Von der Nordwestbahn zur Atlanta-Variante - 900 000 Flugbewegungen in Frankfurt möglich !
Es eröffnen sich ganz neue Dimensionen ( nur keiner will sich so recht freuen ... ;-)
Von: @-&lt;[ @ufgeflogen ]&gt;- <2001-05-06>
Mit dem Bau einer Nordwestbahn lässt sich am Frankfurter Flughafen eine Atlanta-Variante realisieren - mit mindestens 900 000 Flugbewegungen im Jahr (160 pro Stunde), statt der 660 000, die bisher als Maximum angegeben wurden. Dieses Horroszenario wurde gestern von den Landtagsgrünen vorgestellt. Die Grünen beziehen sich auf eine Ausarbeitung des Offenbacher Flughafenplaners Dieter Faulenbach da Costa und des ehemaligen Flugkapitäns Harm Heldmaier, die die Autoren im Regionale Dialogforum verteilt haben.

Nach den Aussagen von Heldmaier und Faulenbach könnten nach dem Ausbau mit einer Nordwestbahn jeweils zwei Start- und Landebahnen unabhängig voneinander betrieben werden. Die Länge der dann zur Verfügung stehenden Bahnen und ihre Abstände seien dann mit dem Bahnensystem des Flughafens Atlanta vergleichbar - dort werden heute schon mehr als 900 000 Starts und Landungen abgewickelt.

In Atlanta gibt es nach Angaben der Gutachter vier parallele Bahnen mit Längen zwischen 2734 und 3624 Metern. Frankfurt würde nach dem Bau einer Nordwestbahn ebenfalls über vier Bahnen verfügen: die neue Bahn und die südliche Parallelbahn könnten ausschliesslich für Landungen verwendet werden, die nördliche Parallelbahn und der 3000 Meter lange südliche Abschnitt der Startbahn West für Starts. Starts und Landungen könnten unabhängig voneinander durchgeführt werden. Wie in Atlanta gebe es für Starts und Landungen je eine 4000 Meter lange Bahn für schwere Langstreckenflugzeuge und je eine kürzere Bahn für Kurz- und Mittelstreckenmaschinen. Mit dieser Konstellation liessen sich dann ähnliche Kapazitäten erreichen wie in Atlanta.

Was eine Verdoppelung der Flugbewegungen an zusätzlichem Lärm und Schadstoffen für die gesamte Region bedeuten würde, mag man sich kaum vorstellen. Grössere Teile der Region würden damit faktisch unbewohnbar. Auch die Gemeinden im Süden des Flughafens, von denen sich einige nur wenig vom geplanten Ausbau betroffen fühlen, würden dann eine Menge zusätzlicher Flugbewegungen abkriegen, auch ohne Südbahn. Die Gefahr ist ganz real; wenn die neue Bahn erst einmal in Betrieb ist, kann Fraport sie nutzen wie sie will, bis an die Grenze des technisch Möglichen. Und dass die ursprünglich genehmigten Flugzahlen ohne Konsequenzen überschritten werden können, sehen wir bereits heute.

Die Ausbaubefürworter reagierten wütend auf die Veröffentlichung - offenbar fühlen sie sich getroffen. Fraport-Sprecher Busch nannte die Autoren des Papiers "Pseudo-Experten ohne besondere Qualifikation". Schliesslich hätte das FAA-Gutachten (Gutachten der amerikanischen Luftfhartbehörde für die "Mediation", in dem die möglichen Bahnkapazitäten berechnet wurde) die Gutachten eine maximale Zahl von 660 000 Flugbewegungen ergeben. ( Allerdings hat bereits die offizielle Qualitätssicherung für dieses FAA-Gutachten massive Einwände dargelegt - besonders im zeitweise "verschollenen" Anhang ! )

Noch mehr regten sich die Pro-Ausbau-Politiker auf. Regierungssprecher Metz warf den Grünen "politische Scharlatanerie" vor. Die FDP sprach von "Panikmache". Die CDU meinte, den Grünen "gehe es um die blindwütige Verhinderung einer wichtigen Zukunfsentscheidung". Armin Claus, Fraktionschef der SPD und ein besonders entschlossener Verfechter des Ausbaus, erklärte, "die vorgelegten Berechnungen hielten einer fachlichen Betrachtung nicht Stand. Die grundsätzliche Gegnerschaft der Grünen zum Flughafenausbau darf nicht dazu führen, dass Verdächtigungen und Unterstellungen Fakten ersetzen". Ob ausgerechnet Clauss die vorgelegten Berechnungen fachlich beurteilen kann - wenn er sie denn überhaupt gelesen hat ?

