ein großes Transparent mit der Aufschrift "Wald statt CO2-Schleudern" auf. Es geht ihnen vorrangig um die Erhaltung des wertvollen Bannwaldes, der als natürlicher Filter gegen Lärm und Schadstoffe unverzichtbar ist, vielen geschützten Tieren und Pflanzen als Lebensraum dient und außerdem ein beliebtes Naherholungsgebiet ist: "In Zeiten eines rasant voranschreitenden Klimawandels ist der Ausbau des Flughafens unverantwortlich".

Die Baumbesetzer haben sich auf einen längeren Aufenthalt eingerichtet. "Wenn es sein muss, bleiben wir Jahre, aber auf jeden Fall länger, als die Fraport sich das wünscht", sagte ein Teilnehmer der Presse. Sie hoffen dabei auf die Unterstützung durch die Bevölkerung der umliegenden Kommunen und auf das Wohlwollen der Stadt Kelsterbach, die (noch) Eigentümerin des Waldes ist und und sich entschieden gegen den Flughafenausbau einsetzt.

Die letztere Hoffnung der Baumbesetzer könnte sich als falsch herausstellen. Bald nachdem die Aktion bekannt wurde, erschien die Polizei mit mehreren Streifenwagen im Wald und forderte die Besetzer auf, aus dem Wald abzuziehen (was diese erwartungsgemäß nicht taten). Später kam Manfred Ockel, Erster Stadtrat von Kelsterbach in den Wald und erklärte, dass er keine widerrechtliche Nutzung des Waldes erlauben werde, weder der Fraport noch jemand anderem. Nur bis zum kommenden Sonntag - dann ist eine Kundgebung der örtlichen Bürgerinitiative im Wald geplant - werde die Aktion geduldet, dann müssten die Besetzer abziehen. Wegen des laufenden Verfahrens über eine "vorläufige Besitzeinweisung" befürchtet Ockel rechtliche Nachteile, wenn er Fraport das Betreten des Waldes verbietet, jedoch Baumbesetzer duldet.

Erste Reaktionen:

Das Bündnis der Bürgerinitaitiven (BBI), lokale BIs und der BUND erklärten sich mit den Baumbesetzern solidarisch. Das BBI forderte in einem Brief an Bürgermeister Engisch die Stadt Kelsterbach auf, ihren Wald nicht freiwillig an Fraport zu verkaufen, sondern weiterhin gemeinsam mit den anderen Kommunen, den Bürgerinitiativen, den klagenden Bürgern und dem BUND gegen den Ausbau zukämpfen. Die BI Mörfelden-Walldorf sagte, es sei politisch notwendig und legitim, sich nicht nur auf juristische Verfahren verlassen, sondern dem Protest durch Aktionen Ausdruck zu verleihen.

Der BUND warf Fraport Wortbruch vor. Entgegen ihrer ursprünglichen Zusage wolle Fraport jetzt doch vor der ersten Entscheidung des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs über die anstehenden Klagen mit irreversiblen Maßnahmen im Wald beginnen. Für ROBIN WOOD ist der Flughafenausbau angesichts des Klimawandels unverantwortlich.

Auch aus der Politik kamen vereinzelte Sympathiebekundungen. So sprachen die Frankfurter Grünen den Aktivisten ihre Solidarität aus. Zwar werde über die Planfeststellung für den Flughafenausbau vor Gericht entschieden, dennoch sei es wichtig, den Protest gegen den Ausbau weiter öffentlich zu machen und sich nicht allein auf die Klage zu verlassen. Deshalb habe "die mutige Aktion der Waldbesetzer unsere Sympathie und Unterstützung", sagten die Grünen. Der Flughafenausbau sei "ökologischer Irrsinn". Auch von der Linken kamen Solidaritätsbekundungen. Die SPD in Kelsterbach unterstützt (laut der FR) dagegen Stadtrat Ockel in seiner ablehnenden Haltung allerdings nicht aus juristischen Gründen: eine Waldbesetzung könnte schlimme Folgen für die Sicherheit der Beteiligten haben. Man wolle keine zweite Startbahn West.



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