Wer regelmässiger FR-Leser ist und die von dieser Zeitung beispielhaft publizierte öffentliche Diskussion um den Flughafen-Ausbau verfolgt, der denkt spätestens bei der Lektüre der Beiträge rund um dieses neue "Aufbruchsignal für die Region", er sei gleichzeitig in zwei verschiedenen Filmen: Da sorgen sich viele Kommunen, Bürgerinitiativen und Wissenschaftler (z.B. Rhein-Main-Institut) um die Bedrohung der zukünftigen Lebensqualität in der Region durch einen Expansionsdrang des Flughafens zum Moloch 'Fluchhafen'. Und nun das Hohelied der um das Image der Region besorgten Spitzenmanager auf "die Vorzüge der lebens- und liebenswerten Plätze, Städte und Landschaften" in Rhein-Main, die es nur noch in einer Imagekampagne "mit Charme" so zu vermitteln gilt, dass es nicht nur die - in Sachen Lebensqualität wohl eher kompromißbereiten weil karriereorientierten Manager nach Mainhattan zieht sondern auch deren Familien zum Wohnen und Leben in deren Umgebung. Damit nämlich sieht es nach den Erkenntnissen des Vorstandsvositzenden der Deutschen Bank eher mau aus. "Es sind die weichen Standortfaktoren, die nachhinken", also Lebenselemente, die nicht so messbar sind wie abzuzählende Arbeits- und Parkplätze. Aber gerade, wenn es um eine möglichst gesunde Umwelt, wenig Lärm, gute Luft, landschaftliche attraktive Umgebung mit viel Wald und Flur etc. geht, dann kommt man doch an der Frage 'Flughafenausbau' und 'Nachtflugbetrieb' einfach nicht (mehr) vorbei. Macht sich da nicht gerade auch in Gestalt des Flughafen-Chefs Bender der Bock zum Gärtner, wenn er mit an vorderer Stelle im 'Lenkungsausschuß' glaubt, die Werbekampagne für die Regionale unter Ausklamme-rung des Flughafen-Themas projektieren zu können?

Nahezu zeitgleich mit diesem Signal zum Aufbruch für eine lebens- und liebenswerte Region einschließlich Flughafenausbau und Nachtflugbetrieb tönen da auch ganz andere Aufbruchsignale aus der Region: Da ergreift die Stadt Mainz eine weitere Initiative gegen den Flughafenausbau aus der gemeinsamen Besorgnis mit "zahlreichen Städten, Gemeinden und Kreisen der Region um die Zukunft des Wirtschafts- und Lebensraums Rhein-Main".

Es erscheint doch nun mehr als überfällig, daß die durchaus wegweisenden Ziel- und Aufgabenstellungen der Regionale-Konferenz nicht abgehoben verhandelt werden von den konkreten Besorgnissen der Menschen in der Region, die mit guten Grün-den im Umgang mit der Ausbaufrage eine Schicksalsfrage für die Region sehen. Dieses Thema dürfen die Denker und Lenker rund um die Regionale nicht länger so ausklammern, wie es z.Zt. (noch) den Anschein hat.

gez. H.Kuse