Die Geschäftsstelle des Dialogforums (IFOK) erklärte, das Papier sei lediglich "eine unaufgefordert eingesandte private Meinungsäusserung. Ein qualitätsgesichertes Gutachten mit einer solchen Zahl existiere nicht." Unaufgefordert ist die Meinungsäusserung von Faulenbach und Heldmaier im RDF bestimmt - und äusserst unwillkommen dazu. Die beiden Autoren versuchen schon seit geraumer Zeit, in einer Projektgruppe des Dialogforums auf Fehler, Ungereimtheiten und "zweckorientierte" Vorgabe von Parametern im FAA-Gutachten hinzuweisen und die Variantendiskussion noch einmal aufzurollen. Diese Diskussion wurde bis jetzt erfolgreich ausgebremst. Schliesslich sollen die Projektgruppen den Auftrag des RDF (Begleitung des Ausbaus) erfüllen und brav das von der RDF-Geschäftsleitung und der wissenschaftlichen Begleitung geplante Programm abarbeiten. Und nicht etwa eigene Vorschläge für Untersuchungen einbringen, die womöglich Zweifel an den Gutachten der "Mediation" aufkommen lassen oder deren Ergebnisse gar den geplanten Ausbau gefährden könnten.

Dass die beiden Autoren sich jetzt an die Öffentlichkeit wenden, ist völlig konsequent. Ihre Arbeit sollte auf keinen Fall im politischen Parteien-Hickhack untergehen, nur weil sie von den Grünen zuerst vorgestellt wurde. Die im Gutachten aufgeworfenen Fragen müssen ausführlich und öffentlich diskutiert werden. Denn die Umweltzerstörrung durch eine Atlanta-Variante kann sich die Region nicht leisten.

Sehen Sie hierzu auch: Das Gutachten von Faulenbach und Heldmaier und die massive Kritik am FAA-Gutachten.
Themen hierzuAssciated topics:

„Mediations“-Verfahren zum Ausbau des Frankfurter Flughafens Flughafen-Ausbau FRA Südbahn(en)

