Der Berufshandel sprach Klartext: "Das Börsendebüt der Fraport sei nicht nur verhalten, sondern enttäuschend". Der Schlusskurs der erste Woche lag bei 34,70 EURO also 0,30 EURO unter dem Ausgabepreis. Am zweiten Handelstag war der Kurs zeitweise um mehr als vier Prozent auf bis zu 33,30 EURO gefallen. Über Stützungskäufe der Konsortialbanken im Verlauf der Woche darf spekuliert werden.
Interessanter als der Kursverlauf der Fraport Aktien ist die Begleitmusik der Ausbaubetreiber.
Da wird doch tatsächlich die hohe Nachfrage nach Aktien, als Zeichen der Verbundenheit der Region mit dem Unternehmen, und als Akzeptanz der Ausbaupläne des Flughafen dargestellt.
Es ist durchaus möglich, dass dies für den ein oder anderen Zeichner der Grund war Fraport Aktien zu zeichnen. Der Hauptgrund Aktien zu zeichnen bzw. zu erwerben sind in der Regel monetäre Motive. Hier sind zu erwartende Kursgewinne egal ob es sich um kurz-mittel-oder langfristige Anlagehorizonte handelt oder im Falle einer Neuemission auch die Mitnahme eventueller Zeichnungsgewinne die hautsächlichen Beweggründe für den Erwerb von Aktien.
In den Wochen vor dem Börsenstart präsentierte sich das Unternehmen Fraport in teuren Hochglanzbroschüren, Fernseh-und Rundfunkspots durchaus positiv. Den zukünftigen Anlagern wurde ein renditestarkes, zukunftsorientiertes Unternehmen mit hohen jährlichen Wachstumsraten vorgestellt. Da die Risiken des Börsengangs, insbesondere der Flughafenausbau, die zukünftigen Investoren nicht verschrecken sollte, wurde diese in den Werbekampagnen für den Börsengang ausgegrenzt bzw. kleingehalten. Fraport und Politik waren optimistisch, dass der Ausbau planmäßig durchgeführt wird.
Die Vielzahl der vorhandenen Risiken nicht nur bezüglich des Ausbaus wurden in das 150-Seiten starke Börsenzulassungsprospekt verbannt und dort ausführlich beschrieben.
Dies ist einerseits aufgrund des Börsengesetzes vorgeschrieben, andererseits soll es Klagen zukünftiger Aktionäre bezüglich der Prospekthaftung vorbeugen (aktuell: Deutsche Telekom, EM-TV).
Hier einige Beispiele der Themen der beschriebenen Risiken:
- Fraport ist in besonderem Maße abhängig vom Hauptkunden Lufthansa
- Mögliche Folgen der Verlängerung des Pilotenstreiks bei der Lufthansa auf die Fraport aktuell: Wegen gestiegener Personalkosten denkt die LH über Streckenstreichungen nach
- Erheblich höhere als die geplanten Ausgaben für den Ausbau des Flughafens können nicht ausgeschlossen werden
- Verhinderungen oder auch nur Verzögerungen des Ausbaus können die Entwicklung von Fraport erheblich belasten.
Diese Beispiele belegen, dass die Kursentwicklung der Fraport-Aktie mit der Ausbauentscheidung verknüpft ist.
Den neuen Aktionären der Fraport AG aus der vielzitierten Region ist zu wünschen, dass sie nicht zu den Verlierern des Börsengangs werden, indem sie einerseits die Zerstörung ihres Lebensraumes mitfinanzieren, andererseits das Risiko der Fraport über einen möglichen Kursverlust der Aktie mittragen.
Als Miteigentümer der Fraport können die neuen Aktionäre gemeinsam mit Aktionären aus dem Spektrum der Bürgerinitiativen und der Kommunen ab der nächsten Hauptversammlung direkt Einfluss auf die Geschäftspolitik der Fraport AG nehmen.
Für die Bürgerinitiative Mörfelden-Walldorf,
Gerhard Steckenreiter
Börsennotierung der Fraport Pressemitteilungen der BI Mörfelden-Walldorf Flughafen-Ausbau FRA
Unser Standpunkt: Ja zur Wirtschaftsregion Rhein-Main - Nein zum Flughafenausbau !