Das könnte Sie auch interessierenFurther readings:
Die methodischen Mängel des Mediationsverfahrens
Ein Systematisierungs- und Bewertungsversuch
Von: @(Friedrich Thießen) <2001-01-23>
   Mehr»
BUND: Fraport verlässt im Lärmschutz die Mediation
Pressemitteilung vom 16.01.2005
Von: @BUND <2005-01-17>
   Mehr»
BBI: Lärm kann man nicht abkaufen
Pressemitteilung vom 18.04.2007
Von: @Bündnis der Bürgerinitiativen <2007-04-18>
"Die Bürger werden sich ihre Rechte nicht abkaufen lassen": das Bündnis der Bürgerinitiativen nimmt Stellung zum FAZ-Artikel über die "Geheimverhandlungen" zwischen Fraport und Kommunen im RDF   Mehr»
Regionales Dialogforum (RDF)
Versammlung von Interessenvertretern verschiedener Gruppen mit dem von der hessischen Landesregierung vorgegebenen Ziel, den Ausbau des Frankfurter Flughafens möglich zu machen.
   Mehr»
Luftfahrt-Lobby und Regionales Dialogforum
Schreiben beweist: Der Dialog soll die Bürger ruhig stellen!
Von: @(Bündnis der Bürgerinitiativen) <2002-05-28>
   Mehr»
Hattersheimer Bürgermeister übt massive Kritik am RDF
Aber aussteigen will er nicht - doch ein Papiertiger?
Von: @-&lt;[ @ufgeflogen ]&gt;- <2003-06-30>
   Mehr»
Zürich: Fluglärm-Mediation geplatzt
Verfahren scheitert schon in der Vorbereitungsphase - der Streit geht weiter
Von: @cf <2004-07-16>
   Mehr»
Kreis GG: Ausbau ohne Nachtflugverbot?
Landrat Siehr fordert Klarstellung aus Wiesbaden (PM vom 08.03.2006)
Von: @Kreis Gross-Gerau <2006-03-08>
Für Landrat Enno Siehr steht der geplante Ausbau des Frankfurter Flughafens vor dem Scheitern, nachdem die Lufthansa AG beim Erörterungstermin erklärt hat, sie würde das geplante Nachtflugverbot nicht akzeptieren. Siehr möchte von der Landesregierung wissen, ob sie jetzt den Ausbau ohne Nachtflugverbot plant.   Mehr»
BUND: Versprechen "Kein Ausbau ohne Nachtflugverbot" rechtlich nicht haltbar
Antrag auf Nachtflugverbot wird von Lufthansa nicht akzeptiert
Von: @BUND Hesssen <2006-03-07>
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht sich in seinen Zweifeln am versprochenen Nachtflugverbot bestätigt. Die Lufthansa AG hat bei der Erörterung angekündigt, gegen die geplanten Nachtflugbeschränkungen zu klagen - mit guten Erfolgschancen. Übrig bliebe ein Ausbau ohne Nachtflugverbot   Mehr»
GRÜNE lehnen Landesentwicklungsplan und damit Flughafenausbau ab
Pressemitteilung vom 31.05.2007
Von: @Grüne im hessischen Landtag <2007-05-31>
"Die Entwicklung des Flughafens ist eine Kette gebrochener Versprechungen", kritisieren die Grünen den neuen Landesentwicklungsplan, der das Nachtflugverbot nicht als verbindliches Ziel enthält   Mehr»
BBI: Der Anti-Lärm-Pakt ist Lug und Trug
Pressemitteilung vom 07.09.2007
Von: @Bündnis der Bürgerinitiativen <2007-09-07>
Das Bündnis der Bürgerinitiativen hält den im RDF vorgelegten Vorschlag für einen Anti-Lärm-Pakt eher für einen "Mehr-Lärm-Pakt", der die Luftverkehrswirtschaft freuen wird   Mehr»
Voraussetzungen und die Zulässigkeit der Anordnung eines Nachtflugverbotes
Rechtliche Stellungnahme nach Maßgabe der Empfehlungen der Mediationsgruppe
Von: @(Gronefeld) <2001-03-08>
   Mehr»
KAG: Fraport verramscht die Region
Pressemitteilung vom 08.11.2016
Von: @Kommunale Arbeitsgemeinschaft Flughafen <2016-11-08>
Die KAG nimmt Stellung zu Billigfliegern am Frankfurter Flughafen: sie sieht sich durch den Fraport-Vorstand getäuscht und ist über die geplante Kehrtwende in der Unternehmenspolitik entrüstet.    Mehr»
Die Arbeitsplatzfalle - Gutachten zur Beschäftigungsentwicklung im Rahmen des Mediationsverfahrens zum Ausbau des Flughafen Frankfurt/Main
Dokumentation der Studie von Lutz Getzschmann und Jürgen Schardt verfügbar
Von: @(Roger Treuting) <2001-03-11>
   Mehr»
Flughafenausbau: Täuschungsversuch vom Ministerpräsidenten
Presseinformation
Von: @Bündnis der Bürgerinitiativen <2001-06-06>
   Mehr»
Novelle des Fluglärmgesetzes
BUND Hessen fordert ein Ende der Blockade beim Fluglärmgesetz
Von: @(BUND Hessen) <2001-06-22>
   Mehr»
Nachtflugverbot adé
SPD-Bundestagsfraktion verabschiedet sich vom sog. Mediationsergebnis
Von: @(BUND Hessen) <2001-07-10>
   Mehr»
Teure Veranstaltung: Das RDF kostet in 2001 vier Millionen Mark
Trotzdem geht Umsetzung des "Mediationspakets" kaum voran
Von: @-&lt;[ @ufgeflogen ]&gt;- <2001-10-07>
   Mehr»
Regionales Dialogforum (RDF) veröffentlicht Jahresbericht
Was ist aus Millionen DM Steuergeldern geworden ?
Von: @ -&lt;[ @ufgeflogen ]&gt;- <2002-01-12>
   Mehr»
Wörner will "Bündnis für die Mediation" gründen
Ein Ladenhüter neu aufgelegt?
Von: @-&lt;[ @ufgeflogen ]&gt;- <2002-02-05>
   Mehr»
Fraport-Lärmschutzprogramm geht nicht weiter
Will Wörner lärmbelastete Bürger auf den Holzweg schicken ?
Von: @-&lt;[ @ufgeflogen ]&gt;- <2002-02-13>
   Mehr»
BUND - PRESSEMITTEILUNG
Eine Kampfansage an Mensch und Natur
Fraport meilenweit von der sog. Mediation entfernt
Von: @(BUND Hessen) <2003-04-03>
Scharfe Kritik an der Fraport AG übt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). "Der Flughafen hat sich beim Lärmschutz meilenweit von der so genannten Mediation entfernt", kritisiert BUND Vorstands-Sprecherin Brigitte Martin.   Mehr»
Wörner und Landesregierung: Kommunen sollen zurück ins RDF
Lassen sich die Aussteiger wieder einfangen?
Von: @-&lt;[ @ufgeflogen ]&gt;- <2003-06-12>
   Mehr»
Die Bildrechte werden in der Online-Version angegeben.For copyright notice look at the online version.

Bildrechte zu den in diese Datei eingebundenen Bild-Dateien:

Hinweise:
1. Die Bilder sind in der Reihenfolge ihres ersten Auftretens (im Quelltext dieser Seite) angeordnet.
2. Beim Anklicken eines der nachfolgenden Bezeichnungen, wird das zugehörige Bild angezeigt.
3, Die Bildrechte-Liste wird normalerweise nicht mitgedruckt,
4. Bildname und Rechteinhaber sind jeweils im Dateinamen des Bildes enthalten.